Wer als Milchbauer in den aktuell unruhigen Zeiten seinen Betrieb weiterentwickeln oder auch nur das vorhandene Vermögen sichern will, braucht einen klaren Plan. Ansonsten sorgen die galoppierenden Kosten trotz steigender Milchpreise dafür, dass kaum Geld verdient wird.
Nicht von hohen Preisen blenden lassen
Zum Glück gibt es jedoch einige Punkte, an denen sich ansetzen lässt, um die Ertragslage zu verbessern. Das wurde in der vergangenen Woche beim „Forum Milch“ des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Bad Hersfeld deutlich. Dort diskutierte LLH-Fachgebietsleiter Dr. Hans-Joachim Herrmann unter anderem mit Martin Mees (ebenfalls LLH) und Bernd Lührmann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen über Optimierungspotenziale in der Milchviehhaltung.
Letztlich geht es darum, sich nicht von den derzeit erfreulichen Auszahlungspreisen blenden zu lassen und den Liter Milch weiterhin möglichst günstig zu erzeugen. Schließlich wird ein ausreichendes Einkommen benötigt, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken und zudem Rücklagen zu bilden.
Stallplätze effizient nutzen
Bernd Lührmann hatte hierzu einige Ratschläge parat:
- Alle vorhandenen Kuhplätze sollten zur Milcherzeugung genutzt werden. Für Auktionsfärsen werden zwar momentan gute Erlöse erzielt. Trotzdem wird die Stallkapazität mit melkenden Kühen immer besser genutzt als mit der Jungviehaufzucht.
- Prüfen Sie Ihr Remontierungskonzept: Wenn es durch eine intensive Kälber- und Jungrinderaufzucht gelingt, das Erstkalbealter auf höchstens 25 Monate zu senken, werden weniger Stallplatz, Futter und Arbeit fürs Jungvieh gebunden.Das kommt dann der eigentlichen Milcherzeugung zugute.
- Parallel können nicht für die Zucht benötigte Kühe mit Fleischrassebullen besamt und die anfallenden Kreuzungskälber höherpreisig zur Mast verkauft werden.
- Bei Schlachtkuh-Notierungen von mehr als 4 €/kg lohnt es sich zudem, den Verkauf von schwach leistenden Merzungskühen vorzuziehen und diese durch produktive Färsen zu ersetzen. Diese sind zwar auch relativ teuer. Durch die zusätzliche Milchmenge rechnet sich der Ersatz aber trotzdem.
- Überdrehen sollte man die Produktionsschraube aber auch nicht: Überbelegungen im Kuhstall gehen schnell zulasten der Leistung und der Tiergesundheit.
- Basis der Erfolges ist die Futterqualität. Wegen der hohen Preise für zugekaufte Eiweiß- und Energiekomponenten war gutes, eiweißreiches Grundfutter selten so wertvoll wie heute.
Vermögen sicher und mehren
Apropos wertvoll: Martin Mees vom LLH in Korbach diskutierte mit den Tagungsteilnehmern über Strategien zur Vermögenssicherung in bewegenden Zeiten. Schließlich sind auch landwirtschaftliche Vermögen von der Inflation bedroht.
Nun sind die Preise für Grund und Boden in den vergangenen Jahren ständig gestiegen und damit auch der Wert der eigenen Flächen. Trotzdem tun die Familien gut daran, den Betrieb aktiv weiterzuentwickeln: Entweder innerhalb der klassischen Produktionszweige oder – je nach persönlichen Neigungen und Stärken – auch über alternative Einkommensarten, riet Mees.