Bauern denken in Generationen. Natur- und Artenschutz sind ihnen daher ein Herzensanliegen, welches es mit den Herausforderungen des Alltags bestmöglich zu kombinieren gilt, um die gesamtgesellschaftliche Aufgabe „Erhalt der Kulturlandschaft“ zu meistern.
Förderdschungel lichten
Nun ist das leichter gesagt, als getan. Es gibt zwar etliche Förderprogramme, um die Landwirte bei ihren Bemühungen zum Erhalt der Biodiversität und Artenvielfalt zu unterstützen. Diese sind aber häufig schwer zu finden, kompliziert zu verstehen und umständlich zu beantragen. Außerdem bekommen die teilnehmenden Betriebe oftmals nur einen Teil ihrer Aufwendungen bzw. ihrer entgangenen Produktionserlöse erstattet.
Hier setzt die Idee von Georg König aus Enger und Cay Hüneke aus Petershagen an. Gemeinsam mit einigen Studienfreunden haben die beiden Hofnachfolger ein Startup gegründet und die App „Biodivers“ entwickelt (www.biodivers.land). Auf dieser Plattform können sich interessierte Landwirte umfassend aber selektiv über die in ihrer Region verfügbaren umweltfördernden Maßnahmen informieren.
Nach Eingabe des Betriebsstandortes werden alle Angebote, angezeigt, die sie auf ihren Flächen umsetzen können – wobei die regelmäßige Aktualisierung der Daten durchaus eine Herausforderung ist, wie Georg König bei der App-Vorstellung in der vergangenen Woche einräumte. Deshalb arbeitet das Biodivers-Team in diesem Punkt eng mit den Behörden zusammen.
Markt für Umweltleistungen
Als Fördermittelgeber kommen indessen nicht nur die öffentliche Hand (EU, Bundesrepublik bzw. Bundesländer oder einzelne Landkreise) in Frage. Ziel ist es vielmehr, auch Stiftungen, Privatpersonen oder Unternehmen einzubinden, die sich im Natur- und Artenschutz engagieren wollen, aber weder eigene Flächen, noch die fachliche Qualifikation zur Umsetzung haben.
So soll Biodivers in den nächsten Jahren zum „Marktplatz für Umweltleistungen“ weiter entwickelt werden, die von Landwirten produziert und von Unternehmen als Kompensation ihres (negativen) Umwelteinflusses erworben werden können.
Bei fairer Vergütung wären die Umweltmaßnahmen damit ein Fruchtfolgebestandteil wie andere auch – allerdings zumeist mehrjährig und zum Nutzen von Natur, Gesellschaft und Erzeugerbetrieb.
Pilotphase ab September
Bevor das System landesweit verfügbar ist, startet im September im Landkreis Wolfenbüttel jedoch erst mal eine Pilotphase in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Unteren Naturschutzbehörde und der Stiftung Zukunftsfond Asse, erklärte Georg König.
Wenn das gut klappt, können nach und nach auch Landwirte in anderen Regionen die App für ihre Anbauplanung nutzen.
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