Droht nach der Energie- jetzt die Ernährungskrise? Es werden nur noch 730 000 Schweine pro Woche geschlachtet - ein Viertel weniger als noch vor fünf Jahren.
Deutlich steigende Kosten auf allen Stufen bescheren Landwirten und Schlachtern Verluste. Folge: Hunderte von Schweinehaltern haben die Produktion aufgegeben. Kleinere Schlachthöfe werden geschlossen. Etliche Große haben die Schichten halbiert.
Kritik an der Politik
Damit geraten hochfragile Lieferketten in Gefahr, warnten Hubert Kelliger und Dr. Gereon Schulze Althoff beim Pressegespräch des Verbands der Fleischwirtschaft (VDF). Die VDF-Vorstandsmitglieder repräsentieren mit Westfleisch und Tönnies die beiden größten Schlachtunternehmen.
Deutschland importiert schon jetzt jährlich 1 Mio. t Fleisch, vorzugsweise Edelteile. „Solange wir der größte Fleischimporteur Europas sind, ist es widersinnig, inländische Produktion aufzugeben“, wetterte Kelliger und verwies auf andere EU-Länder, die ihre Schweinehalter finanziell unterstützen. Um so unverständlicher für die beiden Fachleute, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Halbierung der Tierhaltung anstrebt.
Noch mehr Druck auf Erzeuger?
Auch beim Export keine Unterstützung. Auf der Kanzler-Chinareise vor zwei Wochen war der Fleischexport kein Thema. „Dabei geht es um 1 Mrd. € pro Jahr, die der Landwirtschaft und der gesamten Kette fehlen“, wetterte Kelliger. Und das für Teile wie Pfötchen, die in Deutschland unverkäuflich sind.
Doch repräsentiert das politische Handeln überhaupt den Verbraucherwillen? Immerhin steht bei über 90 % aller Einkäufe Fleisch auf dem Kassenbon, wie Hubert Kelliger betonte. Dabei verschiebt sich gerade der Fokus. Während die Nachfrage für hochpreisige Waren und Biofleisch rapide sinkt, verzeichnen die Verarbeiter im Preiseinstiegssortiment Zuwächse von 30 %.
Der Lebensmitteleinzelhandel versteht das als Signal, weiter hart über den Preis zu verhandeln. Zudem sinkt die Marge beim Fleisch. „Die Kühltheken gehen aufgrund der hohen Strompreise richtig ins Geld“, nennt Kelliger einen weiteren Grund des Handels, den Druck auf die Erzeugerpreise eher zu erhöhen.
Lücken und hohe Preise
Das alles beschleunigt den schleichenden Rückgang der Schweinehaltung. Der Bremsweg ist mit einem Vorlauf von einem Jahr lang. „Doch es gibt einen Kippmoment“, warnte Gereon Schulze Althoff „In vier, fünf oder sechs Monaten haben wir Lücken in den Regalen“, hakte Kelliger ein. Und prophezeite: „Die Preise für Verbraucher werden kräftig steigen.“
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