Landmetzgerei im Sauerland

Fleischermeister mit viel Leidenschaft

Helmut Krengel geht mit seinem Fleischerbetrieb seit mehr als 40 Jahren mit der Zeit. Ständig entwickelt er neue Wurstideen, füllt Leckeres in Gläser und vermarktet sauerländer Spezialitäten.

"Wir fühlen uns manchmal wie die letzten Mohikaner." Das sagte uns Fleischermeister Helmut Krengel am Ende unseres Besuchs in seiner Fleischerei in Sundern-Dörnholthausen im Sauerland. Vor fünf Jahren gab es noch acht Fleischereibetriebe im Raum Sundern. Jetzt sind es noch drei. Wie lange er noch "dabei" bleibt, ist offen. Denn der Fleischermeister mit viel Leidenschaft geht auf die 70 Jahre zu. Er und seine Frau Petra betreiben seit 1980 die gleichnamige Fleischerei. Sie liegt im Tal an einer Durchfahrtsstraße mit Parkplätzen vor der Tür.

Das Paar ist stolz auf sein zehnköpfiges Team mit dem sie neben dem Laden auch auf drei Wochenmärkten Aufschnitt, Fleisch und Sauerländer Spezialitäten verkaufen. Doch dem Paar geht es wie vielen anderen Metzgereien: Es fehlt der Nachfolger.

Per E-Mail Wünsche vorbestellen

Dabei ist der Betrieb gut aufgestellt und geht mit der Zeit. Sie machen fast alle Wurstwaren selbst, haben viele regionale Produkte im Angebot und Einkaufswünsche lassen sich im Internet vorbestellen. Auch über die Internetplattform hofladen-sauerland.de ist eine Auswahl an Wurstwaren erhältlich.

Diese Pokale hat Helmut Krengel für besondere Wurst-Kreationen gewonnen. (Bildquelle: Schildmann)

Dass Helmut Krengel innovativ ist, davon zeugen die zahlreichen Pokale, die im Laden zwischen Wursttheke, Fertiggerichten und sauerländer Spezialitäten glänzen. Er hat sie für besonders raffinierte Wurstwaren gewonnen, etwa für schnittfeste Currywurst, "Salarillos" – Dauerwurststangen in Zigarillo-Form oder Döner Griller.

Ein originelles Geschenk aus der Fleischerei sind diese Salarillos. Es handelt sich um Stangenwürste im Zigarelloformat mit Holzschachtel. Ideal für Präsentkörbe. (Bildquelle: Schildmann)

Supermärkte setzen auf regionale Fleischprodukte

Ein halbes Rind und sechs bis acht Schweine gehen pro Woche über die Theke von Laden und Marktständen. Darüber hinaus sind die Krengel’schen Produkte auch in fünf Edeka-Filialen in Selbstbedienungs-Kühltheken erhältlich. "Noch vor einigen Jahren mussten wir betteln, dass wir an die Lebensmittelmärkte liefern dürfen. Inzwischen setzen die Supermärkte auf Produkte aus der Region und wir können unsere Preisvorstellungen durchsetzen", berichtet Helmut Krengel. Allerdings muss die Ware für die Kühltheken aufwendig verpackt und etikettiert werden. Das bindet Personal, bringt aber Umsatz.

Junge Stammkundschaft

"Unsere Stammkundschaft wird immer jünger", erklärt der Fleischermeister. Vor allem junge Familien und Kunden ab 30 Jahren fahren gezielt zu seinem Fachgeschäft. Sie wollen ihren Kindern etwas "Gutes" gönnen und sich gesund ernähren. Krengels Wurstwaren werden nach einem besonderen Herstellungsverfahren mit so wenig Zusatzstoffen wie möglich produziert. Helmut Krengel hat bereits vor mehr als 20 Jahren extra Wurstrezepte entwickelt, die ohne Phosphat auskommen. Dieser Stoff sorgt in Fleischprodukten in der Fleischproduktion für die Verbundung von Fleisch, Fett und Wasser und ist nicht für jeden verträglich.

Männer kaufen gern bei Krengel

Erstaunlich ist der hohe Anteil an Männern in der Kundschaft. "Die Männer werden nicht ,nur’ von ihren Partnerinnen mit Zettel zum Einkaufen geschickt, sondern sie kennen sich genau aus und wissen, wie sie welches Fleischstück zubereiten können", erklärt der Fleisch-Experte mit einem Schmunzeln.

Bei fertigen Suppen und Eintöpfen greifen die Kunden gern zu. Besonders beliebt: Currywurst aus dem Glas. (Bildquelle: Schildmann)

Gutes Personal zu finden ist schwer

Das zentrale Problem der Metzgereien ist - wie in vielen anderen Branchen auch - gutes Personal zu finden. Die Arbeitszeiten sind nicht attraktiv. Denn es geht morgens gegen sechs Uhr los. Bei den Verkäuferinnen endet der Tag um 18 Uhr oder später. Und kaum jemand möchte andere bedienen, meint Krengel.

Gibt es weitere Gründe? "Ich glaube, dass das Berufsbild von Metzger/in oder Fleischereifachverkäufer/in nicht bekannt genug istE, mutmaßt der Fachmann. Denn es ist sehr viel mehr als Fleisch klein zu schneiden.
Inzwischen sei auch der raue Ton in der Wurstküche nicht mehr angesagt, sondern ein wertschätzender Umgang mit den Kollegen.

Wegen des Personalmangels hat das Ehepaar die Öffnungszeiten des Ladens verringert. Montag ist komplett geschlossen und dienstags-, mittwochs- und Donnerstags nachmittags ebenfalls.

Vor mehreren Jahren hatten sie noch ein Catering für Feiern und für große Veranstaltungen wie für Feste, Tennisturniere oder Gartenausstellungen. Auch das wurde wegen zu viel Aufwand und Personalmangel zurückgefahren. "Wir konzentrieren uns jetzt auf das Wesentliche, das sind vor allem unsere Wurstwaren. Deshalb kommen die Kunden zu uns", betont Helmut Krengel.

Bürokratie nervt

Was den Fleischermeister auch zu schaffen macht, ist die Bürokratie. Ständig kommen neue Vorgaben etwa für Zutatenlisten oder die Dokumentation. Es kostet Zeit und Mühe, stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Statt im Beruf "an der Front" tätig zu sein, muss viel Papierkram gemacht werden. Das zehrt an den Nerven.

Trotzdem will Helmut Krengel weiterhin aktiv sein in der Metzgerei. Er hat schon wieder Ideen für neue Wurstwaren mit raffinierten Extras. Denn die Leidenschaft für seinen Beruf lässt ihn nicht los. Und es bleibt die Hoffnung, dass sich jemand findet, der demnächst mit ihm kreativ sein möchte.

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