Kommentar

Einfach mal schön scheitern?

Jedem Menschen unterlaufen mal Fehler. Während Menschen in anderen Ländern recht tolerant mit Misserfolgen umgehen, sind wir Deutschen eher kritisch.

Kleine Kinder fallen hin und stehen wieder auf. Das machen sie unzählige Male. Sie sind schon erstaunlich ausdauernd. Die Erwachsenen stehen bewundernd daneben, motivieren, reichen die Hand und unterstützen, wenn nötig. Macht der kleine Mensch endlich seine ersten wackeligen Schritte allein und ohne Hilfestellung, dann feiern die Umstehenden den Erfolg. Die vorherigen Misserfolge sind vergessen.

In meiner Kindheit erinnere ich mich an Folgendes: Meine Geschwister und ich durften damals bei unserem Onkel an der Spielekonsole „Super Mario“ spielen. Wir ließen den kleinen animierten Helden über Gräben springen, durch tiefes Wasser schwimmen und fleischfressende Pflanzen besiegen. Steuerten wir ihn nicht geschickt genug, mussten wir von vorne anfangen. Dann analysierten wir unsere Fehler und gaben uns gegenseitig Tipps, wie es besser gelingen könnte. Wir probierten es immer wieder. Die Freude war groß, wenn wir ein solch schwieriges Level bezwangen. Doch noch schöner waren eigentlich die Momente, in denen wir gemeinschaftlich über unsere Fehler gelacht – und aus ihnen gelernt haben.

Bei Erwachsenen gelten scheinbar andere Regeln. Wir Deutschen rangieren bei der Fehlertoleranz auf Platz 60 von 61 (Hier geht's zu den Hintergründen). Anders als in vielen angloamerikanischen Ländern überwiegt bei uns offensichtlich die Scham des eigenen Versagens. Wir sind alle schnell dabei, jemand anderen als gescheitert abzustempeln – ob in unseren Köpfen, mit Worten oder Taten.

Dabei steckt doch in jedem Versagen auch eine Chance. Denn jemand, der schon mal mit Pauken und Trompeten in eine Pleite gerasselt ist, der hat Erfahrungen gemacht, von denen wir alle profitieren könnten. Schließlich muss man nicht jeden Fehler selbst machen. Wir haben mit einem jungen Mann gesprochen, der Fehlentscheidungen getroffen und sein Unternehmen vor die Wand gefahren hat. Doch danach steckte er nicht den Kopf in den Sand. Er zahlte seine Schulden ab und nutzte die Chance, aus dem Misserfolg zu lernen.

Niemand macht gerne Fehler oder käme auf die Idee, absichtlich welche zu machen. Trotzdem geht manches schief. Das kann gravierende Folgen haben und lässt sich nicht schönreden. Und dennoch soll Albert Einstein einst gesagt haben: „Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, der hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.“ Weitergedacht könnte das heißen: Wenn wir uns weiterentwickeln und neue Wege beschreiten wollen, müssen wir das Risiko, Fehler zu machen, in Kauf nehmen.

Aber wie gehen wir mit unseren Fehlern um? Schuldzuweisung helfen selten weiter. Gestehen wir uns und anderen doch lieber ein und zu, dass wir nicht unfehlbar sind! Lassen Sie uns lieber aus unseren Fehlern lernen – und zwar möglichst schnell.

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von Katrin Quinckhardt

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Machen Sie sich Sorgen darüber, was andere über Sie denken könnten, wenn Sie scheitern? Dann wird es Ihnen vermutlich schwerfallen, Ihre eigenen Fehler überhaupt wahrzunehmen.