Alles eine Nummer größer

Eine Reise in die USA zeigt, wie vielfältig das Land und dessen Bewohner sind. Die amerikanischen Landwirte haben dabei mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie deutsche Betriebe. Im Unterschied zu den deutschen Landwirten haben sie aber weniger Angst vorm Scheitern und probieren viele Dinge einfach aus.

Amerika gilt mit seinen 50 Bundesstaaten, den unterschiedlichen Klimazonen und seinen unendlichen Weiten nach wie vor als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Das spiegelt sich auch in der amerikanischen Landwirtschaft wider: Es gibt die Familienbetriebe mit 150 Kühen oder die großen Player mit Herdengrößen von mehr als 5000 Kopf.

Grundsätzlich haben die amerikanischen Farmer den Ruf, innovativ zu sein. Das Management von großen Herden, großzügige Boxenlaufställe, der Einbau von Belüftungssystemen oder die Herdenselektion auf Basis von genomischen Zuchtwerten – das alles sind Trends, die sich auch deutsche Milchviehhalter zunutze machen, allerdings erst nachdem sie sich in Übersee bewährt haben. Der Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Landwirten: Die Amerikaner probieren viele Dinge aus und haben weniger Angst vorm Scheitern. Ihnen fällt es augenscheinlich leichter, an anderen Standorten einen Neuanfang zu wagen.

Umso mehr sind sie mit Stolz erfüllt, wenn der Betrieb bereits in der zweiten oder dritten Generation geführt wird. Für die Farmer ist genau das die Definition von Nachhaltigkeit. Wirtschaften mit Boden und Tieren, sodass auch die nächste Generation noch davon leben kann. Mit bestem Wissen und Gewissen arbeiten sie im Stall und auf dem Acker – und geraten zunehmend in die Kritik. Tierhaltung, enge Fruchtfolgen und der Einsatz von genverändertem Saatgut rufen auch in der amerikanischen Gesellschaft zunehmend kritische Stimmen hervor.

Obwohl es weniger strenge gesetzliche Vorschriften gibt, haben die amerikanischen Landwirte mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie deutsche Betriebe: Weniger als 2 % der Amerikaner arbeiten in der Landwirtschaft. Es findet auch in den USA eine Entfremdung zwischen Stadt und Land statt, der Farmer und Verbände ent­gegenzuwirken versuchen. Zusätzlich ist der Milchmarkt gesättigt, erste Molkereien verordnen bereits interne Programme zur Mengen­reduktion. Die Preisschwankungen sowie der Druck von Politik und Gesellschaft zwingen auch amerikanische Milchviehhalter zur Betriebsaufgabe.

Eine Reise in die USA zeigt, wie vielfältig und beeindruckend das Land und dessen Bewohner sind. Es wird aber ebenfalls deutlich, dass amerikanische Landwirte auch nur mit Wasser kochen. In unserer USA-Serie, die mit der Wochenblatt Folge 12/2018 startet, stellen wir vier amerikanische Milcherzeuger vor. Vom Betriebsleiter, der mittlerweile gar keinen Kontakt mehr zur Herde hat und nur noch vom Büro aus managt, bis hin zum „Kleinbauern“ mit 160 Kühen oder dem Ehepaar, das seine Herde verkaufen musste, geben unterschiedliche Landwirte Einblick in den Alltag amerikanischer Betriebe.

Den ersten Teil der USA-Serie lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 12/2018 oder als exklusiven Wochenblatt-Plus Beitrag hier online.

USA-Serie

Kühe mit Passion

von Kirsten Gierse-Westermeier

Viel Arbeit, Zeit und Leidenschaft steckt Familie Mackinson aus Amerika in ihren Familienbetrieb. Wir waren da und haben uns umgesehen.