Nach der offiziellen Eröffnung am 25. Februar, zu der zahlreiche Gäste und Unterstützer nach Brakel-Modexen gekommen waren, kann die Bildungsarbeit nun richtig starten. Dabei soll das neue Schulungsgebäude ein Ort der erlebnisorientierten Bildung zur „NaturLandJagd“ werden – zum einen speziell für die einzelnen Themenfelder der drei beteiligten Bereiche Naturschutz, Jagd und Landwirtschaft, vor allem aber auch kooperativ zwischen den drei gleichberechtigten Anliegen.
Denn die Kulturland-Bildungsstätte, die mit insgesamt 757.000 € gefördert wurde (rund zwei Drittel aus LEADER-Mitteln und ein Drittel seitens der NRW-Stiftung) wird gemeinsam von Vertretern der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der Jägerschaft betrieben: "Diese richtungsweisende Zusammenarbeit", sollte Vorbild für das ganze Land sein, lobte Stiftungspräsident und Ex-NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg das Leuchtturmprojekt aus Ostwestfalen.
Drei Beteiligte – ein Ziel
Im Vorfeld der Eröffnung standen Antonius Tillmann, Dr. Burkhard Beinlich und Britta von Weichs dem Wochenblatt Rede und Antwort und beschrieben den gemeinsamen Ansatz: "Wir wollen miteinander und nicht übereinander reden, um gute Kompromisse und Lösungen für Jäger, Landwirte und Naturschützer zu finden. Denn wir haben zwar manchmal durchaus unterschiedliche Interessen, wir leben jedoch in der selben Kulturlandschaft. Und diese gilt es zum Wohle aller zu hegen, pflegen und weiterzuentwickeln.“
Drittel-Parität als Prinzip
Betrieben wird das im Brakeler Stadtwald direkt neben der Walderlebnissschule gelegene Bildungshaus durch den gleichnamigen Tägerverein, dessen erster Vorsitzender Landwirt Tillmann ist. Sein Partner als zweiter Vorsitzender ist Burkhard Beinlich, der den Naturschutz vertritt, während Britta von Weichs als dritte Vorsitzende aus den Reihen der Jägerschaft im Kreis für die ausdrücklich erwünschte Drittel-Parität sorgt.
Diese Gemeinschaft ist eher ungewöhnlich. In vielen Regionen Deutschlands sorgen die unterschiedlichen Auffassungen von Umwelt- und Naturschutz regelmäßig für Spannungen zwischen Landwirten, Naturschützern und Jägern. Das soll im Kreis Höxter anders laufen: „Im Trägerverein arbeiten wir gut zusammen und mit dem Bildungshaus wurde ein Ort der konstruktiven Gesprächsatmosphäre geschaffen“, betont Antonius Tillmann.
„Die gemeinsame ehrenamtliche Arbeit und Organisation verbindet und erleichtert das Miteinander“, stellt Dr. Beinlich heraus. Schließlich liegt die heimische Kulturlandschaft und der Erhalt der Artenvielfalt allen Beteiligten am Herzen. „Natürlich wird es auch bei uns Konfliktsituationen geben“, weiß Britta von Weichs. Es komme aber darauf an, wie man damit umgehe: Streitlustig oder lösungsorientiert?
Das Bildungshaus ist somit eine im positiven Sinne verbindende „Klammer“ der drei Gruppen. Hier können auch kontroverse Themen sachlich besprochen und behandelt werden, um Lösungswege zu suchen. Gemeinsam lässt sich dadurch vieles für die Natur aber auch für die Landbevölkerung erreichen. Das betrifft den Rehkitzschutz zur Futterernte im Mai ebenso wie die Vernetzung von Biotopen durch Blüh- oder Schonstreifen oder den Umgang mit dem für andere Tiere gar nicht so niedlichen Waschbär.
„Es gibt jedenfalls zahlreiche Möglichkeiten, wie Jäger, Naturschützer und Landwirte so zusammenarbeiten können, dass alle davon profitieren“ sind sich Britta von Weichs, Burkhard Beinlich und Antonius Tillmann einig.
Breites Bildungsangebot
Mehr noch: Alle Beteiligten können ihre Anliegen über das Bildungsprogramm in die Breite der Gesellschaft tragen. Denn wie der Name schon vermuten lässt, ist das Gebäude vor allem als Ort der Bildung errichtet worden. Großzügig gefördert durch Mittel aus dem LEADER-Programm der EU zur Stärkung des ländlichen Raumes und durch die NRW-Stiftung können dort seit Kurzem Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterrichtet werden.
Es geht um klassische Natur- und Umweltthemen, aber auch um Heimatkunde sowie Brauchtumsförderung. Die Inhalte sind vielfältig und reichen von der Jungjägerausbildung und Kursen zur ersten Hilfe bei der Jagd über Workshops zur Biotop-Anlage oder Streuobstwiesenpflege bis hin zu Informationsabenden zu Fördermöglichkeiten für Flächenbewirtschafter. Das Veranstaltungsprogramm soll am Bedarf ausgerichtet werden, gleichzeitig aber stets einen Bezug zur gemeinsam bewohnten und bearbeiteten Kulturlandschaft haben.
Ernährung und Kochen
Im unteren Stockwerk des Bildungshauses ist eine professionelle Lehrküche untergebracht. Dort wird die gesunde Ernährung mit heimischen Lebensmitteln ein Schwerpunktthema sein. Wo kommt unsere Nahrung her, wer hat sie erzeugt und wie lässt sie sich zubereiten?
All diesen Fragen wollen die Landfrauen auf den Grund gehen und den Kindern, Jugendlichen sowie interessierten Erwachsenen im praktischen Miteinander den Wert der Lebensmittel näher bringen. Diese sollen sogar zum Teil aus einem kleinen, am neuen Bildungshaus angelegten Garten bzw. aus Wald und Natur stammen.
Apropos Wald und Natur: Dem Nachhaltigkeitsgedanken folgend wurde beim Bau des Bildungshauses sehr viel Wert auf Ressourcenschonung und Klimaschutz gelegt. So fügt sich das zweigeschossig in den Hang gebaute Schulungshaus unauffällig in die Landschaft ein.
Dazu tragen unter anderem die Außenwände aus heimischem Douglasienholz und das Gründach bei. Es gibt insgesamt nur wenig versiegelte Fläche und die Fenster sind aus einem speziellen Antikollisionsglas. Damit werden die Scheiben für Vögel sichtbar und nicht zur gefährlichen Aufprall-Falle, erklärt Britta von Weichs.
Das neue Bildungshaus zeigt eben auch in kleinen Details, dass man mit etwas Nachdenken und gegenseitiger Rücksichtnahme viel für Mensch, Natur und Heimat erreichen kann.
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