Viele Landwirte überlegen derzeit, ob und wie sie ihre Legehennen länger nutzen können. Die Herausforderung besteht dabei darin, den gesellschaftlichen Wunsch nach Ressourcenschonung und mehr Tierwohl mit den ökonomischen Erfolgsfaktoren einer erfolgreichen Hühnerhaltung zu verbinden.
Auch Thomas Rose und seine Frau Cordula haben sich zu diesem Thema Gedanken gemacht. Nach mittlerweile zwei Mauserdurchgängen haben sie erste, wichtige Erfahrungen gesammelt. „Dabei sind wir in den ersten Mauserdurchgang durchaus ein wenig blauäugig gestartet“, berichtet der Landwirt aus Nordhessen.
Im Sommer 2020 gab es im Betrieb eine 7500-köpfige Braunleger-Herde mit unterschwelliger infektiöser Bronchitis (IB QX), die damals nicht während der Legezeit therapiert werden konnte. „Planmäßig hätten wir im November aus- und Junghennen eingestallt. Dann hätten wir aber zum Weihnachtsgeschäft kaum Eier liefern können“, erklärt Rose – ein absolutes „No go“ für professionelle Legehennenhalter.
Eine Frage des Zeitpunktes
Die Herde vorsorglich früher ersetzen – zum Beispiel im Alter von 70 Lebenswochen (LW) – wollte der Landwirt, der seit einigen Jahren an verschiedenen Projekten wie den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz oder dem Netzwerk Fokus Tierwohl teilnimmt, aber auch nicht. „Also entschieden wir uns für eine induzierte Legepause, in welcher wir die IB-Problematik lösen, und nach der die Hennen gestärkt in eine zweite Legeperiode starten konnten“, beschreibt Cordula Krüger-Rose das Vorhaben.
„Im Nachhinein war das schon etwas gewagt“, ergänzt ihr Mann. Das Alter der Hennen passte zwar mit 60 LW und mit dem betriebseigenen Hafer war auch ein geeignetes, energiearmes Futter vorhanden. Die Mauser sollte aber im Sommer unter Langtag-Bedingungen in einer etwas schwierigen Herde mit Neigung zum Federpicken und leichtem Infektionsgeschehen gelingen: wahrlich nicht gerade Lehrbuchbedingungen.
Versuch gelungen
Doch der Versuch gelang. Die Tiere wechselten die Federn, regenerierten ihren Legeapparat und erreichten inklusive der sechswöchigen Legepause ein Gesamtalter von 710 Tagen. Sie produzierte also nach der Mauser zusätzliche 35 Wochen lang zahlreiche Eier.
Allerdings sollten bei der Entscheidung über die Mauser stets die wirtschaftlichen Stellschrauben im Blick behalten werden, rät Thomas Rose: Neben dem Junghennenpreis und den laufenden Stallplatzkosten (Auslastung!) sind das vor allem die Tierverluste und die Legeleistung der Herde vor der Mauser sowie die Futterkosten.
In Roses Fall verursachte die Mauser 2020 etwas höhere Kosten pro Ei als eine klassische Herdennutzung bis zur 80. LW. Die bessere Herdengesundheit nach der Mauser, der eigene Beitrag zur Nachhaltigkeit und die gesammelten Erfahrungen haben das aber wettgemacht, findet Familie Rose.
Das solle aber keine Allgemeinempfehlung sein: Die Entscheidung für oder gegen die Mauser müsse immer betriebsindividuell getroffen werden.
Das Auge stets am Tier
Auf jeden Fall haben die Roses bei ihrem zweiten Mauserversuch in diesem Winter, bei dem die Hennen aktuell gerade wieder mit dem Legen begonnen haben, von der Erfahrungen des ersten Durchganges profitiert.
Auch dieses Mal war die Vermarktungsplanung ein wichtiges Argument für die Legepause. Durch die Mauser hat der Betrieb den eigentlichen Termin zum Herdenwechsel verschieben können. Die eierfreie Phase passt jetzt deutlich besser ins Lieferkonzept des Abnehmers.
Damit die Tiere jedoch gut durch die Mauser kommen, gilt es einige Punkte zu beachten. Das hat Thomas Rose von der erfahrenen Beraterin gelernt, die den Betrieb während der Legepausen betreut hat.
„Eine ganz sensible Phase ist unter anderem die Zeit, in der die Tiere neue Federn schieben. Ein Bepicken der stark durchbluteten Kiele muss unbedingt unterbunden werden, deshalb haben wir viel Zeit in die Tierbeobachtung investiert“, erklärt Rose.
Vor allem zu Beginn der Mauser benötigen die Hennen zudem Unterstützung beim Wechsel in die höheren Volierenebenen im Stall. „Da muss man von Hand nachhelfen, sonst erreicht ein Teil der Tiere die Futter- und Wasservorrichtungen nicht und es gibt unnötige Verluste.
"Mausern macht eben Arbeit“, wissen Thomas und Cordula Rose: Wer die Legepause für einen Urlaub eingeplant hat, liegt komplett daneben. Die Mauser kann eine interessante Version der verlängerten Nutzungsdauer sein. Ohne intensive Tierbetreuung funktioniert das Verfahren jedoch nicht.
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