Die Erzeugerpreise für pflanzliche Erzeugnisse liegen zur Freude der heimischen Ackerbauern seit Monaten auf einem Niveau deutlich über dem langjährigen Mittel. Das macht vor allem den Getreide- und Rapsanbau interessant, obwohl die Produktionskosten durch den teuren Dünger und Diesel sowie aufgrund höherer Lohn- und Festkosten ebenfalls merklich gestiegen sind.
Welche Fruchtfolge?
Unter diesen erheblich veränderten Voraussetzungen fragen sich die Landwirte, welche Ackerfrüchte sie in welcher Kombination anbauen sollten, um das beste Ergebnis zu erzielen. „Aus ökonomischer Sicht spricht derzeit vieles für die in unserer Region weit verbreiteten Wintergetreide-Raps-Fruchtfolgen“, erklärten Bernhard Blackert und Philipp Heimel vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) kürzlich anlässlich einer Fachtagung im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen.
Das liegt hauptsächlich an den Getreide- und Rapspreisen, die im vergangenen Jahr Rekordwerte erreicht haben, sich aktuell jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau bewegen. Trotzdem lassen sich mit klassischen getreidebetonten Fruchtfolgen nach wie vor gute „Grundrenten“ erzielen. Die Grundrente ergibt sich dabei aus dem Betriebsertrag (Erntemenge mal Verkaufserlös plus Flächenprämie) abzüglich der Direktkosten, der Arbeitserledigungskosten und der Festkosten.
Hier hat der Winterweizenanbau unter praxisorientierten Ertrags- und Kostenansätzen mit 510 bis 750 €/ha und Jahr (je nach Vorfrucht) eindeutig die Nase vorn. Wintergerste kommt nach Heimels und Blackerts Berechnungen auf 370 bis 380 €/ha, Winterraps auf gut 350 €/ha Grundrente, was unter anderem im höheren Dünge- und Pflanzenschutzaufwand der Ölfrucht begründet liegt.
Die Grundrente von Silomais beträgt im Mittel 200 €/ha. Körnermais kommt auf rund 370 €/ha. Futtererbsen als Beispiel fürden Leguminosenanbau erreichen –25 €/ha (allerdings bei Verkauf der Erbsen an den Handel und nicht bei Verfütterung im eigenen Betrieb). Außerdem wird der Leguminosenanbau häufig durch Förderprogramme gestützt (Stichwort vielfältige Fruchtfolge). Das wirkt sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus. Das Gesamtergebnis hängt jedoch stark von der Marktentwicklung ab.
Was machen die Preise?
Die Grundrente lässt sich indessen nicht nur für Einzelfrüchte, sondern auch für die gesamte Fruchtfolge berechnen. Unter den aktuellen Erlös-Kosten-Relationen liegen klassische Raps-Weizen-Gerste-Kombinationen dabei mit etwa 430 bis 440 €/ha Grundrente pro Jahr vorne (wenn man den nicht überall möglichen Zuckerrübenanbau ausklammert). Alternative Fruchtfolgen mit Sommerungen wie Sommergerste oder Erbsen erzielen derzeit etwa 360 bis 390 €/ha.
Wird der Leguminosenanbau über spezielle Programme auch zukünftig weiter stark gefördert, kommt eine fünfgliedrige Fruchtfolge beispielsweise aus Winter- und Sommergerste, Raps, Winterweizen und Erbse ebenfalls auf mehr als 420 €/ha Grundrente. Die Förderung bleibt aber eine Achillesferse. Und niemand weiß, wie sich die Getreidepreise und die Düngerkosten entwickeln.
Das Risiko breiter verteilen
Umso wichtiger erscheint es, die Naturalerträge abzusichern, also die Erntemengen an Raps, Weizen und Gerste. Das erfordert Geschick im Ackerbau und Bodenmanagement sowie eine durchdachte, standortangepasste Bestandsführung, um die Kulturen bestmöglich zu unterstützen.
Hier kommt wieder die Fruchtfolge ins Spiel, denn über einen geschickten Wechsel zwischen den Anbaukulturen lassen sich interessante Effekte erzielen und Kosten einsparen, erklärten Rainer Even, Marc Fricke-Müller und Stefan Kremper den rund 250 Landwirten in Baunatal.
Durch einen Wechsel zwischen Sommerungen und Winterungen sowie zwischen Blatt- und Halmfrüchten werden unter anderem Infektionsketten unterbrochen, so die LLH-Berater. Das reduziert den Aufwand an Pflanzenschutzmitteln und wirkt Resistenzen entgegen. Nicht von ungefähr kämpfen mittlerweile etliche Landwirte mit hartnäckigen Ackerfuchsschwanzproblemen in engen Fruchtfolgen mit hohem Anteil an Winterungen.
Hier kann eine breitere Anbaufolge mit Sommerungen und Zwischenfrüchten oftmals weiterhelfen. Letztere wiederum verbessern die Bodenstruktur und Wasserhaltekapazität. Gut entwickelte Zwischenfrüchte speichern Nährstoffe, verringern die Wind- und Wassererosion und steigern den Humusgehalt des Bodens sowie dessen biologische Aktivität.
Das alles bringt nicht immer sofort ökonomisch messbare Effekte. Eine vielfältige, auf die individuelle Betriebssituation zugeschnittene Fruchtfolge reduziert aber auf jeden Fall das Risiko von klima- bzw. witterungsbedingten Ertragsausfällen. Und dieser Faktor könnte künftig immer wichtiger werden, wie der trockene Sommer 2022 gezeigt hat.
Die Vorträge der Veranstaltung gibt es als Videoaufzeichnung über den LLH-Youtube-Kanal. Dieser ist unter anderem über die Website des Landesbetriebes "www.llh.hessen.de" aufrufbar.