Kommentar

Lebensmittel sind Schätze – nicht wegwerfen!

In Deutschland landen 12 Mio. t Lebensmittel im Abfall: pro Jahr! Das ist eine unvorstellbar große Menge – und es ist ethisch nicht zu verantworten in Zeiten von Kriegen, Pandemie und Welthunger.

Etwa 12 Mio. t Nahrungsmittel landen im Müll – pro Jahr, nur in Deutschland. Der Großteil davon völlig unnötig. Im Schnitt wirft jeder Deutsche jedes Jahr etwa 24 kg Lebensmittel weg, die noch verzehrbar gewesen wären. Das hat das Bundesernährungsministerium in einer Studie für das Jahr 2020 berechnet.

Diese Mengen sind eindeutig zu viel! Es ist ethisch nicht vertretbar, dass in Deutschland tonnenweise Essbares in der Tonne landet, während es weltweit zu Nahrunsmittelengpässen und Hungersnöten kommt, verursacht durch Kriege und Corona.

Verschwendete Ressourcen

Dazu kommt noch der vergebene Einsatz an ­Ressourcen wie Boden, Wasser, Dünger, Energie sowie Verpackungsmaterial und Arbeitskraft. Das belastet die Umwelt unnötig und treibt die Preise für Lebensmittel auf den Weltmärkten in die Höhe. Hierunter leiden besonders die Menschen, die einen Großteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben müssen.

Die Akteure in der Produktionskette von Nahrungsmitteln können einiges unternehmen, um Verluste einzudämmen. Im aktuellen Wochenblatt (Folge 22/2022) beleuchten wir, was Obst- und Gemüse­bauern tun, um auf dem Feld und unter Folie möglichst alles zu ernten oder wie sie mit guten Ideen unperfektes Obst und Gemüse vermarkten.

Reifes Obst und krummes Gemüse

Auch Verbraucher sollten aktiv werden. Schließlich sind sie es, die mit mehr als 50 % den größten „Berg“ an Lebensmittelabfällen verursachen:

  • Das Wichtigste ist, sich „Mühe“ um die Nahrungsmittel zu machen. Das heißt, nicht zu viel kaufen, richtig lagern und nicht zu viel zubereiten. Denn zu große Mengen in Topf und Teller landen schnell in der Tonne.
  • Wer reifes Obst und krummes Gemüse kauft, sagt dem Handel: „Wir Konsumenten benötigen keine Ware nach Maß. Du kannst gern anderes für uns ins Regal legen.“
  • Beim Essen in Restaurant oder Kantine sollten die Mengen auf den Tellern nicht größer sein als der Hunger. Denn auch hier gibt es viele Abfälle.

Die hohe Lebensmittelverschwendung in Deutschland ist schon lange ein Thema. Aber erst jetzt rückt sie durch Corona, Krieg und Inflation stärker in den Fokus, vor allem bei Verbrauchern.

Es ist zu hoffen, dass Konsumenten in Zukunft sorgsamer mit Nahrungsmitteln umgehen, nicht nur weil diese aktuell teuer sind und erstmals seit vielen Jahren nicht alles verfügbar ist. Sondern sie sollten ihren Wert wirklich schätzen.

Erdbeeren und Spargel: Muss es der Weltmarkt sein?

Leider zieht im Moment der Handel in Sachen Lebensmittelverschwendung nicht mit. Er bezieht statt heimischer Erdbeeren und Spargel preiswerte Ware vom Weltmarkt. Die Konsequenz: Landwirte schreddern ihre Produkte aus wirtschaftlichen Zwängen. Das zeigt, dass die gesamte Produktionskette besser zusammenarbeiten muss, um das Entsorgen hochwertiger Ware zu vermeiden – auch der Handel ist in der Pflicht.