Die Bauernfamilien in Westfalen-Lippe haben 2021 eine mittelprächtige Getreideernte eingebracht, erzielen aber für Gerste, Weizen, Raps & Co. durchaus erfreuliche Erzeugerpreise. Trotzdem blicken viele Landwirte sorgenvoll in die Zukunft.
Auf diesen Nenner brachte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier in der vergangenen Woche die aktuelle Situation auf den Höfen. Gemeinsam mit Vizepräsident Wilhelm Brüggemeier und Antonius Tillmann als Bezirksverbandsvorsitzendem von Ostwestfalen-Lippe erläuterte er vor zahlreichen Pressevertretern die Entwicklungen und Hintergründe der derzeitigen Lage.
Treffpunkt für die traditionelle herbstliche Erntebilanz war Gut Hovedissen des Grafen von der Schulenburg im lippischen Leopoldshöhe. Dort sind neben dem landwirtschaftlichen Betrieb das mittelständische Saatzuchtunternehmen W. v. Borries Eckendorf sowie das biotechnologische Forschungsunternehmen Saaten-Union Biotec ansässig und arbeiten an der Entwicklung leistungsstarker und robuster Getreide- und Rapssorten. Damit wollen die Pflanzenzüchter ihren Teil zur Zukunftssicherung der heimischen Landwirtschaft beitragen.
Nur mittlere Erträge
In der aktuellen Ernte hatten die Ackerbauern im Frühsommer noch auf Rekorderträge gehofft – so gut sahen die Feldfrüchte aus. Dann folgten im Juni jedoch eine kurze aber starke Hitzeperiode und anschließend ein regnerischer Sommer. Im Ergebnis blieben die Erträge beim Getreide mit durchschnittlich gut 70 dt/ha hinter den Erwartungen zurück. Auch die Qualitäten waren oftmals gering.
Seit langem mal wieder Freude machte hingegen der Winterraps mit 40 dt/ha im Landesschnitt bei gleichzeitig guten Verkaufserlösen. Und auch die Rinderhalter durften sich nach mehreren Dürrejahren endlich über hohe Futtererträge freuen.
Tiefe Verunsicherung
Während die Ernte also bislang nicht wirklich schlecht ausgefallen ist und auch die noch wachsenden Früchte wie der Mais recht gut aussehen, ist die Stimmungslage in den Bauernfamilien von tiefer Verunsicherung geprägt, berichtete Hubertus Beringmeier. Dafür sorgt aus Sicht des WLV sowohl die wirtschaftliche, als auch die politische Lage: Die Betriebe werden in allen Bereichen mit steigenden Kosten konfrontiert. Vor allem bei Milch, Schlachtschweinen und Ferkeln sind die Erzeugerpreise dagegen viel zu niedrig bzw. desaströs. Wenn das so weiter gehe und die nächste Bundesregierung nicht bald mit fairen Rahmenbedingungen und einen klaren Bekenntnis zur heimischen Erzeugung für Besserung sorge, drohe ein Ende der flächendeckenden produktiven Landwirtschaft in Deutschland.