Crowdfunding

Gemeinsam zum Erfolg

Seit 2019 versorgt die Solawi Lippeauen Bork e. V. auf dem Betrieb von Anne Reygers ihre Ernteteiler mit frischem Gemüse.

Auf 1,4 ha wachsen in Selm im Kreis Unna auf dem Betrieb von Anne Reygers 60 bis 70 verschiedene Gemüsesorten, Blumen und Kräuter in Bioqualität. Vor fast 13 Jahren zog die Agrarbetriebswirtin mit ihrer Familie auf den Kotten, damals waren die landwirtschaftlichen Flächen noch verpachtet. Die Familie wollte diese aber gerne selbst nutzen.

Als sie das ­Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft kennenlernte, war schnell klar: Das ist es. „Unabhängig von marktwirtschaftlichen Zwängen und Preisdruck regionale, ökologische Lebensmittel anbauen und das mit direktem Kontakt zum Verbraucher.“ Schnell fand die Agrarbetriebswirtin Unterstützer und Interessenten, sodass sie 2019 mit 82 Anteilen starten konnte. „Einige Ernteteiler/-innen haben ihr Gemüse komplett im Voraus bezahlt, sodass wir keinen Bankkredit brauchten.“

Das Bieterverfahren

Um Teil der Solawi Lippeauen Bork e. V. zu werden und damit wöchentlich Gemüse zu beziehen, gibt es jedes Jahr im November eine Bieterrunde für die Interessenten. „Dort stellen wir das Jahresbudget vor. Darin enthalten sind alle Gelder, die wir benötigen, damit der Betrieb funktioniert: Gehälter, Maschinenkosten, Saatgut, Jungpflanzen, Investitionen usw. Daraus errech­nen wir einen monatlichen Betrag, teilen diesen durch die Anzahl der Ernteteiler und erhalten so den monatlichen Richtwert für einen Anteil“, erklärt Anne Reygers. Er liegt derzeit bei 86,74 €. Jeder Ernteteiler schreibt auf einen Zettel, was er für seinen Anteil in Anlehnung an den Richtwert geben kann und möchte. So ist gewährleistet, dass jeder − unabhängig vom Einkommen − Teil der Gemeinschaft sein kann. Am Ende werden die Beträge zusammengezählt. Ist das Jahresbudget gedeckt, kann die neue Saison starten. Fehlt noch Geld, gibt es eine weitere Bieterrunde, was bisher aber noch nie nötig war.

Im Spätsommer werden die Ernteteiler gefragt, ob sie ihren Anteil im kommenden Jahr behalten möchten. Daraus ergibt sich, wie viele Anteile neu vergeben werden können. Mittlerweile führt die Solawi eine Warteliste für die insgesamt 103 zu vergebenden Anteile. Die Solawi Lippeauen Bork ist als Verein organisiert. Alle Ernteteiler sind für das entsprechende Jahr (1. März bis 28. Februar) automatisch Mitglied im Verein. Dieser pachtet die Flächen von Anne Reygers.

Mithelfen erwünscht

Freitags morgens wird das Gemüse geerntet, gewaschen, gewogen und gezählt und in Kisten bereitgestellt. Freitags nachmittags oder samstags vormittags sind die Abholtage. Ein wöchentlicher Ernteanteil deckt in der Haupt­saison den Bedarf einer Familie. Die Vielfalt ist groß. So gibt es neben bekannten Gemüsearten auch Unbekanntes wie Haferwurz, Hirschhornwegerich oder Schwarzkohl.

Verantwortlich für den Anbau, die Ernte und die Verteilung sind drei Teilzeitangestellte und Anne Reygers. Sie kümmert sich um Büro und Ernteteilerkommunikation. Sie alle sind bei dem Verein angestellt. Vorstand, Kassenwart und Schriftführer arbeiten ehrenamtlich.

Regelmäßige Hilfe der Ernteteiler ist erwünscht und eingeplant. Jeden zweiten Samstag ist Aktionstag: Unkraut hacken und jäten, Pflanzen, Bewässerung verlegen, Regale bauen. Verpflichtend ist die Teilnahme nicht. „Beides ist okay, wir haben uns bei der Gründung bewusst dazu entschieden, keine Pflichtstunden mit dem Anteil zu verbinden“, erklärt Anne Reygers. Aufgeschlossen ist das Team gegenüber Ideen und Anregungen der Mitglieder, was aber eher selten vorkommt.

Wertschätzung inklusive

Alle Ernteteiler und Vereinsmitglieder erhalten einen wöchentlichen Hofbrief. Dort wird berichtet, was gesät und gepflanzt wurde, auf welches Gemüse sich die Ernteteiler freuen können, aber auch warum etwa die Tomaten nicht so gut wachsen. „Der Hofbrief ist ein wichtiges Instrument, um Verständnis zu ­wecken, wenn mal irgendetwas nicht klappt“, berichtet Anne Reygers.

Sie ist vom Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft überzeugt: „Besonders toll ist das, was wohl leider den meisten Landwirten fehlt: die Wertschätzung für unsere Arbeit und die tollen, direkten Rückmeldungen zu dem leckeren Gemüse.“

www.solawi-lippeauen-bork.de

Lesen Sie mehr:

Crowdfunding

Heimischer Honig in den Handel

von Stefanie Jaisfeld, Ute Heimann, Kristin Rotherm

Das Ziel der Imkergenossenschaft Summstoff e. G. aus Ibbenbüren: Deutschen Honig in die Regale des Lebensmitteleinzelhandels bringen.