Welche Folgen die novellierte Düngeverordnung hat, wird jetzt langsam deutlich. Viele Tierhalter zucken zusammen, wenn sie ihre Nährstoffbilanz nach neuem Standard überschlägig ermitteln. Ohne ein einziges Tier mehr im Stall wachsen die Überschüsse.
Stickstoff und Phosphor gilt es dem natürlichen Kreislauf wieder zurückzugeben, nicht zu entsorgen. Das kann auf dem eigenen Land geschehen, aber viele Betriebe sind auch darauf angewiesen, Wirtschaftsdünger an Berufskollegen abzugeben, damit die eigene Nährstoffbilanz in der Waage bleibt. Doch es wird immer schwieriger, Abnehmer für Mist und Gülle zu finden.
Jetzt ist noch Gelegenheit, große Mengen Wirtschaftsdünger vor allem zu Mais pflanzenbaulich sinnvoll in die Erde zu bringen. Wer diese Chance nicht nutzen will oder kann, bekommt später ein Problem. Lagerkapazitäten könnten extrem knapp werden – und die Überschüsse verschwinden nicht von allein. Als letztes Mittel bleibt dann manchem Tierhalter nur die Abstockung des Bestandes bzw. der Produktionsverzicht mit befristetem Leerstand. Das wird bitter.
Auch für reine Ackerbauern ist Naturdünger interessant. Fest- und Flüssigmist sind kein Abfall, sondern wertvolle Nährstoffquellen. Sie ersetzen Mineraldünger und schonen knappe Ressourcen. Die weltweiten Phosphatreserven sind endlich und liegen überdies nicht in europäischer Erde. Mineraldüngerherstellung kostet außerdem viel Energie. Auch ökonomisch ist der Ersatz doppelt sinnvoll, denn erstens muss man keinen „Kunstdünger“ kaufen und zweitens wird die Abnahme der Nährstoffe von den Abgebern auch finanziell belohnt. Jeder Kubikmeter ordnungsgemäß verwertete Gülle bringt Geld in die Kasse. Darüber hinaus bieten Mist und Gülle noch pflanzenbaulichen Nutzen.
Für den überbetrieblichen Nährstoffausgleich gibt es gute Gründe. Trotzdem tun sich viele Bauern schwer damit, den Dünger von Berufskollegen aufzunehmen. Das liegt zum einen daran, dass jeder Tierhalter, der Wirtschaftsdünger von einem anderen Betrieb aufnimmt, automatisch die neue, aufwendige Stoffstrombilanz aufstellen muss – ein ernst zu nehmendes Hindernis.
Abgesehen davon ist für viele Pflanzenbauprofis wichtig, dass sie selbst ganz genau darüber bestimmen können, wann, wo und wie der Wirtschaftsdünger ausgebracht wird. Das funktioniert nur, wenn das Material direkt am Hof verfügbar ist, am besten im eigenen Lagerbehälter. Doch auch da hapert es: Gemeinde- und Kreisverwaltungen tun sich schwer mit Baugenehmigungen für einen „Güllepott“, der nicht für den eigenen Stall gebraucht wird – Kreislaufwirtschaft hin oder her. Hier müssen Politik und Verwaltung schnell dazulernen, bevor den Tierhaltern die Zeit wegläuft.