Kommentar

Schnellschuss mit alten Daten

Das Julius-Kühn-Institut hat das "Verzeichnis kleinstrukturierter Gemeinden" aktualisiert. Viele Landwirte müssen plötzlich mehr Auflagen beim Pflanzenschutz einhalten. Das sorgt für Irritationen.

Wieder eine neue Karte, wieder ist viel rot. Das neue Verzeichnis regionalisierter Kleinstrukturen sorgt für Wirbel. Landwirte in „nicht ausreichend kleinstrukturierten“ Gemeinden müssen beim Pflanzenschutz noch mehr Auflagen zur Abdriftminderung einhalten. Keine Frage: Der Schutz der Artenvielfalt ist wichtig. Auch dass das JKI die Karte nach über 20 Jahren aktualisiert, ergibt Sinn. Verwunderlich ist aber, dass gerade das kleinstrukturierte Münsterland so „rot“ ist.

Mehr rot in NRW

Verzeichnis regionalisierter Kleinstrukturen

von Andrea Claus-Krupp, LWK NRW

In NRW haben nun 39 % aller Gemeinden „keinen ausreichenden Anteil an Kleinstrukturen“ in der Agrarlandschaft. Damit hat sich der Anteil verdreifacht. Wie kommt es dazu und was sind die Folgen?

So beruhigt es zunächst einmal, dass sich für viele Betroffene wenig ändert. Düsen mit 90 % Abdriftminderung sind Stand der Technik und aus produktionstechnischer Sicht ohnehin zu empfehlen. Auch der 5-m-Abstand zum Saum lässt sich mit der Wahl geeigneter Alternativen oft „umgehen“. Dazu müssen Anwender aber erst einmal wissen, welche Mittel mit welcher Auflage belegt sind. Einen Filter für Auflagen sucht man im Online-Verzeichnis des BVL jedenfalls vergeblich.

Also bleibt nur die Suche mit der Lupe in den Gebrauchsanweisungen der Produkte. Oder das aufwendige Durchforsten des BVL-Verzeichnisses, wobei man nach vielen Klicks bis in die Anwendungsbestimmungen bestimmter Mittel für den Einsatz in bestimmten Kulturen endlich die NT-Auflagen 101 bis 112 findet – oder eben nicht. Im „Wochenblatt-Spezial: Pflanzenschutz“ ist es leichter: ­Finden Sie hier in der Spalte „Saum (m)-90 %“ eine 5, ist das Mittel mindestens mit einer der ­NT-Auflagen 107 bis 112 belegt.

Offen bleibt auch die Frage, warum das JKI nach 21 Jahren mit der alten Karte nicht noch ein Jahr Zeit hatte, um direkt realistische Karten zu veröffentlichen – inklusive bislang unberücksichtigter Strukturen. Das einzig Gute ist, dass sich der Pflanzenschutzdienst mit der Nachmeldung schnell für NRWs Landwirte einsetzt, die nach höchsten Umweltstandards Lebensmittel produzieren.

Bleibt zu hoffen, dass die Politik der im Beitrag beschriebenen, wissenschaftlichen Einordnung treu bleibt und keine weitere Verschärfung plant.

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