Zukunft der Tierbetriebe

Fleischkongress: Neuorientierung kommt

Die Krise in der Schweinehaltung und mehr Fairness in der Kette: Bei der Podiumsdiskussion des Fleischkongresses der Lebensmittel Praxis wurde viel debattiert. Auszüge einer Live-Diskussion.

Dieser Beitrag ist zuerst in der Lebensmittel Praxis erschienen.

Auf dem 29. Fleischkongresses der Lebensmittel Praxis fand eine rege Podiumsdiskussion statt. Im Folgenden wird auszugsweise über diese Live-Diskussion berichtet.

LP: Herr Beringmeier, wie denken Sie über eine Ausstiegsprämie für die Schweinehalter?

Hubertus Beringmeier (Präsident des WLV): Wir sind auch weiter gegen eine pauschale Ausstiegsprämie, auch wenn die Lage in der deutschen Schweinehaltung derzeit existenzbedrohend ist. Die von uns geforderte Umstrukturierungsprämie soll nur für solche Betriebe in Betracht kommen, die aus baurechtlichen Gründen keine Perspektive mehr haben. Wir wollen nicht den verpachteten oder den ohnehin leerstehenden Stall herauskaufen. Die Prämie sollen auch nicht diejenigen bekommen, die ohnehin aufhören wollen. Die Umstrukturierungsprämie bezieht sich nur auf die Tierhaltung und nicht den gesamten landwirtschaftlichen Betrieb.

Umstellung auf Haltungsstufe 3 und 4

LP: Welchen Zeitraum halten Sie für möglich, um zu den Haltungsstufen 3 bis 4 zu kommen?

Beringmeier: Die von der Borchert-Kommission erarbeiteten Vorschläge zum Umbau der Tierhaltung bieten den tierhaltenden Betrieben in Deutschland eine grundsätzliche Perspektive, denn sie weisen Wege zu den Themen Planungssicherheit, Genehmigungsfähigkeit und Finanzierung auf. Die Borchert-Kommission hat eine Empfehlung herausgegeben: Ziel ist es, alle tierhaltenden Betriebe in Deutschland innerhalb von 20 Jahren auf ein deutlich höheres Tierwohlniveau zu bringen und „Tierwohl-Produkte“ zu den gleichen Kosten zu erzeugen wie herkömmliche Produkte.

Ophelia Nick (Mitglied des Deutschen Bundestags): Mir wäre es lieb, wenn wir spätestens in einem Jahr sagen könnten, wo wir hinwollen und um welche Vorgaben es geht.

Sarah Dhem (Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Fleischwarenindustrie): Seit 2010 beschäftigen wir uns in unserem Unternehmen mit der Haltungsstufe 4 und bieten sie auch an. Mittlerweile verarbeiten wir 120 Schweine die Woche. Wir würden gern weitere Landwirte aufnehmen, leider können unsere Erzeuger so schnell nicht umbauen.

Andreas Pöschel (Geschäftsführer bei der Edeka Südwest Fleisch): Wir sind gerade dabei, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass den Erzeugern der Umstieg leichter fällt. Die Umstellung bedeutet für sie, dass sie viele Maßnahmen umsetzen müssen – verbunden mit Investitionen und baulichen Veränderungen. Wenn der Landwirt für unser Programm...