Agrarkarriere

Gehalt zum Einstieg

Das erste Gehalt ist meist Neuland. Wer die Verhandlung als Chance sieht und vorbereitet ist, kann sich über ein gutes Ergebnis freuen.

Am Donnerstag findet erstmal der Agrar-Karrieretag digital statt. Dort können sich Interessierte von 11 bis 17 Uhr Vorträge zur Karriere in der Branche anhören und sich virtuell mit Unternehmen treffen. Hier geht´s zur kostenlosen Anmeldung.

Über das Gehalt reden, ist gerade für Berufseinsteiger ein heikles Thema. Generell gilt, wer unvorbereitet in Gehaltsverhandlungen geht, der spielt Roulette mit seiner finanziellen Zukunft. Daher lohnt es sich, vor der Verhandlung einmal etwas genauer hinzuschauen:

Neben dem Abschluss des Berufseinsteigers sind die Region, das Aufgabengebiet, die Unternehmensgröße oder auch das Branchensegment, in dem sich das Unternehmen bewegt, zu beachten, um eine angemessene Gehaltsvorstellung zu finden.

Der Abschluss als Ausgangsbasis

Bedeutsam ist der Abschluss, mit dem man ins Rennen startet. Viele angehende Absolventen sind aber verunsichert von den Gehaltsspannen, die sie in Vorlesungen hören oder via Flurfunk in Hochschulen mitbekommen. Die Jahreseinstiegsgehälter für Bachelorabsolventen bewegen sich im Bereich von 32.000 bis 37.000 €. Bei den Masterabsolventen liegen sie in einem Korridor von 37.000 bis 42.000 €.

Berufseinsteiger mit abgeschlossener ­Ausbildung starten oft mit Jahresgehältern zwischen 25.000 und 30.000 €.Diese Zahlen sind aber nicht in Stein gemeißelt. Es gibt Abweichungen nach unten und nach oben. Denn andere Faktoren beeinflussen das Gehalt.

Region nicht außer Acht lassen

Eine dieser Größen ist die Region, in der ein Unternehmen ansässig ist. Hier wirken sich nicht nur die bekannten klassischen Muster Nord/Süd, Ost/West oder Stadt/Land aus. Auch besonders durch einen bestimmten Branchenzweig geprägte regionale Cluster oder bestimmte Universitäts- oder Forschungsstandorte beeinflussen, ob das geforderte Gehalt angemessen ist.

Zudem ist die Größe eines Unternehmens ein wichtiger Punkt. Konzerne und Großunternehmen zahlen in der Regel höhere Einstiegsgehälter als der Mittelstand. Auf ihren Gehaltslisten findet man auch die Ausnahme-Einstiegsgehälter von mehr als 50.000 € jährlich. Man sollte sich dabei aber im Klaren sein, dass mit dem Einstiegsgehalt auch der Erwartungs­horizont seitens des Unternehmens steigt – und zwar sowohl im Hinblick auf die fachlichen Kompetenzen als auch im Hinblick auf das persönliche ­Engagement.

Selbstverständlich wird dies auch im Mittel­stand gefordert, aber in anderem Maße. Nachwuchskräfte dürfen nicht vergessen, dass sie mit ihren Gehaltsforderungen auf Unternehmen treffen, in denen bereits ein Gehaltsgefüge vorhanden ist, in das man sich, wie es das Wort „Gefüge“ vermuten lässt, einfügen muss.

Die Gehaltsbänder sind im Mittelstand anders gestrickt als in Großunter­nehmen. Auch inwieweit tarifliche Bindungen existieren, wirkt sich auf die passende Definition einer Gehaltsforderung aus. Oft kann sich daher ein Blick in den entsprechenden Tarifvertrag lohnen.

Wo „ackert“ das Unternehmen

Ein weiterer Punkt ist das Branchensegment, in dem man aktiv werden möchte. Wer seine Zukunft in der Landtechnik, im Precision Farming oder etwa im ­Bereich Tierernährung sieht, hat unterschiedliche Spielräume. Damit ist es noch nicht getan. Ein Beispiel: Will man im Bereich Tierernährung ­arbeiten, stellt sich die Frage, wo konkret – also ob Additive oder Mischfutter.

Das Additiv-Segment zahlt häufig etwas höhere Einstiegsgehälter als die Mischfutterbranche, erwartet aber im Gegenzug ­wegen der Internationalität des Geschäfts auch sehr gute Fremdsprachenkenntnisse und je nach Position auch besondere interkulturelle Kompetenz und ­erhöhte Reisebereitschaft.

Das Aufgabenfeld des Einsteigers

Entscheidenden Einfluss nimmt auch das Aufgabenfeld. Marketing und Qualitätsmanagement stehen bei vielen auf der Wunschliste ganz oben, werden aber im Vergleich zu anderen Aufgabenbereichen deutlich schlechter vergütet. Anders sieht es dort aus, wo sehr hohe technische Kompetenz gefordert wird, zum Beispiel im Produktmanagement oder in der Entwicklung. Auch Betätigungsfelder, in der die IT eine große Rolle spielt, eröffnen die Chance auf höhere Einstiegsgehälter.

Im Vertrieb hat sich vielerorts eine Kombination von Fixgehalt und erfolgsabhängigen Variablen etabliert. Das bietet die Chance, durch Engagement und Tatkraft das eigene Gehalt beeinflussen zu können. Wichtig ist, genau hinzuschauen! Bei Berufsein­steigern liegt das Fixum in der Regel höher als bei berufserfahrenen Kollegen.

So zollen Unternehmen dem Umstand Tribut, das der Nachwuchs seine Kunden erst kennenlernen und aufbauen muss. Damit die frischen Vertriebstalente dies ohne finanzielle Sorgen und voller Energie angehen können, hilft das höhere Festgehalt zu Beginn der Karriere ungemein. Wer im Vertrieb durchstarten will, muss das auf dem Zettel haben.

Von Frauen und Männern

Frauen tun sich mit dem Thema Gehaltsverhandlungen oft schwerer als Männer. Dabei ist es gerade am Anfang der Karriere für sie wichtig, gehaltstechnisch eine gute Startbasis zu ­legen, um zum Beispiel für mögliche Familienphasen gut gerüstet zu sein und nicht abgehängt zu werden.

Generell gilt, wer schon zu Beginn schlecht ­ver­handelt, hat es im Verlauf der Karriere schwer, dies wieder aufzuholen. Männern fällt meist das Thema leichter. Sie gehen mit mehr, manchmal aber auch zu viel, Selbstvertrauen in die Gespräche. Für beide Seiten ist es hilfreich, sich beim anderen Geschlecht etwas abzugucken. Frauen müssen manchmal mutiger ­werden und einige Männer etwas demütiger.

Hier geht´s zum kostenlosen E-Paper des Agrar-Karriereheftes.

Weitere Beiträge zur Agrarkarriere:

Agrarkarriere

Karriere beim Maschinenring

von Patrick Otte

Hendrik Uhlenbrock ist Prokurist beim Maschinenring Steinfurt-Bentheim und in Teilzeit Geschäfts­führer einer Biogasanlage. Was ihn bis heute prägt, ist seine Zeit als Betriebshelfer.

Agrarkarriere

Unterwegs als Anpaarungsberaterin

von Alina Schmidtmann

Es ist wie Tinder für Rinder: Welcher der unzähligen Bullen passt zu dieser einen Kuh? Anja Schlöter ist Anpaarungsberaterin und kennt die Antwort.

Agrarkarriere

Schritt für Schritt zum Onlineprofil

von Ilka Arensmeier, karrero

Viele sind auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Medien unterwegs. Es lohnt sich aber auch ein Jobprofil auf Onlineplattformen.


Mehr zu dem Thema