Erst mieten und dann kaufen, eine Zeit lang nutzen und wieder abgeben oder von vornherein Eigentümer sein – was bei Autos möglich ist, gilt für Landmaschinen ebenso. Leasing, Miete oder Darlehen sind gängige Finanzierungsoptionen für kostenintensive Traktoren.
„Eine Standardfinanzierung, die für jeden Kunden passt, gibt es nicht“, sagt Tobias Schiffmann, General Sales Manager bei John Deere Financial, einer einhundertprozentigen Tochter des Landmaschinenhändlers und sein Finanzdienstleister.
Zur Hälfte auf Pump
Vier bis fünf Jahre braucht ein Kunde im Schnitt, um die Finanzierungsraten für einen neuen Traktor abzuzahlen und die Maschine damit komplett in seinen Besitz zu bringen.
Beim Kauf liegt der Finanzierungsanteil laut Finanzexperte Schiffmann bei John Deere durchschnittlich bei 50%. „Je höher die Motorleistung, desto höher auch der Finanzierungsanteil“, so die Faustregel. John Deere Financial prüft die Bonität der Kunden insbesondere durch Kreditbüros und Selbstauskunft. Die Genehmigungsquote liegt durchschnittlich bei 98%. Zahlungsprobleme während der Laufzeit treten Schiffmann zufolge in der Landwirtschaft „sehr, sehr selten auf.“
Nutzen statt kaufen
Anders sieht es beim Leasing aus: Hier steht die Nutzung der Maschine und nicht der Eigentumserwerb im Vordergrund. Bei John Deere Financial macht Leasing derzeit 10% vom Gesamtgeschäft aus, Tendenz steigend.
Die wachsende Beliebtheit von Leasingangeboten geht laut Schiffmann mit einem Trend zu transparenten Kosten einher. So sind bei einigen Leasingprodukten Wartung, Garantieverlängerung und Dieselgarantie bereits enthalten. Die Kosten pro Betriebsstunde sind damit absolut fix.
Speziell für Lohnunternehmer ist diese Form der Finanzierung interessant, da sie ihre Kosten und damit die Verrechnungssätze für die Kunden viel besser ermitteln können.
Operate Leasing: Kurzfristige Miete
Noch deutlicher zeigt sich diese Tendenz bei der Miete, oder neudeutsch: dem Operate Leasing. Operate Leasing ist – wie der Name schon vermuten lässt – eine besondere Form des Leasings. Die Laufzeiten beginnen jedoch schon bei zwölf Monaten und sind damit deutlich kürzer als beim klassischen Leasingvertrag. „Dieses Modell wird oft von Bau- und Lohnunternehmen genutzt, die kurzfristige Projekte vor allem im Baugeschäft realisieren wollen“, ordnet Schiffmann ein. „Die Kosten sind wie beim klassischen Leasing genau kalkulierbar, bis auf Zulassung und entsprechende Versicherungen ist alles enthalten.“
Egal, ob klassisches Leasing oder Operate Leasing: Nach Auslaufen der Laufzeit wandert die Maschine idealerweise wieder zurück zum Händler – mit der Ratenzahlung wurde nur die Nutzung abgegolten. Die Umwandlung in Eigentum ist ebenfalls eine Option, die je nach Leasingvertrag geregelt ist. „Das passiert sogar relativ häufig“, so Schiffmann. Die Schlepper, die aus den Mietprogrammen wieder zurückkommen, wandern auf den Gebrauchtmaschinenmarkt.
Kapitalbedarf steigt
Schiffmann geht davon aus, dass sowohl Finanzierungs- als auch Leasinganteil zukünftig weiter wachsen werden. Heißt: Immer häufiger zahlen die Kunden nur für die Nutzung der Maschine. Diejenigen, die Schlepper und Co. noch als Eigentum erwerben, finanzieren einen zunehmend größeren Anteil der Maschine durch Darlehen, der Eigenkapitalanteil schrumpft.
Ganz neu ist dieser Trend jedoch nicht. Die Finanzierung von Schleppern gewann bereits mit dem erstarkenden Strukturwandel in den 1990er-Jahren an Bedeutung. Pauschal gesagt: Die immer größeren Betriebe brauchen immer größere Maschinen. Eigenkapital wurde (und wird) für Landkauf und Bauten benötigt. „Vorher war Finanzierung kaum ein Thema“, sagt der Finanzexperte.
In den 1990er-Jahren entstanden die heute prägenden Finanzdienstleister der großen Landmaschinenhändler: Neben John Deere Financial sind das unter anderem Agco Finance für Fendt und Claas Financial Services für Claas. Im Unterschied zu John Deere Financial, die dem Hersteller komplett gehört, kooperieren die Dienstleister der anderen Landmaschinenhersteller mit Partner-Banken.
Eines gilt jedoch für alle: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft macht sich auch in den vor- und nachgelagerten Bereichen bemerkbar. Wo der Kapitalbedarf der Betriebe zunimmt, müssen anderswo liquiditätsschonende Modelle gefunden werden.
Mehr zum Thema: