Es sind nicht nur die steigenden Brennstoffpreise, die Besitzern von Öl- und Gasheizungen Sorgen bereiten können. Da ist auch noch der CO2-Preis. Heute liegt er bei 25 €/t CO2 und verteuert damit jeden Liter Heizöl um knapp 8 Cent. Bei einem Verbrauch von 6000 l Heizöl pro Jahr sind das 480 €. Bis zum Jahr 2025 soll die CO2-Abgabe, so Stand heute, in mehreren Schritten bis auf 55 €/t CO2 steigen. Das Heizen mit Öl verteuert sich im Beispiel dann um 1056 € pro Jahr – allein durch die CO2-Abgabe. Und das ist vermutlich längst nicht das Ende der Fahnenstange: „Der Umbau der Heizungen kann einen wichtigen Klimaschutzbeitrag leisten. Schon heute geht die politische Diskussion deshalb in Richtung 60 €/t CO2 in 2022“, sagt Thomas Weber, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW in Münster.
Gleichzeitig locken hohe Fördersummen zum Austausch der alten Heizungsanlage (siehe Kasten). Wer zum Beispiel eine alte Ölheizung durch eine Wärmepumpe oder eine Holzheizung ersetzt, kann bis zu 45 % Zuschuss bekommen. Also ran an die neue Heizung?
Was macht langfristig Sinn?
„Niemand sollte sich von hohen Fördersummen zu vorschnellen Entschlüssen verleiten lassen“, warnt Elmar Brügger von der Landwirtschaftskammer NRW. „Das Abgreifen der Förderung ist der letzte Schritt. Zunächst einmal gilt es zu wissen, wie dringend der Wechsel und welche Technik die beste ist“, sagt er. Denn während sich bei einem Neubau (fast) alles nach Wunsch einrichten lässt, wird es bei einem Bestandsgebäude schwieriger. Hausbesitzer müssen gut prüfen, was geht, was sinnvoll und natürlich auch was bezahlbar ist.
„Am besten wäre es natürlich vor der Entscheidung über eine neue Heizung, das Haus energetisch zu sanieren, Wände und das Dach zu Dämmen, Fenster und Türen auszutauschen“, sagt Brügger. Aber das ist bei Altgebäuden nicht immer einfach und manchmal scheitern die Maßnahmen auch schlichtweg am fehlenden finanziellen Budget. Dann ist es immer noch besser, die alte fossile und zunehmend teurer werdende Heizung auszutauschen, als gar nicht zu handeln. Das empfiehlt er Heizungsbesitzern:
- Lassen Sie Ihre Heizungsanlage regelmäßig, am besten vor der Heizungssaison warten. Dazu gehört eine Beurteilung des Zustands der Heizungsanlage, aber auch soweit vorhanden des Öltanks. „In feuchten Kellern rosten Stahltanks schneller“, sagt Brügger. Gefährdet ist zudem der Bereich zwischen Deckel und üblichem Füllstand. Fragen Sie im Zweifelsfall ihren Heizungsbauer oder auch Schornsteinfeger um Rat. Hierbei kann die erste Entscheidung fallen: Ist es dringend nötig zu handeln oder hab ich etwas Zeit?
- Prüfen Sie Ihre Bedingungen vor Ort: Wie hoch ist der Energiebedarf? Welche Vorlauftemperaturen benötige ich, damit es in den Räumen auch warm genug wird? Wie viele Personen wohnen langfristig – die neue Heizung sollte mindestens 20 Jahre halten – im Haus? Und gerade bei Holz: Stehen mir die benötigten Brennstoffe langfristig zur Verfügung? Kann ich vorhandenen Lagerraum nutzen? Wer macht die eventuell anfallende Arbeit?
Nicht jeder kann all diese Fragen allein beantworten. „Scheuen Sie sich nicht, einen unabhängigen Energieberater um Rat zu fragen“, sagt Energieberater Weber.
Wer dann seine Heizung ersetzen möchte, hat die Qual der Wahl. Nach wie vor entscheiden sich viele Menschen für eine neue Gas- oder sogar auch noch für eine neue Ölheizung. „Das ist für Hausbesitzer, aber auch für die Heizungsbauer oft das einfachste“, sagt Weber. Technik und Brennstoff sind bekannt, die Heizung lässt sich schnell und einfach installieren. Die Investition ist oft niedriger als bei den erneuerbaren. Aber: Macht das wirklich Sinn?
Es gibt gute Alternativen – auch für Bestandsgebäude:
Favorit Wärmepumpe
An erster Stelle steht die Wärmepumpe. „Wärmepumpen eignen sich nicht immer, aber sehr oft auch für Bestandsgebäude“, sagt Weber. Einziges Hindernis: Auch bei den für Wärmepumpen üblichen Vorlauftemperaturen von unter 45 °C und kalten Wintertemperaturen darf niemand frieren. „Einfach ist das, wenn Fußboden- oder Wandheizungen verlegt sind. Aber in vielen Häusern reichen auch die alten, vorhandenen Heizkörper aus“, sagt Weber. Ob das so ist, kann ein Fachmann berechnen. Es lässt sich aber auch ausprobieren. „Bei vielen Heizungsanlagen lässt sich die Vorlauftemperatur einstellen. Senken Sie sie auf unter 45 °C und probieren Sie aus, ob Sie auf dem Sofa nun Handschuh und Pelzmütze benötigen.“ Ist es auch an kalten Tagen warm genug, spricht erst einmal nichts gegen den Einbau einer Wärmepumpe. Wird es in einzelnen Zimmern zu kalt, lässt sich überlegen, ob es sinnvoll ist einzelne Heizkörper auszutauschen.
„Für die Wärmepumpe spricht ihre hohe Energieeffizienz. Mithilfe von 1 kWh Strom erzeugen sie 3 bis 5 kWh Wärme. Die Technik ist geprüft und extrem langlebig. Sie lässt sich gut mit dem Strom aus einer eigenen PV-Anlage betreiben“, sagt Weber. Am weitesten verbreitet sind Luft-Wasser-Wärmepumpen, die in der Regel draußen aufgestellt werden und die Wärme aus der Umgebungsluft gewinnen. Bei der Standortwahl ist zu beachten, dass ihre Geräuschemissionen üblicherweise zwischen 50 und 65 Dezibel liegen.
Wer über viel Fläche verfügt, für den kann der Bau einer Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Erdkollektoren, ein rund 1,5 m unter der Erdoberfläche schlangenförmig verlegtes Rohrsystem, in Frage kommen. Diese haben gerade bei tiefen Temperaturen Vorteile, sind im Bau aber teurer als Luft-Wärmepumpen. Eigenleistungen (zum Beispiel das Verschieben der Erde) können die Kosten senken.
Laut Weber spricht auch eine Lage in kühleren Regionen wie etwa im Sauerland oder in der Eifel nicht gegen eine Wärmepumpe. „Entscheidend ist die Leistung der Anlage. Wird die richtig berechnet, muss auch dort niemand frieren“, sagt er. Und zum Glück steigen die Kosten für eine Wärmepumpe nicht proportional mit ihrer Leistung.
Vom Pellet bis zum Scheit
Klappt es mit niedrigen Vorlauftemperaturen nicht, sind Holzheizungen eine Alternative. „Suchen Sie sich hier am besten einen Brennstoff, auf den sie eigenen Einfluss haben“, rät Brügger. Holzhackschnitzel oder Scheitholz lassen sich im eigenen Wald gewinnen. Die Versorgung kann aber auch durch Zukauf erfolgen etwa über Einwegpalletten oder Pflegeschnitte.
Alte Räume für Ölheizungen und Öltanks eigenen sich oft für Pelletheizung und -lager. Allerdings muss das Pelletlager auf jeden Fall trocken sein. Beim Einsatz von Pellets entsteht Feinstaub. In geschlossenen Räumen ist das nicht ideal. Möglich ist, dass gerade Holzpellets in den nächsten Jahren nicht mehr als CO2-neutral eingestuft werden. „Erste Stimmen fordern dies. Es könnte also sein, dass zukünftig auch hier eine CO2-Abgabe fällig wird“, sagt Weber. Auf der anderen Seite sind Betreiber von Holzheizungen aber weniger abhängig vom vermutlich auch steigenden Strompreis als Wärmepumpenbesitzer.
Holzhackschnitzelheizungen eignen sich insbesondere bei relativ hohem Wärmebedarf zum Beispiel bei großen schlecht gedämmten Altbauten oder zusätzlichem Wärmebedarf im Betrieb. Beachtet werden sollte auch der Arbeitsaufwand: Für die Herstellung und Einlagerung der Hackschnitzel, für das Auffüllen des Vorratsbunkers, für das Reinigen der Heizung. Gleiches gilt natürlich auch für Scheitholzheizungen.
Von Kaminen oder Kachelöfen rät Energieberater Weber aus wirtschaftlichen Gründen ab. „Diese Öfen geben eine schöne Wärme ab, die aber meist nicht effizient genutzt werden kann und zudem teuer ist“, sagt er.
Wer eine Holzheizung anstelle einer alten Öl- oder Gasheizung plant, kommt um ein Gespräch mit seinem Schornsteinfeger nicht herum. Denn auch der (vorhandene) Kamin muss geeignet sein bzw. angepasst werden.
Anreiz Förderung
Egal, ob Wärmepumpe oder Holzheizung: In der Anschaffung sind die erneuerbaren meist wesentlich teurer als Öl- oder Gasheizung. Allerdings punkten sie durch niedrigere Betriebskosten. Einen weiteren Anreiz bieten verschiedene Förderprogramme. Ganz vorne steht die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt wird. Die Förderung erfolgt hier als Zuschuss, der je nach verwendeter Technik zwischen 30 und 45 % liegt. Zusätzlich kann die Energieberatung gefördert werden. Weitere Fördermöglichkeiten halten progres.nrw (über die Bezirksregierung Arnsberg) und die KfW-Bank bereit.
Eher selten: Solarthermie
Sind geeignete Dachflächen frei, ist es in der Regel sinnvoller, Photovoltaik zu installieren. Solarthermieanlagen werden in der Regel als Zusatzheizungen zu fossilen Energieträgern oder zum Beispiel Scheitholzanlagen für den Sommerbetrieb eingesetzt. Sie rechnen sich, wenn überhaupt, frühestens bei Haushalten ab vier bis fünf Personen, so Weber.
BHKW: Nein, ja, vielleicht
Durch Änderungen des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) sind Blockheizkraftwerke, in den allermeisten Fällen uninteressant geworden, da die Förderung nur noch für ein bestimmtes Stundenkontigent bezahlt wird. Ab 2025 sind das 3500 Stunden pro Jahr. „Deshalb rechnen sich, wenn überhaupt, nur noch groß dimensionierte BHKW. Und das auch nur dann, wenn ein entsprechend hoher Wärmebedarf vorhanden ist“, sagt Brügger. Dauerhaft hohe Strompreise könnten die Technik aber wieder interessanter machen. Allerdings: BHKW verbrennen in den meisten Fällen fossiles Erd- oder Flüssiggas.
Haben sich Hausbesitzer für eine neue Heizung entschieden, sollten sie verschiedene Angebote einholen und diese gut prüfen. „Die Angebote unterscheiden sich zum Teil erheblich, in dem was angeboten ist und auch im Preis“, sagt Brügger. Damit es später nicht zu Streitereien kommt, sei es zudem vorteilhaft, wenn alle Arbeiten aus einer Hand stammen.
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