Kommentar

Die Kälberspezialisten

Schlagzeilenträchtig ist die Kälbermast schon lange nicht mehr, im Gegenteil: Die deutschlandweit rund 130 Kälbermastbetriebe sind beinahe "unsichtbar" - Grund genug, sich dieses besondere Geschäft näher anzusehen.

Kälbermast ist ein ganz besonderes Geschäft. Nur eine sehr kleine Gruppe von Landwirten betreibt in Deutschland Kälbermast, die meisten kommen aus Niedersachsen und NRW. In ihren Ställen wachsen jährlich etwa 280  000 Kälber auf. Davon sind fast alle männliche Holstein Friesian-Kälber und stammen von Milchvieh­betrieben.

Das Besondere: Bei den Mästern ist die Mehrzahl, etwa 130 Landwirte, Mitglied der Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbfleisch (KDK). Ihre Betriebe sind QS-zertifiziert und die Halter gehen eine hohe Selbstverpflichtung hinsichtlich Tierwohl und Transparenz ein.

Denn die Mast der Rinder, jünger als acht Monate, hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Die Tiere stehen in modernen, hellen und automatisierten Ställen. Bereits nach wenigen Wochen wechseln die Kälber von der Einzel- in die Gruppenhaltung. Aber auch die Fütterung hat sich gewandelt: Ob für die Produktion von hellem oder roséfarbenem Fleisch, die Kälber bekommen neben Milchaustauscher ebenfalls Strukturfutter zur freien Verfügung.

Schon mehr als drei Jahrzehnte lang betreiben deutsche Mäster „unfallfrei“ Kälbermast. Skandale früherer Zeiten sind weitestgehend vergessen und heute nicht mehr vorstellbar. Der Betriebszweig gehört zu den am besten kontrollierten in der Landwirtschaft. Und das aus eigenem Antrieb. Denn die Mäster wollen das Vertrauen der Konsumenten gewinnen und pflegen. So weisen sie mit dem Prinzip „5 mal D“ der KDK nach, dass ihre Kälber in Deutschland geboren, gemästet, geschlachtet, zerlegt und verarbeitet wurden.

Die kleine Branche muss sich jedoch gegen einen scharfen Wettbewerb aus dem Ausland behaupten. Vor allem die Niederlande haben eine große Marktmacht bei Kalbfleisch. Ihr Marktanteil liegt in Deutschland bei etwa 50 %, somit wirkt er sich auch auf die deutschen Preise aus. Aber im Gegensatz zu den deutschen Mästern sind in den Niederlanden nur die wenigsten QS-fähig.

Am Ende der Mast steht das Kalbfleisch, ein besonderes, hochwertiges und auch nicht billiges Lebensmittel. Gastronomen und Feinschmecker schätzen das helle, sehr zarte Fleisch. Oft wird es zu besonderen Anlässen serviert. Dabei ist Kalbfleisch auch alltagstauglich und hätte es verdient, öfter auf den Tisch zu kommen.


Mehr zu dem Thema