Corona-Pandemie, Aviäre Influenza, steigende Futterkosten und Preisrutsch bei dem konkurrierenden Schweinefleisch brachten den Geflügelfleischmarkt 2021 in eine angespannte Lage. Diese Faktoren dürften den Geflügelfleischmarkt auch 2022 negativ beeinflussen.
Im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) finden sich Hähnchenschenkel oder Putenbrustfilet immer wieder im Sonderangebotssegment. Ein Putenbrustfilet für 4,79 €/kg ist nur auf Kosten niedriger Erzeugerpreise darstellbar. Langsam setzt im LEH ein Umdenken in Richtung mehr Tierwohl und damit auch höherer Verbraucherpreise ein. Ob damit auch schon 2022 die Niedrigpreisangebote des LEH der Vergangenheit angehören, ist zu bezweifeln.
Pro-Kopf-Verbrauch steigt
Die EU-Kommission erwartet für 2022 ein europaweites Wachstum der Geflügelfleischproduktion von 1,2 %. Der Selbstversorgungsgrad soll 2022 um einen Prozentpunkt auf 112 % fallen. Das Hähnchenfleisch dominiert mit einem Anteil von 82 % den Geflügelfleischmarkt. Das Putenfleisch hat einen Anteil von 14 % und auf das Entenfleisch fallen 3 %. Gänsefleisch kommt auf 1 %.
Der Verbrauch könnte 2022 um 1,2 % zunehmen. Der Anteil des Geflügels am Gesamtfleischverbrauch wird der Prognose zufolge von 31,8 % im Jahr 2021 auf 32,3 % im Jahr 2022 steigen. Der langfristige Ausblick bis 2030 sieht beim Pro-Kopf-Verbrauch nur bei Geflügelfleisch ein Wachstum. Für Schweine- und Rindfleisch sind Rückgänge prognostiziert. Der Geflügelfleischverbrauch steigt bei dem Vergleich der Jahre 2020 und 2030 von 23,4 auf 24,6 kg/Kopf. Dabei geht die EU-Kommission davon aus, dass die Preise von 2020 bis 2030 von 1881 auf 2063 €/t steigen.
Biogeflügel nimmt zu
Das Marktsegment Biogeflügel ist überschaubar, hat aber Wachstumspotenzial. Eine von der AMI erarbeitete Analyse zeigt zwischen 2015 und 2020 einen Anstieg der Schlachtgewichtsmenge von fast 50 %. Der Anteil am gesamten Geflügelfleischmarkt beträgt rund 1,5 %. Die Biohähnchen kommen auf einen Anteil von 2,1 % am Gesamthähnchenmarkt, bei den Gänsen sind es sogar 7,5 %.
Die Zukunft des deutschen Geflügelfleischmarktes besteht in einer reduzierten Erzeugung auf hohem Tierwohl- und Umweltschutzniveau. Hier ist der LEH am Zug, über faire Preise die deutsche Erzeugung zu stützen und das Abwandern ins Ausland zu verhindern.
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