Der ländliche Raum ist wichtig für die Energiewende. Bioenergie, Wind, Sonne und Wasserkraft sind aber auch wichtig für die Landwirtschaft. Heute erzielt ein Viertel der Betriebe in NRW einen Teil des Einkommens durch die Erzeugung erneuerbarer Energien. Tendenz steigend. Denn wenn die neue Bundesregierung zu ihren Zielen steht, wird es in den nächsten Jahren zu einem massiven Zubau von erneuerbaren Energien, von PV- und Windenergieleistung kommen. Zum Großteil auf dem Land. Und das bietet Chancen. Für Arbeitsplätze und die gesamte Wertschöpfung in der Region. Aber auch für jeden einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb.
Doch im Moment wirkt es fast so, als müsste die Landwirtschaft aufpassen, dass sie bei der Energiewende nicht „vergessen“ wird. Zum Hintergrund: Ab 1. Januar startet, wie wir ab Seite 23 berichten, die neue Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate oder kurz E4C mit ihrer Arbeit. E4C ersetzt die EnergieAgentur.NRW, die lange Jahre gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Beratungen und Weiterbildungen im Bereich erneuerbare Energie durchgeführt und Akteure zusammengebracht hat.
Rolle des ländlichen Raums unklar
E4C selbst sieht sich als erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, Klimaschutzprojekte voranzubringen. So weit so gut. Doch welche Rolle spielen dabei die ländlichen Regionen? Zu dieser Frage mochte sich E4C-Geschäftsführer Ulf C.Reichardt nicht äußern. Das sei Aufgabe der Politik, meint er.
Ähnlich wortkarg gibt sich die Führung der Landwirtschaftskammer NRW. Auch sie lehnt Fragen nach der Rolle des ländlichen Raumes bei der Energiewende und nach der Bedeutung des Ausbaus der Erneuerbaren für die Landwirtschaft als „zu politisch“ ab.
Dass drei Wochen vor Jahresende noch offen ist, ob jemand und wenn ja, wer die Löcher stopft, die in der Energieberatung für den ländlichen Raum durch das Ende der EnergieAgentur.NRW entstehen, sorgt für –hoffentlich unnötige – Unruhe und Unsicherheit. Immerhin haben beide Parteien ihr Interesse aneinander bekundet. Gespräch sind nun wohl (endlich) geplant.
Partner für die Landwirtschaft
Ihre eigene Beratung ausbauen will die Kammer nur, wenn entsprechende Nachfrage besteht. Aber wird das der Bedeutung der Energiewende für die Landwirtschaft gerecht? Müsste nicht eigentlich die Kammer die Initiative ergreifen und Wege aufzeigen? Zumindest gehört es explizit zu ihren Aufgaben, zusätzliche Einkommenspotenziale im Bereich erneuerbare Energie für Landwirte zu erschließen – also proaktiv zu werden.
Was tatsächlich hinter der Zurückhaltung liegt, ist unklar. Bleibt zu hoffen, dass nur Anlaufschwierigkeiten dahinterstecken. Denn fest steht: Die Energiewende wird überwiegend im ländlichen Raum stattfinden. Landwirte können davon profitieren. Doch dazu brauchen sie verlässliche, starke Partner.
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