Dieser Beitrag ist zuerst in der Lebensmittel Praxis erschienen.
Hafer und Kichererbsen statt Kuhmilch und Weizen: Das Angebot gluten- und laktosefreier Lebensmittel und Getränke scheint während der Pandemie mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben. Davon profitieren die Marken. „Der Markt ist 2020 zwischen 25 und 30 Prozent gewachsen“, sagt Stavroula Ekoutsidou, Leiterin Alnavit. Die Frei-von-Marke konnte ihren Umsatz im gleichen Maße steigern – trotz konsolidiertem Sortiment. Enorme Zuwachszahlen habe laktosefreie Milch erfahren, auch die Nachfrage nach glutenfreiem Brot, Mehl, Backmischungen und Zerealien explodierte nach Angaben der Managerin. Negativ hätten sich Produkte für den Unterwegsverzehr entwickelt wie Riegel und Kugeln.
Glutenfreie Markt wächst überproportional
Auch die Dr. Schär AG, Spezialist für glutenfreie Produkte, blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. „In Deutschland kommt die Marke Schär auf einen Marktanteil von über 30 Prozent. 2020 ist der glutenfreie Markt in der DACH-Region überproportional zum Gesamtmarkt gewachsen und wir haben unseren Marktanteil ausbauen können“, sagt Philipp Schoeller, Dr. Schär AG.
Noch Luft nach oben
Dass vor allem im Segment für glutenfreie Produkte noch Potenzial steckt, zeigt eine repräsentative Umfrage von Splendid Research aus dem Juni 2020. „Unabhängig von den tatsächlich mit Zöliakie diagnostizierten Personen ist weiterhin von einer Zunahme an trendgesteuertem Verzicht auf Gluten auszugehen. Zudem kann die Produktauswahl die aktuelle Nachfrage nach Alternativen nicht stillen“, so das Fazit der Marktforscher.
Zentrale Erkenntnisse: 94 Prozent der Personen, die unter Zöliakie oder gesteigerter Sensitivität leiden, haben der Umfrage zufolge bereits ein Ersatzprodukt gekauft. Bei Personen ohne medizinischen Befund liegt die Quote bei 86 Prozent. 57 Prozent der Befragten kritisieren die Preisstruktur der Ersatzprodukte. Weitere 44 Prozent zeigen sich unzufrieden mit der aktuellen Auswahl an glutenfreien Alternativen. Mehr Variationen sind vor allem im Bereich Brot und Brötchen sowie Kuchen und Gebäck gewünscht. „Im Bereich der glutenfreien Artikel vermissen wir eine höhere Vielfalt bei den Snack-Artikeln“, ergänzt Edeka-Kauffrau Stefanie Brehm aus Berlin.
Mehr als „ohne“
Auch in der Auslobung von Zusatzattributen sehen Hersteller Potenzial. So zieren eine Vielzahl an „Verzichtserklärungen“ die Verpackungen der Produkte. Häufig auf der „Minus-Liste“: Palmöl, zugesetzter Zucker, Süßstoff, Produkte tierischen Ursprungs, Geschmacks- und Zusatzstoffe. Aber auch Bonus-Aspekte kommen an. Edeka-Kauffrau Brehm: „Unserer Einschätzung nach achten die Kunden am meisten auf das Attribut Bio. Allgemein ist in den letzten Jahren zusätzlich das Interesse für regional beziehungsweise in Deutschland hergestellte Produkte gestiegen. Dies gilt dementsprechend auch für die Bereiche gluten- und laktosefrei.“
Breiter und bunter wird auch das Angebot an Convenience-Produkten. Mit Zuva strebt eine neue, glutenfreie Marke in den Handel, die natürlich, fair und nachhaltig angebaute Lebensmittel aus Sambia, Uganda und Simbabwe bieten will. Hinter der Marke steht das Agrar- und Lebensmittelunternehmen Amatheon Agri, das in diesen Ländern über eigene Agrarflächen und international zertifizierte Verarbeitungs- und Lagerkapazitäten für die Lebensmittelproduktion verfügt. Das Portfolio von Zuva (der Name bedeutet „Sonne“ in der afrikanischen Shona-Sprache) umfasst Mono-Produkte wie Quinoa und Chia aus afrikanischem Anbau sowie je drei Sorten Porridges auf Basis von Teff und Quinoa-Lunchbowls. Die glutenfreien Teff-Frühstücksbowls und Quinoa-Gerichte sind in wenigen Minuten zubereitet. Die Geschmacksrichtungen „Chakalaka“, „Bobotie“ und „Chermoula“ sind inspiriert von afrikanischen Traditionsgerichten. Die Produkte sind vegan, glutenfrei und kommen ohne zusätzliche Aromen, Geschmacksverstärker oder Hefe-Extrakt aus.
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