Modernisierung des DBV: Der Weg ist noch weit

Die Verbandsspitze - eine Männerriege mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren - will den Bauernverband jünger und weiblicher machen. Wie kann das gelingen?

Ist das nun Kontinuität oder Stillstand? Bei der Wahl des Bauernverbandspräsidenten und seiner Stellvertreter gab es keine Überraschungen. Die Zustimmungswerte individuell unterschiedlich, aber sämtlich über 80%. Durchschnittsalter knapp 60, der jüngste Vizepräsident 54 Jahre alt. Und natürlich: eine Männerriege.

„Jünger und weiblicher“

Dabei fordert die Verbandsspitze selbst, dass der DBV „jünger und weiblicher“ werden solle. Das aber ist wohl nicht so einfach umzusetzen. Wohlgemerkt, es geht nicht darum, in alle Gremien eine Vertreterin der Landfrauen- oder der Landjugendverbände zu entsenden. Auch nicht um Arbeitskreise für Junglandwirte und Unternehmerinnen. Der Ansatz muss ein anderer sein: Jüngere Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen sollen häufiger den Ton angeben im Bauernverband, sich einbringen mit ihren Ideen und Vorstellungen. Diejenigen, die mitten in der starken Phase ihres Berufslebens stehen.

Joachim Rukwied spricht davon, den Frauen ­Angebote machen zu wollen, weil sie mit ihrem Einsatz die Arbeit des Verbandes bereichern. Satzungsänderungen könnten die Mitwirkung von jüngeren und weiblichen Mitgliedern vereinfachen. Nicht dass die bisherigen Regelungen tatsächlich undemokratisch wären, keinesfalls. Aber im Kern läuft es für die Spitzenpositionen doch immer wieder auf Männer im gesetzteren Alter hinaus. Da kann man etwas ändern.

An der Basis ansetzen

Die Modernisierung des Bauernverbandes ist freilich kein Selbstläufer. Auch diejenigen, die stärker eingebunden werden sollen, müssen „mitspielen“. Beim Bauerntag in Erfurt wirkten zum Beispiel die offiziellen Repräsentanten der Landjugend eher brav als fordernd.

Der DBV ist konsequent von unten nach oben organisiert. Die Basis wählt in Orts- und Kreisverbänden ihre Spitzen, die sie in Bezirks- oder Landesverbänden und im Deutschen Bauernverband vertreten. Hier also muss angesetzt werden, wenn „Frauenpower“ oder die dynamische Energie der jungen Bauern in der Breite spürbar werden sollen. Ein Ehrenamt im Verband zu übernehmen bedeutet natürlich auch, dass Zeit für den eigenen Hof oder für die Familie fehlt. Oder dass eben „der Bauer“ sich mehr um Kinder, Altenteiler oder Haushalt kümmert, weil „die Bäuerin“ für den Berufsstand unterwegs ist. Damit das Wirklichkeit wird, müssen sich grundsätzliche Einstellungen und Gewohnheiten ändern.

In Westfalen-Lippe jedenfalls bietet sich gerade im kommenden Winter die Chance, den Verband tatsächlich jünger und weiblicher zu machen. Beim WLV stehen Wahlen an. Jetzt also ran an die Wahlurne, rein in die Gremien, die Hände mit ans Steuer legen! Das gilt für die jungen Bauern und ebenso wie für diejenigen, die als Landwirte den eigenen Verband vor allem kritisieren. Mitmachen und selbst mitgestalten! Der Weg zu einem moderneren Verband mag weit sein, aber er wird nur dadurch kürzer, dass der erste Schritt getan wird.

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