Kommentar

Gemeinsam mehr erreichen

In der Landwirtschaft tragen nicht nur die Betriebsleiter und -leiterinnen wichtige Aufgaben, sondern auch deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sollte sich bei den Wahlen zur Landwirtschaftskammer NRW widerspiegeln.

Für manche Bauern ist die Landwirtschaftskammer nur eine staatliche Antrags- und Kontrollbehörde, mit der man am besten nicht viel zu tun hat. Doch die zweite Seite dieses Gebildes ist viel wichtiger: die Selbstverwaltung. Hier geht es unter anderem um Beratung, Aus- und Weiterbildung.

Hier gestalten und bestimmen Landwirte aktiv mit. Aber nicht nur die, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Höfen. Auch diese Gruppe wählt ihre Vertreter zu Mitgliedern der Kreisstellen. Und deren Bedeutung sollte man nicht unterschätzen. Im Herbst wird das Ehrenamt vieler Kammerkreisstellen neu besetzt. Allerdings haben in der Vergangenheit viele Arbeitnehmer ihr Wahlrecht gar nicht ausgeübt, sei es aus Unkenntnis oder aus Desinteresse. Oliver Beitzel, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NRW, glaubt, dass etliche seiner Kolleginnen und Kollegen gar nicht wissen, dass sie wählen dürfen.

In Zeiten verschärften Strukturwandels zeigt sich: Immer mehr Höfe laufen ohne familienfremde Arbeitskräfte nicht rund. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind heute keine Hilfskräfte mehr, die einfache Arbeiten ausführen. Spezialisten für die Betreuung von Zuchtsauen, Milchkühen und Kälbern oder Geflügel tragen große Verantwortung und verfügen über wertvolles Wissen. Oder die Mitarbeiter im Ackerbau, die extrem teure und leistungsstarke Maschinen und Geräte führen und bedienen. Das alles hat mit der Magd, dem Knecht und dem Landarbeiter früherer Tage wenig gemein.

Da ist es nur richtig, dass auch diese Berufskollegen mit ihrem Wissen und ihrem Engagement die Arbeit der Landwirtschaftskammer mitbestimmen. Sie verdienen es, gehört und ernst genommen zu werden. Ohne sie geht es auf den Höfen oft nicht weiter, und gerade im Bereich der Aus- und Fortbildung haben sie oft einen besonderen Blick und ein besonderes Auge auf die jungen Menschen sowie die Lehrinhalte.

Sie wissen, worauf es ankommt. Ganz abgesehen davon: Bauern und ihre Familien können jede Unterstützung gebrauchen. Nicht nur unmittelbar auf den Betrieben, sondern auch in der öffentlichen Diskussion.

Zufriedene und wertgeschätzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter treten auch für ihre Betriebe und die Landwirtschaft allgemein ein. Sie sind authentische Gewährsleute. Ihnen glauben manche Landwirtschaftskritiker vielleicht eher als einem Landwirt oder einem Verbandsvertreter. In jedem Falle gilt: Gemeinsam können Landwirte und ihre Beschäftigten mehr für alle erreichen. Mehr für die Betriebe, mehr für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Es lohnt sich, wählen zu gehen oder sogar sich selbst um ein Ehrenamt zu bewerben. Engagement ist gefragt.