Vor fast genau drei Monaten hat das Land NRW seine Ausbauziele für die erneuerbaren Energien Photovoltaik und Windenergie angehoben. Als Reaktion auf die gestiegenen Klimaziele von Bund und EU sieht die Mitte Dezember veröffentlichte neue Energieversorgungsstrategie des Landes NRW nun einen Ausbau der Windenergie von rund 6 GW installierter Leistung im Jahr 2020 auf 12 GW im Jahr 2030 vor. Zuvor war ein Ausbau auf 10,5 GW im Jahr 2030 geplant.
Aber ist ein Ausbau auf 12 GW unter den in NRW geltenden gesetzlichen Vorgaben überhaupt möglich? Nein, ist es nicht. So lautet zumindest das Fazit, das das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in einem bisher nicht veröffentlichtem Entwurf der neuen Potenzialstudie Windenergie NRW zieht.
Ziele nicht erreichbar?
Die neue Potenzialstudie hat das NRW-Wirtschaftsministerium (MWIDE) vor rund zwei Jahren beim LANUV in Auftrag gegeben. Anfang März hatte das LANUV zur Vorstellung der Studienergebnisse eingeladen, den Termin dann jedoch kurzfristig abgesagt.
Der Entwurf der Studienergebnisse liegt dem Wochenblatt vor. Er enthält folgendes Fazit:
- Das in der neuen Energieversorgungsstrategie festgelegte Ausbauziel ist unter den in NRW vorgegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen nur theoretisch haltbar. Und zwar, wenn man davon ausgeht, dass alle in den Szenarien gefundenen Flächen auch tatsächlich bebaut werden. Das ist in der Realität aber nicht möglich. Denn die Studie berücksichtigt weder die Belange des Artenschutzes noch die Ausschlusswirkung kommunaler Windenergiekonzentrationszonen.
- Im Weg stehen in erster Linie der pauschale Abstand von 1000 m zu Wohngebäuden im Außenbereich sowie der weitreichende Ausschluss von Waldflächen.
- Gerade der Pauschalabstand zur Wohnbebauung würde zu einer Konzentration des Windenergieausbaus auf die westlichen Teile des Regierungsbezirks Köln (Eifel, Rheinisches Revier), das Sauerland und den Raum Paderborn führen.
Damit bestätigt der uns vorliegende Entwurf mit leichten Abweichungen das vor einem Jahr veröffentlichte Zwischenergebnis der Studie. Dieses lässt sich auf den Internetseiten von LANUV und MWIDE nachlesen.
Kein Kommentar
Auf die Nachfrage des Wochenblattes, warum die Veröffentlichung der Studie kurzfristig gestoppt wurde, verwies die Pressestelle des LANUV darauf, dass neue Szenarien berechnet werden sollten. Welche das sind, könne das LANUV nicht sagen, da es nicht Auftraggeber der Studie sei.
Das als Auftraggeber zuständige MWIDE wollte gegenüber dem Wochenblatt weder zu den Inhalten des Studienentwurfs noch zu den neuen Szenarien äußern. Es bat um Verständnis, dass es „zu unveröffentlichten und nicht validierten Studienergebnissen sowie zu laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen keine Stellung nimmt“. Auch Nachfragen, welche neuen Szenarien denn berechnet werden sollten oder ob die Zahlen aus dem Entwurf fehlerhaft seien, beantwortete ein Pressesprecher des MWIDE mit der stets gleichbleibenden Bitte um Verständnis.
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