Windkraft: Doppelchance fürs Klima

Auch wenn Windkraftanlagen keine Augenweide sind: Windenergie leistet einen Beitrag zur Energiewende und kann sogar einen Beitrag zur Wiederbewaldung leisten.

Schön sind sie nicht. Windenergieanlagen sind Zweckbauten und stören oft das Landschaftsbild. Doch nicht nur deshalb regt sich unmittelbar Widerstand, wenn irgendwo eine neue Anlage geplant wird. Für betroffene Anlieger sowie Natur-, Umwelt- und Artenschützer sind die großen Windräder ein rotes Tuch. Und das gilt insbesondere dann, wenn es um Waldflächen als Standort geht. Genehmigungen dafür sind ohnehin schwer zu bekommen.

Fläche versus Windkraft

Es darf nicht sein, führen Windkraftgegner unter anderem ins Feld, dass für die Masten, ihre Fundamente und Bewegungsflächen ein halber Hektar oder mehr geräumt und von Bäumen freigehalten werden muss. Das klingt logisch. Spätestens in diesem Jahr erleben wir aber eine völlig neue Situation: Sogar weite Teile der Mittelgebirge stehen vor der Entwaldung. Dürre und Borkenkäfer bereiten den Fichten den Garaus. Viele Flächen sind kahl oder werden es bald sein.

Die Waldbesitzer sind verpflichtet, die geräumten Areale wieder aufzuforsten. Aber woher soll das Geld dafür kommen, wenn das Schadholz nicht einmal kostendeckend verkauft werden kann? Da liegt es nahe, auf die Naturverjüngung zu warten und die Versuchung ist groß, die Flächen einfach sich selbst zu überlassen.

Windenergieanlagen gezielt einsetzen

Wir brauchen einerseits neue Bäume als Co2-Speicher und andererseits mehr erneuerbare Energie, um fossile Brennstoffe zu ersetzen. Windenergieanlagen, die gezielt dort errichtet werden, wo die Wälder großflächig geschädigt sind, bieten sich hier als Lösung an. Da müssen keine gesunden Bäume gefällt werden, nur um Platz zu schaffen. Das ist eine doppelte Chance.

Natürlich müssten für solche Projekte Regeln gelten. Denkbar wäre so ein Modell: Rund um die besonders geeigneten Windkraftstandorte in geschädigten Wäldern schließen sich alle Waldbesitzer zusammen, um gemeinsam eine Windenergieanlage zu errichten und zu betreiben. Mit der Genehmigung der Anlage wird die Verpflichtung verbunden, sämtliche Kahlflächen unverzüglich mit standortgerechten und klimaresilienten Baumarten als Mischwald aufzuforsten bzw. zu ergänzen. Die Kosten der Wiederaufforstung werden aus den Erträgen der Windenergieanlagen bestritten, die flächenbezogen verteilt werden. Keine Vor- oder Nachteile für einzelne Eigentümer; kein Grund für Neid oder Zwist!

Zugegeben, die „Windmühlen“ werden dadurch nicht schöner. Aber sie sichern eine regionale Energieproduktion und finanzieren auch noch die Wiederbewaldung. Und wer sich um die Erd­überhitzung sorgt, kann kaum dagegen sein. Klar ist jedenfalls: Wenn Planung und Genehmigung solcher Anlagen wie bisher viele Jahre dauern, dann ist die Chance für das Klima vertan.

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