Grünland: Geschröpftes Multitalent

Ein Widerspruch: Politiker fordern die Leistungen des Grünlandes ein, benachteiligen Grünlandbetriebe aber bei der Entlohnung. Hier ist dringend mehr Pragmatismus nötig!

Wirtschaftsgrünland liefert wichtiges Energie- sowie Proteinfutter für Wiederkäuer, es wächst direkt vor der Haustür und kann Futterimporte senken. Zudem bewahrt Grünland die Böden vor Erosion sowie Austrocknung und schützt das Grundwasser. Weil Grünland CO2 speichern kann, ist es ein Klimaschützer. Vor allem extensiv genutzte Flächen sowie Biotope steigern die Artenvielfalt und Biodiversität. Und bewirtschaftetes Grünland hält auch in benachteiligten Gebieten die Landschaft offen, vom Erholungsraum profitieren Einheimische und Touristen.

Im Dreiklang aus intensiver sowie extensiver Nutzung und Naturschutz/Biotopen spielt das Grünland seine Stärken aus. (Bildquelle: Wobser, Asbrand (2).)

Multitalent Gründland

Kurzum: Das Multitalent Grünland erfüllt vieles, was Politiker in der neuen Agrarpolitik bzw. im Klimaschutzgesetz fordern – im Dreiklang von intensiver sowie extensiver Nutzung und Naturschutz. Doch nach einer entsprechenden Honorierung sieht es nicht aus:

  • Brüssel: Grünlandbetriebe müssen Ackergras alle fünf Jahre pflügen, um den Ackerstatus der Fläche nicht zu verlieren. Der Umbruch ist schädlich für Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz. Aber das scheint bei den Brüsseler Bürokraten noch nicht angekommen zu sein. Sie fordern zwar fortlaufend mehr Klima- sowie Umweltschutz, schaffen diese Regel aber nicht ab. Doch nur sie können diesen Wahnsinn stoppen.
  • Berlin: Über Ökoregelungen können Landwirte ihre Basisprämie ab 2023 aufstocken. Drei der sieben vorgeschlagenen Ökoregelungen beziehen sich aufs Grünland. Doch bisher gibt es nur Überschriften, keine Details. Vermutlich gehen aber intensiv wirtschaftende Betriebe leer aus. Und für extensiv wirtschaftende Betriebe könnten Programme aus der Zweiten Säule in die Ökoreglungen wandern. Unterm Strich dürften Grünlandbetriebe verlieren. Bundestag sowie Bundesrat müssen unbedingt nachjustieren.

Druck hochhalten

Mit dem „Mittelgebirgsprogramm“ sowie der „Grünlandagenda“ geben der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband sowie der Deutsche Bauernverband dem Grünland mehr Gewicht. Das ist gut, reicht aber nicht. Sie müssen den Druck auf Brüssel, Berlin und Düsseldorf hochhalten, damit die Leistungen des Grünlandes in die Debatten um Agrarpolitik und Klima einfließen. Und es pragmatische Lösungen gibt.

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