Kommentar

Zeitenwende Ostern

Zu Zeiten von Corona und dem Krieg in der Ukraine begegnen wir Tod und Sterblichkeit häufig: Anlässlich des Osterfestes gibt uns Michael Gennert Gedankenanstöße.

Du bist unsterblich, sagt der Tod.

Nur sechs Worte aus der indischen Tradition konfrontieren uns in einer faszinierenden Dichte mit der Bedeutung des Todes: Kein geringerer als der Tod selbst spricht hier dem Menschen Unsterblichkeit zu und verbeugt sich damit endgültig vor dem Leben.

Mit ungeahnter Wucht werden wir derzeit mit dem Tod und der eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Als wären zwei Jahre Corona-Pandemie nicht schon genug, haben wir uns nun durch den gewaltsamen Einmarsch der Truppen Wladimir Putins in die Ukraine mit einem Krieg mitten in Europa auseinanderzusetzen. Selbst ein Atomangriff Russlands wird nicht mehr für unmöglich gehalten. Diese Entwicklung trifft un­sere Gesellschaft und jeden einzelnen bis ins Mark. Nicht zufällig wird von einer Zeitenwende geredet.

Zeichen der Hoffnung

Hier ist nun nicht der Ort für politische Empfehlungen, wohl aber für Gedankenanregungen, wie wir im Inneren mit dieser Entwicklung umgehen können. Die große Welle an Hilfsbereitschaft mit den Menschen aus der Ukraine und die vielfältigen Friedensdemonstrationen sind ein wichtiges Zeichen der Hoffnung. Doch besiegen sie auch die Angst?

Wenn die Corona-Pandemie eine Chance beinhaltet, dann doch wohl die, uns unserer eigenen Sterblichkeit, die uns jeden Augenblick betreffen kann, bewusst zu werden. Wir leben ein begrenztes Leben ohne Garantie auf ein Mindestalter.

Aus Angst vor einem plötzlichen Tod entstand im Mittelalter vor dem Hintergrund von Seuchen und Krieg die christliche ars moriendi, die Kunst des Sterbens. Damit wurde keiner melancholischen Todessehnsucht das Wort geredet, sondern ein guter Abschluss des bisherigen Lebens angestrebt. Vor diesem Hintergrund gewinnt jeder, wirklich jeder Tag eine neue Kostbarkeit und ruft Dankbarkeit für unser Leben hervor.

Sorgen und Ängste überwinden

Wir stehen vor der Frage: Geben wir jetzt unseren Sorgen und Ängsten den größten Raum oder vertrauen wir der österlichen Botschaft, in der das Leben und die Liebe den Tod überwinden? Mahatma Gandhi hat diesen inneren Zwiespalt zwischen Angst und Hoffnung gut auf den Punkt gebracht: „Und wenn ich verzweifle, dann erinnere ich mich, dass durch alle Zeiten in der Geschichte der Menschheit die Wahrheit und die Liebe immer gewonnen haben. Es gab ­Tyrannen und Mörder und eine Zeit lang schienen sie unbesiegbar, doch am Ende scheiterten sie immer. Denke daran – immer.“

Gerade wenn der Ton des gesellschaftlichen Miteinanders rauer wird, wenn Trennlinien etwa zwischen Geimpften und Ungeimpften gezogen werden und Anfeindungen und Hass (neuerdings gegen Russen) wachsen, ist es wichtiger denn je, auf das Gemeinsame zu schauen. Der Weg zum Frieden beginnt in mir, und alle Unzufriedenheit mit dem Außen kann als Spiegel meiner Unzufriedenheit im Inneren gedeutet werden. Auch wenn die Herausforderungen immer größer zu werden scheinen, dürfen wir stets unsere Herzenstür öffnen und optimistisch bleiben.

Diese positive Grundeinstellung hat der junge ­Andriyko aus Kiew verstanden und wunderbar in seinem Bild des Herzensweges ausgedrückt. Möge sein Bild alle, die es sehen, dazu anregen, aus einem düsteren Zukunftsblick und einem Schwarz-Weiß-Denken herauszukommen und stattdessen den lichterfüllten Weg des Herzens zu finden. Dies wäre dann eine wirkliche Zeitenwende. Das menschliche Herz weiß um den Frieden, nicht nur mit mir selbst, sondern auch mit der Welt. Beides bedingt einander.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen ein gesegnetes Osterfest, an dem wir das Leben und die Liebe feiern dürfen. Denn:

Du bist unsterblich, sagt der Tod.

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