Ukraine-Krieg

Flüchtlinge sind Herausforderung für Polen

Piotr Chrobot ist Geschäftsführer des polnischen Landwirtschaftsverlages PWR in Posen und ­Warschau. Er berichtet eindrucksvoll von der aktuellen Situation im Land.

"In jeder Diskussion, die ich in letzter Zeit über die Lage in der Ukraine geführt habe, war eine Frage vorherrschend: Wann wird das alles enden?

Wir dachten, dieser Krieg würde nie zustande kommen. Uns wurde gesagt, dass moderne Kriege zu teuer sind, um länger als sechs Monate zu dauern. Doch die russische Invasion ist nun fast ein Jahr alt und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie bald zu Ende ist.

Piotr Chrobot ist Geschäftsführer des polnischen Landwirtschaftsverlages PWR in Posen und ­Warschau. (Bildquelle: privat)

Geflüchtete im Zwiespalt

Eine ukrainische Freundin erzählte uns vor Kurzem, dass sie zurückkehren möchte. Ihr Mann ist dort, ihrem einsamen Leben mit dem kleinen Sohn fehlt hier der Rahmen. Sie kaufte die Tickets und verabschiedete sich. Kurz darauf schlug eine russische Rakete in das ­Gebäude in Dnipro ein, wobei 40 Menschen getötet wurden. Sie beschloss, zu bleiben.

Wir beobachten mit großer Aufmerksamkeit die sozialen Stimmungen. In den großen Städten machen die Ukrainer 20 bis 40 % der Einwohner aus. Un­sere medizinische Versorgung war noch nie in bester Verfassung. Mit 2 Mio. neuen Kunden sind die Warteschlangen bei Ärzten und medizinischen Diensten nun länger. Die Schulen sind voll von Kindern, die die Sprache nicht vollständig verstehen und die sich – schon allein aufgrund der Situation – nicht immer fügen. Bei einigen Menschen entsteht ernsthafte Unzufriedenheit. Zum Glück sind es nur sehr wenige.

Warten und hoffen

Wir warten und hoffen, dass es bald zu Ende geht, ohne genau zu wissen, was das bedeuten könnte. Was wird eine Niederlage für Russland bedeuten? Wie wird sie sich auf das glo­bale Gleichgewicht der Kräfte auswirken? Was wird ein Sieg für die Ukrainer bedeuten?

"Der Krieg verwüstet alles."

Dietrich Treis leitet einen Ackerbaubetrieb östlich von Kiew. Mit Kriegsbeginn hat sich seine Situation und die des Betriebes gravierend verändert. Wie genau, davon berichtet er.

Jede Brücke, die zerstört wurde, um den Aggressor aufzuhalten, und jedes Gebäude, das unter Beschuss genommen wurde, muss wieder aufgebaut werden. Der Krieg verwüstet alles, sogar die Bausub­stanz des Landes. Und was wird mit der ukrai­nischen Bevölkerung geschehen? Jetzt sind Millionen ge­flohen, Zehntausende sind im Kampf gefallen und werden es auch weiter tun. Alles in allem ist es ein trauriges Bild des ­Sieges.

Wir wollen nur, dass es endet. Und wir hoffen, dass wir keine Unterlassungssünde begehen werden, jetzt und wenn der Kampf vorbei ist."

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