Ob Windenergie im Wald genutzt werden soll oder nicht - darüber scheiden sich auch im Landesparlament in Düsseldorf die Geister. Die aktuelle Koalition aus CDU und FDP hatte jahrelange hohe Hürden für den Bau von Windenergieanlagen (WEA) im Wald aufgestellt. Das Wochenblatt hat die Parteien auf Landesebene zu dem Thema gefragt. Hier sind ihre aktuellen Einschätzungen:
CDU: Ausbau im Forst möglich
„Wald ist ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere, Lieferant nachwachsender Rohstoffe und unser Klimaretter Nummer eins. Daher sollen Waldbereiche in NRW für die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) grundsätzlich erst in Anspruch genommen werden, wenn ein Bedarf nachgewiesen ist, der nicht außerhalb von Wäldern realisierbar ist, und wenn die Beanspruchung von Waldflächen auf das erforderliche Maß beschränkt wird. Dazu hat die CDU NRW in der Neufassung des Landesentwicklungsplans (LEP) die Privilegierung der Windenergie im Wald zugunsten einer Ausnahmeregelung gestrichen.
Dazu gehört, dass Teile der sogenannten Nadelholzkalamitätsflächen für Windenergie genutzt werden sollen. Die Nutzung für Windenergie ist auf 30 Jahre beschränkt, bis der Wald nachgewachsen ist. Die Flächen müssen außerhalb von Schutzgebieten liegen. Hochwertige Renaturierung ist uns ein wichtiges Anliegen, dazu zählen die vollständige Entfernung von Zuwegen sowie die Bodenversiegelung der WEA. Dies ist in den Genehmigungen von Anlagen vorzusehen.“
SPD: Ausbau in Wirtschaftswäldern ist notwendig
„Die SPD in NRW setzt sich vielfältig für den Natur- und Artenschutz ein. Der Ausbau der erneuerbaren Energien steht für uns jedoch nicht im Gegensatz zum Natur- und Artenschutz, sondern ist zwingend für den Klimaschutz erforderlich. An den verdorrenden Wäldern der vergangenen Dürrejahre ist sichtbar, dass die Erderwärmung unsere Naturlandschaft bedroht. Klimaschutz ist im Interesse der hier lebenden Tiere und Pflanzen.
Wir halten daher den Ausbau von Windkraft in Wirtschaftswäldern für notwendig, damit NRW beim Ausbau spürbar vorankommt. Dabei sollen neue Windkraftanlagen vor allem auf den Kahlflächen abgestorbener Bäume entstehen, soweit diese geeignet sind. Dies hilft auch, den Ausbaudruck nahe den Siedlungsgebieten etwas zu dämpfen. Um die Akzeptanz zu erhöhen, wollen wir die Bevölkerung an den Gewinnen der erneuerbaren Energien beteiligen.“
Grüne: Perspektive für Waldbesitzer
„Ohne eine verantwortungsvolle Inanspruchnahme von Forstflächen wird der notwendige Ausbau der Windenergie in NRW nicht gelingen. Außerhalb besonders schutzwürdiger Wälder und auf durch Borkenkäfer oder Dürre zerstörten Flächen werden wir die Windenergie wieder einfacher zulassen.
So schaffen wir auch eine wirtschaftliche Perspektive für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die häufig nicht wissen, wie sie die Verdienstausfälle kompensieren sollen, geschweige denn eine klimawandelangepasste Wiederbewaldung finanzieren sollen. Klar ist, dass die in Anspruch genommene Fläche an anderer Stelle aufgeforstet werden muss und Artenschutzbelange genauso wie im Offenland geprüft werden müssen.“
Linke: Erst mal andere Flächen nutzen
„Wir unterstützen den Bau von Windenergieanlagen in bewirtschafteten Wäldern, die keinem Naturschutz unterliegen. Da aber der Bau von Windkraftanlagen in Wäldern einen erheblichen Eingriff in das Ökosystem Wald darstellt, ist daher gerade im Wald genau zu untersuchen, ob dieser Eingriff jeweils hinnehmbar ist. Im Übrigen sind 75 % der Fläche unseres Bundeslandes keine Wälder. Vor daher gibt es grundsätzlich auch ohne Windkraftanlagen in Wäldern genügend Flächen für den Windkraftausbau in NRW.
Windkraftgebiete sollten im Landesentwicklungsplan als Vorranggebiete ausgewiesen werden. In die Planung und Entscheidung sollen Naturschutzorganisationen einbezogen werden.“
FDP: Zeitlich befristet auf Kalamitätsflächen
„Der Wald ist einer der wichtigsten Faktoren für Klimaschutz und Artenvielfalt. Wir wollen neue Anreize schaffen, um Waldflächen als Lebensräume und Klimaschützer zu stärken und Aufforstungspotenziale zu nutzen. Denn weniger Emissionen haben mehr Zukunft! In Regierungsverantwortung haben wir mit der Überarbeitung des Landesentwicklungsplans 2019 dafür gesorgt, dass die Errichtung von Windenergieanlagen im Wald weitgehend ausgeschlossen wurde.
Dabei soll es nach Meinung der FDP NRW grundsätzlich bleiben, auch wenn die Landesregierung zukünftig zeitlich befristet die Nutzung von Nadelholzkalamitätsflächen für die Windenergie ausnahmsweise zulassen möchte.“
AFD: Kein Ausbau der Windkraft
„Neben dem technischen Schadpotenzial tragen Windindustrieanlagen zur Zerstörung unseres Landschaftsbildes bei. Im Wald wirken sich die mit dem Windindustrieanlagenbau einhergehenden Waldrodungen nachteilig auf die bestehende Fauna aus, indem der heimischen Tierwelt große Flächen als Nahrungs- und Rückzugsbereich entzogen werden.
Auch die Versiegelung von Waldbodenflächen, die mit der Errichtung von Windindustrieanlagen durch großräumige Fundamente sowie Zuwege entstehen, beeinträchtigen den natürlichen Wasserhaushalt der Wälder in erheblicher Weise. Insbesondere die Steigerung des oberflächlichen Abflusses sowie eine Verminderung der Grundwasserspende führen in der Folge zur Begünstigung von Hochwasser und gesteigerten Dürreschäden. Die AfD lehnt deshalb Windindustrieanlagen in Wäldern ab.“
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