Schweinemastergebnisse 2021/22

Mast: Mehr schlecht als recht

Trotz bester Leistungen haben die Schweinehalter im Wirtschaftsjahr 2021/22 unbefriedigende Ergebnisse erzielt. Große Schwankungen in den Kosten und Erlösen machten die Mast oft zum Lotteriespiel.

Nach dem unbefriedigenden Wirtschaftsjahr 2020/21 hatten die Schweinemäster für 2021/22 auf eine grundlegende Besserung gehofft – leider vergeblich! Das schlägt sich unter anderem in den Auswertungszahlen nieder: Es stehen aktuell zwar noch einige Betriebszweigauswertungen aus. Aber der Rheinische Erzeugerring für Mastschweine (REMS) hat 2021/22 doch deutlich weniger Schweine ausgewertet. 371 506 Tiere aus 108 Mitgliedsbetrieben bedeuten ein Minus von gut 65 000 Schweinen und einen Rückgang um 18 ausgewertete Betriebe.

Die verbliebenen Mäster sind indessen nicht weiter gewachsen, sondern haben im Mittel 237 Schweine pro Betrieb weniger gemästet. Es wurde nicht mehr so konsequent nachgestallt. Und die Initiative Tierwohl (ITW) hinterlässt auch ihre Spuren in der Belegdichte. Wie könnte es anders sein.

Erlöse nur wenig besser

Im Schnitt haben die Mastbetriebe des REMS im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr 3230 Ferkel eingestallt, die im Mittel bei der Ankunft 29,88 kg wogen (Übersicht 1). Das war beim Gewicht ein leichtes Minus gegenüber dem Vorjahr. Der Ferkelpreis war mit 53,25 € um 8 € rückläufig.

Nach durchschnittlich 105 Masttagen wurde ein Schlachtgewicht von 96,2 kg SG erreicht (–0,7 kg). Der mittlere Schlachterlös betrug 1,56 €/kg SG und lag damit 8 Cent über dem Niveau des Vorjahres. Die Autofom-Indexpunkte/kg lagen mit 0,998 IXP/kg auf hohem Niveau.

Der Futterkostenanstieg machte sich nur verzögert bemerkbar, weil es dann in vielen Betrieben doch noch Getreide aus der alten Ernte und noch verhältnismäßig preiswerte Kontrakte gab. Trotzdem stiegen die Futterkosten um mehr als 11 € auf 74,62 € je Mastschwein.

Unterm Strich bleibt Verlust

Zunehmend bedeutender und noch unterschätzt ist der rasante Anstieg der Allgemeinkosten, die 2021/22 im Schnitt der Betriebe bei fast 6 € lagen (+1,13 €). Strom und Wärme werden eben immer teuer!Die Tierverluste in der Mast stiegen geringfügig auf 2 %. Bei den Tageszunahmen wurde erneut ein Fortschritt erzielt (+3 g auf durchschnittlich 871 g). Etliche Betriebe mit 900 g Zunahmen erzeugen bereits das „100-Tage-Schwein“.

Die Direktkostenfreie Leistung (DKfL) lag mit gut 14 € je Schwein 1,84 EUR über dem Vorjahresniveau. Die ökonomische Betrachtung darf aber nicht bei der DKfL enden. Schließlich müssen hiervon rund 24 € an Festkosten für Löhne, Abschreibung, Reparaturen und Sonstiges bestritten werden. Dann wird aus dem „positiven“ ganz schnell ein „negatives“ Ergebnis und unter dem Strich bleibt für das vergangene Wirtschaftsjahr im Mittel ein Minus von etwa 10 € pro Schwein.

Natürlich kann man Löhne und Abschreibungen betriebsindividuell unterschiedlich ansetzen, aber eine Vollkostendeckung wurde 2021/22 im Schnitt definitiv nicht erreicht.

Wo liegen Unterschiede?

Vergleicht man das obere und untere Viertel der „erfolgreichen“ und „weniger erfolgreichen“ Betriebe, so muss man feststellen: Schlechte Betriebe gibt es im Grunde nicht mehr. Gemäß Auswertung (siehe Übersicht 2) hat das untere Viertel gut 400 Schweine weniger eingestallt. Die Ferkel in dieser Betriebsgruppe waren etwas teurer, die Unterschiede aber nicht gravierend.

Das sah bei den Erlösen und Futterkosten anders aus: Hier lagen die Gruppen um jeweils rund 12 € je Schwein auseinander. Diese Unterschiede hängen aber oftmals mit dem Preisniveau zum Ein- oder Verkaufszeitpunkt zusammen. Mit dem „Können“ des Betriebsleiters hat das nur bedingt etwas zu tun.

Der Unterschied in der Direktkostenfreien Leistung lag dennoch bei knapp 26 € je Schwein. Eine derart hohe Differenz, bei geringen Unterschieden in den biologischen Leistungen, wurde in der Geschichte des REMS selten ermittelt. Entsprechend auch die Reaktionen der Mäster beim Blick auf das Jahresergebnis: Die Spanne reichte von „war doch nicht so schlecht“ bis „wir haben nur Geld dazu getan“.

Ergebnisse im Jahresverlauf

In Übersicht 3 sind die Entwicklungen wesentlicher Kennzahlen im Jahresverlauf dargestellt. Die Einstallzahlen pro Monat variierten nur wenig und lassen keinen systematischen Effekt erkennen. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch bei den Ferkeleinstandskosten mit einem Tiefstpreis von 37,27 € im Oktober 21 und einem Höchstwert von 71,19 € im April des selben Jahres.

Auf der Futterseite gibt es einen eindeutigen Trend zu immer höheren Aufwendungen. Starteten die Mäster noch mit 66 € Futterkosten je Schwein, stieg dieser Wert zum Ende des Wirtschaftsjahres auf bislang noch nicht erlebte 88 € pro Tier.

Üblich sind dagegen die saisonalen Schwankungen im Bereich der biologischen Leistungen: Im Herbst und Winter sieht es mit den biologischen Leistungen eben deutlich besser aus als im Sommer. Als Resultat dieser jahreszeitlichen Unterschiede wurde im ersten Halbjahr des vergangenen Wirtschaftsjahres ein negativer Deckungsbeitrag erzielt.

Auch die ersten zwei Monate des Jahres 2022 waren unterm Strich eher deprimierend. Ein wirtschaftliches Desaster wurde nur dadurch vermieden, dass zwischen März und Juni auf Grund der niedrigen Ferkel­einstandspreise und steigenden Schlachtschweineerlöse, wieder ein deutliches Plus erzielt wurde.

Das hat aber nicht gereicht, das Wirtschaftsjahr noch finanziell zu retten – von den Schwierigkeiten der Sauenbetriebe bei derartigen Ferkelpreisen mal ganz abgesehen.

Viele Tiefen, wenige Höhen

Das Wirtschaftsjahr 2021/22 wird den Schweinemästern deshalb als ein Jahr mit vielen Tiefen und wenigen Höhen in Erinnerung bleiben. Neben den allgemeinen Diskussionen um andere Haltungsformen, Afrikanische Schweinepest & Co. war es unter dem Strich für die meisten Betriebe wirtschaftlich einfach viel zu schlecht.

Ärgerlich ist, dass trotz guter biologischer Leistungen eher zufällige Faktoren wie der Futter- und Ferkel­einkaufspreis – vor allem aber die Erlösschwankungen – zu solch gravierenden Unterschieden zwischen den Betrieben führten.

Hoffen wir, dass es für das laufende Wirtschaftsjahr ein wenig besser wird. Und weniger turbulent!

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