Agrarkarriere

Karriere beim Maschinenring

Hendrik Uhlenbrock ist Prokurist beim Maschinenring Steinfurt-Bentheim und in Teilzeit Geschäfts­führer einer Biogasanlage. Was ihn bis heute prägt, ist seine Zeit als Betriebshelfer.

Am Donnerstag findet erstmal der Agrar-Karrieretag digital statt. Dort können sich Interessierte von 11 bis 17 Uhr Vorträge zur Karriere in der Branche anhören und sich virtuell mit Unternehmen treffen. Hier geht´s zur kostenlosen Anmeldung.

Wochenblatt: Du arbeitest seit über zehn Jahren bei der ­Naturstoffzentrale Land und Forst (NLF), dem gewerblichen Arm des Maschinenringes Steinfurt-Bentheim. Dort verantwortest du das Nährstoffmanagement. Was sind deine Auf­gaben?

Uhlenbrock: Ich leite ein Team von vier Kollegen. Wir kümmern uns um das, was der Landwirt rund um das Thema Nährstoffe für seine Flächen braucht. Wir erstellen Nährstoffvergleiche, Stoffstrombilanzen, Düngebedarfsermittlungen, Ackerschlagkarteien und beraten zur Düngeverordnung. Zusätzlich vermitteln wir Gülle, Mist und Kompost an aufnahme­fähige ­Regionen. Auch die Bodenanalytik gehört zu unseren Aufgaben. Mit einem Pick-up fahren wir auf die Flächen und ziehen Bodenproben. Außerdem ­betreuen wir Biogasanlagen.

Nicht vom Hof

Wochenblatt: Deine Eltern haben keinen Betrieb zu Hause. Dennoch hast du dich für den Weg in die Landwirtschaft ­entschieden.

Uhlenbrock: Meine Eltern kommen beide vom Hof. Das „landwirtschaftliche Gen“ schlummert also in mir. Maschinen und Trecker haben mich schon als Kind begeistert. Schon früh habe ich bei meinem Onkel auf dem Hof geholfen. Nach dem Realschulabschluss habe ich mich für eine landwirtschaftliche Lehre ­entschieden, ohne die Perspektive, später einen Hof zu übernehmen. Es bestand das Risiko, dass ich eine zweite Ausbildung hätte machen müssen. Meine ­Eltern haben mir das aber nie ausgeredet.

Wochenblatt: Du hast deinen Zivildienst beim Betriebshilfsdienst/Maschinenring (BHD/MR) geleistet. Nach der HöLa hast du wieder angeheuert. Wie blickst du auf die Zeit zurück?

Uhlenbrock: In der Zeit habe ich viele Betriebe und nette Familien kennengelernt. Als Zivi sprang ich ein, wenn sich der Betriebsleiter einen Fuß oder eine Hand gebrochen hatte und mir noch zur Seite stehen konnte. Nach der HöLa war ich auf Höfen, auf denen der Betriebsleiter schwer erkrankt war und komplett ausfiel. Einmal habe ich erlebt, wie ein Landwirt innerhalb eines Dreivierteljahres an Krebs verstorben ist. Da habe ich alle Höhen und Tiefen miterlebt. Das war schrecklich, aber auch lehrreich. Ich wuchs über mich hinaus und lernte Entscheidungen zu treffen.

Als Betriebshelfer gestartet

Wochenblatt: Wem kannst du die Arbeit als Betriebshelfer empfehlen?

Uhlenbrock: Der Betriebshilfsdienst ist interessant für Absolventen ohne Hof oder im Nebenerwerb, aber auch für die, bei denen die Hofübernahme noch dauert. Ein Betriebshelfer sieht auf den Höfen, was gut läuft und wo es eher hakt. Hätte ich damals einen eigenen Schweinestall bauen müssen, hätte ich gewusst wie. Außerdem habe ich nicht nur Landwirte, sondern auch Berater und Tierärzte kennengelernt. Von den Kontakten profitiere ich heute noch.

Wochenblatt: Nach der Zeit als Betriebshelfer ging es für dich beim Maschinenring steil bergauf.

Uhlenbrock: Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ich mal im Büro lande. Mit Mitte zwanzig stand die Frage im Raum: Wo sehe ich mich in fünf Jahren? An sich machte mir die Arbeit als Betriebshelfer Spaß. Dann wurde im Büro eine Stelle frei. Ich wollte es ausprobieren. Hätte ich nach vier Wochen gemerkt, dass es mir nicht liegt, wäre ich wieder zurückgegangen. Ich habe dann aber stückweise immer mehr Verantwortung bekommen. Gemeinsam mit meinen Kollegen konnte ich etwas aufbauen und bekam die Freiheit, unser Angebot breiter aufzustellen.

Wochenblatt: Welche Fähigkeit hast du aus deiner Zeit als Betriebshelfer mit ins Büro genommen

Uhlenbrock: Ganz klar Entscheidungen zu treffen. Meine Devise lautet: Lieber eine falsche als gar keine Entscheidung. Dabei mache ich mir vorher schon Gedanken, doch irgendwann muss man zum Entschluss kommen. Oft gilt dann besser schnell als perfekt. Das zeichnet auch die Dienstleistungen aus, die wir für die Landwirte anbieten. Sie sind ordnungsgemäß und halten den Prüfungen stand, kommen aber auf den Punkt. Denn meist will der Landwirt die nackten Zahlen mit wenigen Sätzen kommentiert haben. Wir wissen aus der Praxis wie die Landwirte ticken.

Lieber eine falsche als gar keine Entscheidung.

Wochenblatt: Seit knapp fünf Jahren bist du Prokurist und trägst Verantwortung für deine Kollegen und das Unternehmen. Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?

Uhlenbrock: Im gesamten Haus herrscht eine flache Hierarchie. Auch nach Feierabend unternehmen wir gelegentlich gemeinsam etwas. Ich bin offen für Kritik. Findet ein Mitarbeiter eine Entscheidung schlecht, dann sagt er das direkt. Am Ende muss ich aber die Entscheidung treffen und dafür gerade stehen. Wichtig ist, dass man beweist, dass man es fachlich kann und organisiert ist. Dann wird man auch von den Älteren respektiert.

Wochenblatt: Wie hast du dir das angeeignet?

Uhlenbrock: Fachlich war die Zeit an der HöLa und als Betriebshelfer wichtig. Weitere Schlüsselkompetenzen habe ich mir auf Seminaren des Maschinenringes angeeignet. Außerdem bin ich seit fast acht Jahren Geschäftsführer der Biogasanlage in Saerbeck. Dort habe ich gelernt, Verantwortung zu tragen. Drei bis vier Mal im Jahr ist die Gesellschafterversammlung. Da stehe ich Rede und Antwort vor 19 gestandenen Landwirten. Die ersten Jahre haben sie mich manchmal aus dem Konzept gebracht. Mittlerweile weiß ich, wie man im Zweifel Kontra gibt.

Mittlerweile weiß ich, wie man im Zweifel Kontra gibt.

Wochenblatt: Vermisst du manchmal die Arbeit auf dem ­Trecker und im Stall?

Uhlenbrock: Bis vor ein paar Jahren habe ich noch in der Nachbarschaft geholfen. Gerne würde ich mal wieder ein paar Wochen auf einem Betrieb arbeiten. Ackern, Ställe waschen und vieles mehr. Allein um den Kopf freizubekommen. Es macht mir einfach Spaß mit Maschinen und Tieren zu arbeiten. Das ist meine Leidenschaft.

Wochenblatt: Wer passt bei euch ins Team? Was rätst du jungen Absolventen?

Uhlenbrock: Wir suchen Kandidaten, die Lust haben, den Landwirten zu helfen. Denn im Bereich Nährstoffmanagement werden die Aufgaben in Berech­nung und Beratung immer mehr. Ob man Hoch- oder Fachschule absolviert hat, ist dabei egal. Die Person muss vor allem menschlich ins Team ­passen. Wichtig ist dabei, Engagement zu zeigen und sich nicht zu verstecken. Da kommt es dann auch nicht immer auf die letzte Note an.

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