Das „Landwirtschaftsjahr“ will Verbraucher mit auf die Reise durch die Jahreszeiten in der Landwirtschaft nehmen. Elf Agrarscouts aus ganz Deutschland laden mit Kurzvideos bei YouTube dazu ein, die Betriebsabläufe kennenzulernen. Seit vier Jahren gehört Sebastian Horn zu den Agrarscouts des Forums Moderne Landwirtschaft. Er sucht auf der Grünen Woche in Berlin, mit dem Geflügelmobil in deutschen Großstädten, aber auch in seinem Heimatort Lage im Kreis Lippe das Gespräch mit dem Verbraucher und der Presse.
Seminare bringen’s
Eigentlich ist der 24-Jährige eher den persönlichen Kontakt mit Menschen gewohnt – eigentlich. Dazu hat er verschiedene Seminare des Deutschen Bauernverbandes, des Forums sowie des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes besucht. Mit den Tipps, die er dort erhielt und mit seiner Erfahrung aus den vergangenen Jahren fühlt er sich souverän im Umgang mit Kritikern der Landwirtschaft. Obwohl die digitale Kommunikation gänzlich andere Ansprüche an den Dialog stellt als die persönliche Ansprache, zögerte Sebastian Horn nicht, als die Option bestand, sich an der Initiative „Landwirtschaftsjahr“ zu beteiligen. In den kommenden zwölf Monaten wird er etwa zehn Video-Beiträge produzieren, die dann über den YouTubekanal „Stadt.Land.Wissen.“ Verbreitung finden. Die Produktionstechnik dafür stellt ihm das Forum zur Verfügung. Häufig nutzt er aber, wenn es schnell gehen soll, einfach sein Handy.
Drehort Baustelle
Sebastian Horn und seine Eltern halten eigentlich Hühner – eigentlich. Doch in diesem Jahr endete der Pachtvertrag für den Stall mit 2400 Plätzen in Boden- und 3600 Plätzen in Freilandhaltung im Nachbarort. Die Baugenehmigung für den neuen Stall, ein paar hundert Meter von der eigenen Hofstelle entfernt, zog sich über mehrere Jahre. Die Folge: Erst ab diesem Sommer können dort 9000 Legehennen in die Freilandhaltung einziehen. Aktuell handelt die Familie Horn die Eier zweier Berufskollegen aus Blomberg und Westerwiehe durch, um ihre Abnehmer auch in der Übergangsphase beliefern zu können. Somit postet Sebastian Horn auch auf seinen eigenen Instagramkanälen und seinem Facebook-Profil aktuell weniger über den Alltag der Landwirtschaft im engeren Sinne als vielmehr die Fortschritte des Stallbaus. „Ich bin davon überzeugt, dass wir aufgrund unserer transparenten Öffentlichkeitsarbeit so wenig Gegenwind bei unserem Bauvorhaben erfahren haben“, zieht der gelernte Agrarbetriebswirt ein Fazit. Das motiviert ihn, sich weiter an verschiedenen Kampagnen der Öffentlichkeitsarbeit der landwirtschaftlichen Verbände zu beteiligen.
Nur posten reicht nicht
Doch Fotos, Videos und Storys zu posten ist nicht genug. Sie sind lediglich erste Aufschläge der Kontaktaufnahme mit dem Verbraucher. Das eigentliche „Gespräch“, sprich das digitale Kommentieren und Diskutieren, folgt dann im Optimalfall erst noch. Besonders wertvoll sind dabei aus Sicht von Beatrix Reißig, Pressesprecherin des Forums Moderne Landwirtschaft, nicht die „Likes“ unter den Beiträgen, sondern die kritischen Kommentare: „Sie zeigen uns, dass wir etwas ausgelöst haben und sie sind eine Bestätigung für unseren Dialogauftrag.“ Kontroverse Diskussionen sucht man unter den Beiträgen von Sebastian Horn vergebens. Er erhält überwiegend Zuspruch für sein Tun. Dennoch ist er zuversichtlich, auch kritische Fragen fachkundig beantworten zu können und fügt selbstbewusst hinzu: „Die Presse kann kommen.“
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