Die künftige ICE-Trasse in Ostwestfalen-Lippe erhitzt weiter die Gemüter. Ende Januar hatten zahlreiche Interessenverbände das sogenannte Beteiligungsverfahren der Bahn (Plenum) verlassen, weil "seitens der Verantwortlichen nicht mal im Ansatz die Bereitschaft gezeigt wurde, auf die gestellten Forderungen der Interessenverbände inhaltlich einzugehen", beschreiben es die Kritiker, zu denen unter anderem Hermann Dedert als Sprecher des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford-Bielefeld gehört.
Vorwürfe an die Bahn
"Die Bahn müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht an einem offenen Austausch interessiert zu sein, wenn sie unsere Forderungen im Protokoll unerwähnt beziehungsweise unzureichend dokumentiert, von adäquaten sachlichen Antworten ganz zu schweigen und nicht einmal zeitnah eine Agenda für das Plenum bekannt gibt", erklärt dazu Jens Köster, Vorsitzender der Bürgerinitiative WiduLand in einem offenen Brief.
Auch Claudia Grimm von der Schaumburger Initiative „Pro Ausbau“ betont, dass ihre Bürgerinitiative genauso wie viele andere Initiativen und Organisationen in der länderübergreifenden Projekt-Region weiterhin für einen konstruktiven Dialog mit den Planern bereit sind: „Deshalb haben wir erneut einen Katalog mit den Mindestforderungen an Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing, Staatssekretär Michael Theurer und DB-Vorständin Ingrid Felipe sowie ihren Chefplaner Carsten A. Müller geschickt und drängen auf eine sachliche Beantwortung bis zum 28. Februar.“
Willkürliche Zielvorgaben?
Die Forderungen, die von den unten genannten Interessenverbänden und Kommunen unterzeichnet wurden, zielen insbesondere auf die Überarbeitung des dritten Gutachterentwurfs ab. Dieses würde ein Ablassen von der scheinbar willkürlichen Zielvorgabe von 31 Minuten Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover bedeuten. Bei der Suche nach der bestmöglichen Streckenführung müsse auch die sogenannte "WiduLand-Variante" berücksichtigt werden. Diese sieht eine Ertüchtigung der bestehenden Trasse vor, die mit einer Maximalgeschwindigkeit von 250 km/h befahren werden könnte.
Das würde zu einer erheblichen Reduktion des Flächenverbrauchs führen und die Zerstörung von Lebensraum und Schutzgebieten verhindern. Außerdem fordern die Interessenvertreter eine Teilnahme des Auftraggebers, dem Bundesverkehrsministerium (BMDV), am Plenum. „Wir hoffen, dass das Ministerium und die Bahn diese Forderungen annehmen und uns allen so einen wirklichen Dialog ermöglicht. Wir sind keine Blockierer, sondern vielmehr konstruktiv auf der Suche nach tragbaren und finanzierbaren Lösungen, die sowohl für die Verkehrswende und den Klimaschutz als auch für unsere lebenswerte Region das Maximum rausholen“, erklärt dazu noch einmal WLV-Vertreter Hermann Dedert.
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