Alles auf Anfang

Von einem Tag auf den nächsten ist alles anders. Die NRW-Landesregierung ist abgewählt worden. Die Landwirtschaft ist gleichwohl gut beraten, sich nun nicht zurückzulehnen und auf Streichel­einheiten aus Düsseldorf zu warten.

Von einem Tag auf den nächsten ist alles anders. Die nordrhein-westfälische Landesregierung ist abgewählt worden, mit einer Wucht, die ganz Deutschland aufhorchen lässt.

Nachdem die SPD am Montagabend eine große Koalition ausgeschlossen hat, bleibt nur die FDP als Koalitionspartner für die CDU übrig. Eine Stimme Mehrheit im Landtag muss fürs Regieren reichen. Klar ist auch: Johannes Remmel bleibt nicht Umwelt- und Landwirtschaftsminister. Die Grünen sitzen auf der Oppositionsbank.

Die Wahlergebnisse zeigen vor allem eines: Auf dem Land wird konservativ gewählt, aber nicht rechtspopulistisch. Die AfD verbuchte ihre besten Ergebnisse in den Ruhrgroßstädten, in Gelsenkirchen, Duisburg oder Essen. Auch die Grünen haben in den agrarisch geprägten Regionen schlechte Karten, ob im Hochsauerland, in Olpe oder auch im Münsterland. Sie punkteten eher in den Universitätsstädten Köln, Bielefeld, Münster, Aachen, Bonn oder Düsseldorf.

Bevor die Koalitionsverhandlungen begonnen haben, sind Spekulationen darüber müßig, welche Person demnächst als Minister(in) Verantwortung für die Landwirtschaft trägt. Und doch ist jetzt für die Bauern wohl die wichtigste Frage, wer dieses wenig imageträchtige Amt übernehmen mag und kann. Sie bauen darauf, dass die Agrarwirtschaft politisch wieder mehr wertgeschätzt wird.

Die Landwirtschaft ist gleichwohl gut beraten, sich nun nicht zurückzulehnen und auf Streichel­einheiten aus Düsseldorf zu warten. Mit einer Landesagrarpolitik, die Bauern eher als lästig und störend betrachtete denn als förderungswürdig, ist es jetzt zwar erst einmal vorbei. Die schon eingeleiteten Veränderungsprozesse in der Tierhaltung oder im Ackerbau müssen aber trotzdem fortgeführt werden, denn sie sind Antworten auf die Wünsche breiter Bevölkerungsschichten.

Jetzt kommt es darauf an, im Gegenzug die berechtigten Interessen der Bauern politisch wirksam zu verankern und der Gesellschaft näherzubringen. Polarisieren bringt niemanden weiter. Wichtige Themen, bei denen dem Land eine
bedeutende Rolle zukommt, gibt es genug. Die Ausgestaltung der Düngeverordnung im Detail oder die heiklen Fragen zu Ferkelkastration und Schwanzkupieren brennen auf den Nägeln.

Es ist Zeit für einen Neustart: Kooperation statt Gängelung, mehr Anreize statt immer neuer Verbote. Mit einer Landesregierung, die Landwirten ideologiefrei, offen und auf Augenhöhe begegnet, kann der Neuanfang gelingen.