Ukraine-Krise

Jetzt Aktien verkaufen?

Nach dem Angriff Russlands am Donnerstag auf die Ukraine ist die Welt eine andere. Durch den Krieg steigen die Risiken von Aktien und Aktien-ETFs erheblich. Sechs Tipps für Anleger.

Seit Donnerstag ist die Welt eine andere. Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist ein Krieg mitten in Europa. Die Risiken von Aktien und Aktien-ETFs steigen erheblich. Was sollen Anleger tun? Sollten sie am besten alles verkaufen? Hartmut Walz, Professor für Bankbetriebslehre an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, Fachbuchautor und Finanzblogger, ordnet die Lage ein. Er nennt sechs Orientierungshinweise für Ihre Finanzentscheidung in der aktuellen Situation.

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Antwort: Nicht verkaufen

Nein bitte nicht verkaufen. Und schon gar nicht alles. Es ist zwar gut verständlich, dass Sie das Risiko Ihrer Geldanlage senken möchten. Jedoch wissen Sie selbst, dass es absolute Sicherheit in unserem Leben nicht gibt. Würden Sie Ihre Anlagen jetzt verkaufen, so wären lediglich die realisierten Verluste sicher. Neue Risiken wie vor allem Verluste durch Inflation, Zahlungsausfälle und nicht zuletzt die Opportunitätskosten einer renditelosen Anlage kämen hinzu. Zynisch gesagt, sind Ihnen vielleicht noch Verwahrentgelte sicher. Alles zusammen auch nicht so attraktiv.

Das sollten Sie tun: 6 Orientierungspunkte

Gerne hier ein paar Orientierungspunkte, die Ihnen Sicherheit schaffen, wenn Sie ein/e verantwortungsvolle/r Langfristanleger/-in sind. Für Spekulanten taugen meine Empfehlungen nicht und ich sehe mich auch nicht als spekulativen Tippgeber, sondern soliden Handwerker.

1.) Bitte auf keinen Fall Ihre kursempfindlichen Vermögensanlagen (wie Aktien oder Aktien-ETFs), die aufgrund einer Krise gefallen sind, auflösen. Denn das ist etwa so, als würden Sie auf das Bremspedal treten, nachdem es geblitzt hat. Nach heftigen Verlusten kommen regelmäßig wieder starke Kurserholungen. Und für Ihre laufenden Ausgaben haben Sie doch ein entsprechendes Einkommen oder auch eine Liquiditätsreserve, die sie jetzt nutzen können.

2.) Hören Sie nicht auf selbsternannte Börsengurus oder Crashpropheten, die in Wahrheit die Zukunft auch nicht vorhersagen können. Jedoch bestens direkt oder indirekt an den Prognosen verdienen – auch wenn diese zu 50% falsch und zu 50% glücklicher Zufall sind. Das Eigeninteresse dieser – entschuldigen Sie das Wort – Marktschreier besteht darin, Sie zu häufigen Käufen und Verkäufen zu motivieren, da sie an den Transaktionskosten hierfür prächtig verdienen.

3.) Entziehen Sie sich dem Irrglauben, die Entwicklung von Kriegen oder politischen Prozessen, Börsenzyklen oder Marktentwicklungen vorhersagen zu können. Dieses sogenannte Market Timing funktioniert nur durch Glück und Zufall. Und produziert nach Kosten auf Dauer im Durchschnitt ein schlechteres Ergebnis als Nichtstun.

4.) Ebenso trifft es leider nicht zu, dass Fleiß oder Aktivität sich bei der Geldanlage auszahlen würde. Ihr Depot ist kein Acker, der umso besseren Ertrag bringt, je besser man düngt und das Beikraut bekämpft. Einmal klug eingerichtet und vielleicht einmal jährlich durchgeschaut (Rebalancing), entwickelt sich Ihr Depot ohne ständige Nachbesserungsaktivitäten besser als mit diesen.

An der Börse wird nicht geklingelt

5.) An der Börse wird nicht geklingelt! Würden Sie jetzt im Kurs gefallene Anlagen verkaufen, besteht die große Gefahr, dass Sie nicht oder nicht rechtzeitig wieder einsteigen, wenn die Kurse wieder nach oben gehen. Für viele Zeitgenossen war der Ausstieg bei einer der letzten Krisen der endgültige Abschied von der rentabelsten Anlageklasse der Welt, weil sie den Wiedereinstieg verpassten. Und/oder später die Kurse zu teuer fanden und seither an der Seitenlinie stehen.

6.) Machen Sie sich bewusst, dass krisenbedingte Kursschwankungen wie auch Börsenzyklen kein schwerwiegendes Risiko (Deep Risk) darstellen, da sie sich im Zeitablauf immer wieder von alleine auflösen. Seit dem Zweiten Weltkrieg hatten wir eine große Anzahl von Krisen (sicher über 100), die zu Rückschlägen an den Börsen führten. Und jedes Mal erbrachte die Erholung danach früher oder später neue Höchststande. Was sich biegt, das bricht nicht.

Ruhe bewahren

Kurz gesagt: Ruhe bewahren und nicht kurzfristig die eigene Anlagestrategie über den Haufen werfen. Noch ein Tipp: Sollten Sie zu nervös geworden sein, könnte das daran liegen, dass Sie bei Ihrer Anlagestrategie Ihre Risikoneigung oder -tragfähigkeit falsch eingeschätzt haben. Dann korrigieren Sie diese nun behutsam für die Zukunft. So sind Sie prognosefrei aufgestellt und können gelassen bleiben.

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