Kommentar

Der Handel ist maximal flexibel

Das Versprechen des Handels: 2030 stammt das Frischfleisch der Eigenmarken aus den höchsten Haltungsformen. Dabei ist keine Rede davon, dass das Fleisch auch aus Deutschland stammen soll.

Teile der Gesellschaft und der Politik schreien lautstark nach mehr Tierwohl, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Allerdings scheint sich politisch gerade niemand so richtig für die Landwirtschaft zu interessieren. Und der Verbraucher beteuert zwar, dass er mehr Tierwohl will, zahlt es aber nicht.

Deshalb macht der Handel Druck mit seinem Haltungswechsel. Sein Versprechen: 2030 stammt das Frischfleisch der Eigenmarken aus den höchsten Haltungsformen. Aldi verkündete sogar, dass das ebenfalls für verarbeitete Fleisch- und Wurstware gilt. Das alles betrifft zwar erst mal nur die Eigenmarken, trotzdem ist Strahlkraft zu befürchten.

Aldi setzt auf günstige Ware

Aktuell gehen Fotos von Bio-Rinderhack durch etliche Whatsapp-Gruppen. Der Aufreger: Die Rinder stammen aus Tschechien, wurden in Deutschland geschlachtet und nun als Biofleisch bei Aldi verkauft. Doch liest man die Werbeversprechen des Handels genau, fällt schmerzlich auf: In keiner Silbe erwähnen Aldi und Co., dass das Fleisch für die hohen Haltungsformen 3 und 4 aus Deutschland stammen soll. Ganz im Gegenteil. Getreu seines Slogans „Gutes für alle.“, will Aldi Süd nachhaltiges Einkaufen für alle leistbar machen. Das bedeutet: Der Discounter setzt auch künftig auf günstige Ware.

Woher stammt das Rindfleisch für Haltungsform 3 und 4?

Doch woher soll das Rindfleisch für die hohen Haltungsformen stammen? Bisher gibt es in NRW einige große Rindermastbetriebe, die in die Programme für Haltungsform 3 liefern. Aber auch nur, weil sich dies mit der Strohprämie in NRW lohnt. In den anderen Bundesländern sieht es noch mau aus.

Der Lebensmitteleinzelhandel hat seine Ziele klar formuliert und wird schätzungsweise versuchen, sie knallhart durchzusetzen. Es handelt sich wohl kaum um reines Marketing. Eines ist dabei sicher: Der Handel ist maximal flexibel – in seinen Versprechen, aber wohl auch mit der Herkunft des Fleisches. Bleibt nur zu hoffen, dass Verbraucher sich besinnen und auf deutsche Ware setzen.

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von Alina Schmidtmann

Der Handel will bis 2030 Frischfleisch auf die höchsten Haltungsformen umstellen – Aldi das ganze Sortiment. Rinderhalter befürchten Harakiri.

Nur ein Viertel dieses Bio-Hackfleischs im Kühlregal von Aldi Nord stammt aus Deutschland. Die restlichen 75 % sind von tschechischen Biorindern.

Von wegen: „Aldi macht bei Tierwohl nur Marketing“. Der Discounter will sein Fleischsortiment fast vollständig auf mehr Tierwohl umstellen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr!


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