Gerade betreut Felix Hamke für ein paar Tage einen Kälbermäster am Stettiner Haff in Vorpommern. Die Woche zuvor war er noch im Kreis Warendorf unterwegs. Der junge Tierarzt arbeitet seit April in der Praxis Lüllmann in Löningen im Landkreis Cloppenburg.
Das heißt, viel auf Achse zu sein und das in ganz Norddeutschland für spezialisierte Tierhalter. Doch die Fremde macht ihm nichts aus. Denn der 27-Jährige hat sein Studium der Tiermedizin in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens, absolviert.
Er selbst kommt aus Badbergen im Landkreis Osnabrück. Sein Vater ist auch Tierarzt und Landwirt. Sein Bruder übernimmt den Putenmastbetrieb. Das Interesse an der Tiermedizin wuchs durch seinen Vater. „Ich habe ihn schon als Kind auf die Höfe begleitet“, sagt Felix. Das Abi war mit 3,0 hingegen zu schlecht, um sofort einen Studienplatz in Deutschland zu bekommen.
Studium in Kaunas
Über einen Freund stieß er auf die Fakultät der 300 000-Einwohner-Stadt Kaunas. Dort studierte er auf Englisch in einer internationalen Klasse elf Semester Tiermedizin. Die Studiengebühren betrugen 3000 € pro Semester.
Die Inhalte sind ähnlich wie in Deutschland – nur die Struktur ist anders. In Litauen gibt einen Bachelor- und Master-Abschnitt. „Insgesamt war es ein guter Mix aus büffeln und Freizeit“, blickt Felix zurück. Nach den ersten chaotischen Wochen in der Fremde hat er die Zeit genossen.
Approbation anerkannt
Heim ging es nur in den Weihnachts- und Osterferien sowie in der Sommerpause im Juli und August. „Ich bin sehr selbstständig geworden. Ich konnte nicht mal eben bei meiner Mutter anrufen, um sie um etwas zu bitten“, erinnert er sich. Seit Februar hat er nun seine Approbation, die ohne Probleme in Deutschland anerkannt wurde.
Felix kümmert sich zurzeit um Betriebe, die sich auf Kälbermast spezialisiert haben. Dazu gehört das Impfen der Bestände, aber auch die Behandlung erkrankter Tiere. „Hat ein Kalb Durchfall oder Atemwegsprobleme, suche ich eine Lösung“, beschreibt er seine Aufgabe.
Zunächst arbeitete ein Kollege ihn ein. Jetzt ist er auch schon öfter selbst unterwegs und bleibt dann für ein oder zwei Nächte im Hotel oder in einer Ferienwohnung. „Man ist eher ein Einzelkämpfer, aber es steht auch für den Notfall immer ein Kollege als Back-up bereit“, erzählt er. Später möchte Felix zudem auch Geflügelbestände betreuen.
Nach Kaunas zieht es ihn auch noch öfters. Seine Freundin – eine Schwedin – studiert dort.
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