Montagabend, 19:22 Uhr – auf diesen Termin hat Christoph Daldrup lange hingearbeitet. Zur besten Sendezeit macht erstmals ein knackiger Spot Werbung für Landwirtschaft. Kernbotschaft: „Damit das Leben lebt!“
Der TV-Spot
Der Ausstrahlungstermin war dem Schweinemäster aus Dülmen-Hiddingsel schon lange ein Herzensanliegen. Werbung für Landwirtschaft nicht nur im Internet, sondern bundesweit im Fernsehen. Und das nicht als langatmiges Erklärvideo. Sondern rein emotional verpackt, mit schönen Bildern, attraktiven Szenen, lebenslustigen Menschen.
450 000 € mobilisiert
Damit die Botschaft ankommt, setzt Daldrup auf Wiederholung. Vierzehn Mal wird das Video in den nächsten zwei Wochen ausgestrahlt. Das kostet! Über 30 000 € pro Spot!
Doch Christoph Daldrup hat es geschafft, Menschen und Unternehmen aus der gesamten Branche von seiner Idee zu begeistern. 450 000 € hat er innerhalb von vier Wochen eingesammelt. Nicht nur Landwirte haben mitgemacht, sondern auch etliche Unternehmen aus dem vor- und nachgelagerten Bereich.
Dass er auf so überragende Resonanz gestoßen ist, liegt an der hervorragenden Vorbereitung. Denn Christoph Daldrup hatte nicht nur eine Idee. Sondern er konnte ein fertiges Produkt präsentieren: Ein Videoclip von 58 Sekunden, eine Liste der freien Sendeplätze, einen verbindlichen Kostenvoranschlag. Mit diesem Konzept „aus einem Guss“ überzeugte er seine Gesprächspartner.
Professionelles Video
Doch bis dahin war es ein langer Weg. Die Initialzündung lieferte ein Werbevideo aus Spanien, das den westfälischen Landwirt begeisterte: „In deutscher Sprache, modern und emotional– so eine positive Botschaft wollte ich auch für unsere Landwirtschaft.“
Was er auf keinen Fall wollte, war ein Erklärvideo mit Zahlen und Fakten zur Landwirtschaft. Ihm schwebte ein Clip mit einfachen Botschaften vor, der vorrangig Emotionen bedient. Den aber fand Daldrup in Deutschland nicht. „Dann machen wir das selbst – aber professionell“, überlegte der Landwirt ganz pragmatisch.
Dabei kam ihm sein Netzwerk zugute. Einer seiner Freunde, Markus Pieper, ist Werbefachmann. Entscheidend beteiligt waren auch die Film- und Fotoprofis Sven und Tim Marquardt. Alle drei waren begeistert von der Idee und stiegen in das Projekt ein. Markus Pieper schrieb ein erstes Drehbuch, kümmerte sich um Musik und Sprecher. Gemeinsam füllten sie die kurzen Szenen mit Leben.
Christoph Daldrup suchte in Familie und Nachbarschaft Darsteller für den Film. Die Rollen waren klar verteilt: Ein Seniorenpaar, eine junge Familie, ein Ehepaar mittleren Alters, Junglandwirte
Drei Drehtage
Drei Drehtage wurden angesetzt:
- Frühmorgens auf dem Feld, um stimmungsvolle Bilder vom Getreidebestand im Morgenlicht zu bekommen.
- Im Stall auf zwei Nachbarbetrieben beim fürsorglichen Füttern von Ferkeln und Kalb.
- Beim Frühstück am Sonntag im Bauerngarten passte einfach alles: Das Licht, das junge Grün der Blätter, die Blüten, die Stimmung, die knackigen, leckeren Lebensmittel, die effektvoll und emotional in Szene gesetzt wurden.
Jetzt fehlte nur noch das Motto. „Damit das Leben lebt“ flog ihnen während der Dreharbeiten und bei den Diskussionen zu und passte einfach. Brot, Fleisch, Gemüse und Milch mit Sorgfalt, Können und Herzblut erzeugen – das schafft die moderne Landwirtschaft.
Prime Time in ARD und ZDF
Nach dem Dreh folgte das Schneiden und Aussortieren der Szenen. Das gesamte Material wurde auf 58 Sekunden verdichtet. In so hoher Qualität, dass sogar eine Ausstrahlung im Kino möglich ist. Denn das war die erste Idee, um Breitenwirkung mit dem Video zu erzielen. Doch als Daldrup im Internet nach Sendeplätzen in Kinos suchte, „stolperte“ er über eine Münchener Firma, die Werbeschaltungen im Fernsehen vermittelt. Einer kurzen Mail folgte ein einstündiges Telefongespräch. „Fernsehwerbung? Können wir für Sie schalten“, lautete das Angebot. Doch die Zahl, die der Vermittler nannte, ließ Christoph Daldrup kurz nach Luft schnappen: 750 000 € für 18 Ausstrahlungen zur Prime Time in ARD und ZDF.
Doch rasch rappelte er sich auf: „Ich hatte ja alles: ausstrahlungsreifes Video, attraktive Sendeplätze, verlässliche Termine, detaillierte Kosten.“ Mit diesem Konzept ist er auf die Branche zugegangen, sprach mit Verbandspräsidenten, Firmenchefs, Kollegen.
Den ersten durchschlagenden Erfolg hatte er bei Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender der Agravis. Der sagte aus dem Stand 50 000 € zu – und machte in seinem eigenen Netzwerk Werbung für die gute Sache. Damit kam der Stein ins Rollen. Schlachtindustrie, Saatgutzüchter, Stalleinrichter – viele Akteure aus dem vor- und nachgelagerten Bereich machten mit.
Daldrup fasste auf der landwirtschaftlichen Seite nach. Jeder Betrieb aus seinem Arbeitskreis gab 1000 €. Der WLV brachte sich mit seiner Initiative „Mag doch jeder“ ein, ebenso die Stiftung Westfälische Landschaft.
Am Ende kamen 450 000 € zusammen. Zuwenig für die geplanten 18 Ausstrahlungen über 58 Sekunden. Davon ließ sich das Team nicht entmutigen, sondern krempelte die Ärmel hoch. Markus Pieper und Tim Marquardt setzten sich nochmal an den Schneidetisch und verdichtete das Video auf 40 Sekunden.
Damit konnte das Forum Moderne Landwirtschaft, das die finanzielle Abwicklung übernommen hatte, 14 Sendetermine im Vorabendprogramm buchen. Die Erstausstrahlung lief am 15.11. in der ZDF.
Wie geht's weiter?
„Wir müssen weiter Flagge zeigen und den Slogan etablieren“, ist Christoph Daldrup überzeugt. Er hat schon die nächsten Ideen, die nur darauf warten, in Bilder umgesetzt zu werden. Diesmal vielleicht als 20-Sekünder, die günstiger zu platzieren sind. „Die Branche kann das finanziell stemmen“, nimmt der Landwirt alle Firmen aus dem vor- und nachgelagerten Bereich in die Pflicht, aber auch die Landwirte selbst. „Alle müssen beitragen. Denn alle sitzen im gleichen Boot. Wenn die Landwirte aussterben, brauchen wir auch keine Futtermühlen und keine Schlachthöfe mehr."
Die Sendetermine
ARD: vor der Tagesschau um etwa 19:53 Uhr
16., 17., 18., 22., 25. November
ZDF: nach den Nachrichten um etwa 19:22 Uhr
15. bis 17. , 19., 20., 22., 24. bis 26. November