Gastkommentar - Blick von außen

Zu Schwert und Pflug kommt Alu-Hut

Die Demonstrationen von Landwirten in Berlin und Hannover zeigen, wie gespalten der Berufsstand ist.

Vor etwa einem Jahr bekam mein Verlag Post von einer Person, die offensichtlich unzufrieden war mit meiner Berichterstattung über die Landwirtschaft. Der Brief richtete sich nicht direkt an mich, aber es ging um mich: Die Geschäftsführer wurden aufgefordert, mich aus dem Verkehr zu ziehen. Ansonsten übernehme man das selbst. Eine Unterschrift fehlte, dafür klebte eine Patrone auf dem Blatt Papier. Sorgsam aufgeklebt mit Tesa-Film.

Zwei Tage später sollte ich einen Vortrag vor Landfrauen halten. Ich wollte auch darüber sprechen, dass sich nach meiner Wahrnehmung ein Teil der Branche zunehmend radikalisiert. Als ich die Powerpoint-Folien dafür zusammengebaut hatte, wusste ich von dem Brief noch nichts.

Wo führt die Unzufriedenheit hin?

Warum ich Ihnen das hier erzähle? Bedroht und beleidigt werden Journalisten zunehmend. Ich frage mich aber seit diesem Brief: Wo soll die Unzufriedenheit auf den Bauernhöfen hinführen? Und konkreter in den vergangenen Tagen mit Blick auf die Bauernproteste: Kann das überhaupt ein gutes Ende nehmen?

Da fahren Landwirte aus der ganzen Republik nach Berlin, an ihren Treckern, auf ihren Masken und Mützen das Emblem einer Bewegung, die vor fast hundert Jahren ins Radikale abdriftete, die Historiker als antidemokratisch und antisemitisch einordnen. Deren Anhänger teils Bomben bauten statt zu...


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