Die Situation des Schweinefleischmarktes kann man historische Krise nennen. Wie geht es weiter?
Die Umstellung auf ITW 2, der Leerstand von Mastställen und die geringere Belegung der Mastställe beginnen zu wirken. Aber mit Verzögerung. Mit den im Dezember 2021 gestiegenen Schlachtzahlen bis über 900.000 Stück pro Woche hat niemand gerechnet. Derzeit liegt Deutschland bei den Schlachtzahlen nur knapp 3% unter Vorjahr. Trotzdem: Zu Jahresbeginn wirkt sich der Bestandsabbau bei den Schlachtzahlen aus. Er setzt sich in das Frühjahr hinein fort. Das führt zu höheren Schweinepreisen. Aber bei bis Sommer kaum niedrigeren Futter- und Energiekosten braucht es einen Basispreis von 1,80 €, damit Ferkelerzeuger und Mäster mit Vollkostendeckung produzieren können.
Positiver Preistrend?
Die Abstockung europäischer Schweinebestände könnte einen positiven Preistrend verstärken. Auch weltweit gibt es erste Entlassungssignale.
Kritisch könnte es im Februar/März 2022 werden, wenn die Corona-Fälle ihren Höchststand erreichen sollen. Ob die Schachtbetriebe das durchhalten, ist offen.
Lichtblick Gülle
Lichtblick sind gefüllte Güllepötte. Für Mineraldünger werden Schweineproduzenten im Frühling kein Geld haben.
Dem Zeitgeist folgend, sollen die Güllebehälter in Festmistlager umgewandelt werden. Wer je mit Güllefass nebst Schleppschläuchen Festmist in den Frühjahrsweizenbestand ausgebracht hat, weiß, dass da für Ausbringungstechnik und Nährstoffverfügbarkeit noch Optimierungsbedarf besteht.
Hilfen seitens der Politik ungewiss
Bundeskanzler Scholz ist bekannt für seine Meinung, wonach die Landwirte genügend Geld aus Brüssel bekämen. Die Borchert-Pläne in der ursprünglichen Form sind daher vom Tisch. Ob sich mit einer kleinen „Fondslösung“ etwas bewegt, sei noch dahingestellt. Nach Milliarden aus dem Staatshaushalt für den Umbau der Nutztierhaltung sieht es nicht aus.
Am Scheideweg
Entscheidend für den deutschen Mastschweinepreis wird sein:
- Halten die Corona-Probleme bei Schlachtstätten und der Rückgang des Fleischabsatzes an?
- Bauen sich Lagerbestände ab?
- Kommt die „zweite Welle“ an Betriebsaufgaben in der Mast, wenn im ersten Halbjahr 2022 vielen Mästern das Geld ausgeht?
Wenn es nicht schnell deutlich höhere und im Sommer kostendeckende Schweinepreise gibt, wird die deutsche Schweineproduktion gravierend an Bedeutung verlieren, in manchen Regionen völlig verschwinden.
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