Auf den ersten Blick scheint es klar: Wer ein Elektroauto anstelle eines Diesels oder Benziners fährt, ist in Sachen Klimaschutz auf der richtigen Spur. Schließlich entstehen beim Betrieb eines E-Autos keine Emissionen.
Doch Achtung: Elektroautos sind nicht immer so sauber wie viele denken. „Wer mit seinem Auto im Schnitt weniger als 2 km am Tag zurücklegt, fährt mit einem Verbrenner und Super E 95 klimafreundlicher als mit einem Elektroauto“, sagte Dr. Harald von Canstein, e.on Bioerdgas GmbH. Im Rahmen der 10. NRW-Biokraftstofftagung stellte er eigene Berechnungen zu CO2-Emissionen und den Kosten der CO2-Einsparung im Verkehr (Pkw) vor.
E-Auto oder Verbrenner?
Betrachtet man nur die CO2äq-Emissionen, die bei der Nutzung auftreten, sind E-Autos in der Regel die klimafreundlichste Variante, sagte von Canstein. Bezieht man aber die CO2äq-Emissionen ein, die bei der Herstellung des Kraftstoffes, bei der Fahrzeugproduktion sowie der Verschrottung entstehen, ändert sich das Bild in vielen Fällen. Einfluss haben zudem die Fahrzeugklasse, der Fahrstil, die Kilometerleistung sowie natürlich Herkunft und Art des Kraftstoffes. „Sich bei der Suche nach dem klimafreundlichsten Antrieb auf Mittelwerte zu verlassen, ist Quatsch“, sagte er und fasst zusammen:
- E-Autos starten bei der Betrachtung über die gesamte Lebensdauer mit höheren Emissionen durch die Batterieproduktion. Dies gilt insbesondere für Fahrzeuge mit großer Batterie und solange die Batterien überwiegend an Standorten mit hohem Kohlestromanteil erzeugt werden (China, Südkorea).
- Bei einer Lebensfahrleistung unter 5000 km verursacht ein Verbrenner (Super E95) die geringsten Gesamtemissionen.
- Bei täglichen Fahrleistungen zwischen durchschnittlich 2 und 92 km (Lebensleistung zwischen 7000 und 340 000 km) entstehen die geringsten Emissionen bei der Nutzung von Biomethan.
- In Bezug auf die Gesamtemissionen hat zum Beispiel ein E-Golf erst ab einer Fahrleistung von 100 km/Tag die Nase vorn. „Zumindest, wenn die Batterie das durchhält“, sagte von Canstein.
- Bei der Beurteilung, wie klimafreundlich ein Fahrzeug ist, kommt es weniger auf den Antrieb (Verbrenner oder Elektromotor) als auf die Herkunft des Kraftstoffes (erneuerbar oder fossil) an.
Eine Nische für jeden
„Jeder Kraftstoff hat eine Nische, in die er am besten passt: Super und Diesel bei Wenigfahrern, Strom bei kleinen Vielfahrern. Erdgas und Biomethan sind meist am kostengünstigsten und Biomethan ist fast immer am klimafreundlichsten und verdient damit eine größere Rolle in der Mobilität“, schloss von Canstein.
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