Dieser Beitrag ist zuerst in der f3 - farm. food. future erschienen.
f3 - farm. food. future: Herr Abdić, mit „Bleenco“ wollen Sie erreichen, dass Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen KI-Lösungen für ihre Bedürfnisse erstellen können. Auch die Landwirtschaft streben Sie als Zielmarkt an. Welches Beispiel zeigt am besten, wie Ihre Plattform im Bereich Agrar eingesetzt werden kann?
Irman Abdić, Bleenco: Ein sehr gutes Beispiel dafür, wie unsere Plattform „Bleenco Go“ im Agrarsektor eingesetzt werden kann, ist ein Anwendungsfall, bei dem unsere Kunden über Bewegungsmuster verstehen wollten, wie sich verschiedene Futtermittel auf die Gesundheit von Hühnern auswirken. In kurzer Zeit haben wir ein kamerabasiertes System entwickelt und implementiert, das die Bewegungen der Hühner in Echtzeit analysiert und einen detaillierten Bericht über die Aktivitätsmuster und die Qualität des Hühnerfutters liefert. Ohne den Einsatz unserer Lösung wäre es sehr schwierig gewesen, quantitative Schlussfolgerungen zu ziehen.
Welche Aufgaben übernehmen KI's?
f3: Die Plattform bietet Bausteine, die Agrarunternehmer je nach Bedarf zusammenstellen können. Welche Fragestellungen kann Ihre Anwendung beantworten? Welche Aufgaben erledigen?
Irman Abdić: Wir bieten sowohl die Bausteine als auch die Werkzeuge, mit denen sie ihre eigenen Lösungen aufbauen oder fertige Lösungen einsetzen können. Landwirtschaftliche Unternehmer können diese Bausteine nutzen, um manuelle Aufgaben zu automatisieren, Kosten zu sparen und die Qualität ihrer Produkte zu erhöhen und damit mehr Geld zu verdienen.
"Für die Zusammenarbeit mit den Landwirten ist ein Besuch auf dem Hof nicht erforderlich." Irman Abdić
Sie können manuelle Aufgaben im Zusammenhang mit der Überwachung der Infrastruktur, der Tiergesundheit und der Lebensmittelkontrolle, Umweltgefahren und des Warenflusses automatisieren. Für spezifische Anwendungsfälle können sie sich mit unserem Team in Verbindung setzen und eine Einschätzung erhalten, wie lösbar ihr Problem mit unserer Plattform und dem Angebot ist. Und das ganze kostenlos. Es ist immer hilfreich, ein Problem und ein gewünschtes Ergebnis im Kopf zu haben.
Die Umsetzung
f3: Angenommen, ein Agrarunternehmen oder landwirtschaftlicher Betrieb will eine KI-Lösung bei Bleenco bestellen. Wie kommt der Interessent ganz praktisch gesehen vom theoretischen Bedarf zur Umsetzung auf seinem Betrieb? Kommt einer Ihrer Mitarbeiter auf den Hof raus? Muss der Landwirt selbst Daten bereitstellen?
Irman Abdić: Es gibt zwei Wege, die ein Landwirt mit uns verfolgen kann. Wenn der Landwirt ein bekanntes Problem adressieren möchte, wofür wir bereits eine Lösung haben, sind die Schritte besonders einfach. Wir richten ein Account für den Landwirt ein, stellen die Lösung bereit und der Landwirt kann sofort die Wirkung und Rentabilität erzielen. Der Landwirt kann die Lösung selbst über unsere Plattform verwalten. Falls eine Offline-Lösung gewünscht ist, arbeiten wir mit dem Kunden zusammen, um die Infrastruktur einzurichten.
Handelt es sich um ein neues Problem, wird unser Customer Success Team eng mit dem Landwirt zusammenarbeiten, um eine skalierbare Lösung zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse des Landwirts zugeschnitten ist. In den meisten Fällen dauert es zwei bis acht Wochen statt ein bis vier Jahre. Für die Zusammenarbeit mit den Landwirten ist ein Besuch auf dem Hof nicht erforderlich. Aber unser Service Team ist jederzeit bereit, vor Ort zu sein, wenn dies erforderlich ist.
Der Landwirt muss die Daten nicht zur Verfügung stellen, da wir immer versuchen, Lösungen zu entwickeln, die so vielseitig sind, dass sie ohne weiteres funktionieren. Es ist jedoch immer hilfreich, wenn die Landwirte einige Testfälle zur Verfügung stellen, um das Ergebnis bewerten zu können.
Kosten je nach Anzahl der Nutzer, Geräte und Lösungskomponenten
f3: Mit welchen Kosten muss das Unternehmen rechnen?
Irman Abdić: Unsere Preisgestaltung hängt von drei Faktoren ab: der Anzahl der Nutzer, der Anzahl der genutzten Geräte (im Falle von On-Premise-Verarbeitung, im Falle von On-Cloud, dann ist der Preis nach Bedarf) und der Anzahl der Komponenten pro Lösung. Unsere Kunden können davon ausgehen, dass sie nur ein paar Tausend Euro pro Jahr investieren müssen, um einen Gewinn von mehreren Zehntausend Euro zu erzielen.
"Die Angst um ihre Daten ist völlig verständlich. Letztlich sind Daten ein wichtiges Asset." Irman Abdić
f3: KI ist in der Landwirtschaft längst Thema, weil auf dem Feld, im Stall, dank unzähliger Sensoren und Landmaschinen massenhaft Daten anfallen, die auszuwerten für den einzelnen Menschen gar nicht möglich ist. Schwierigkeit dabei ist nicht zuletzt, überhaupt an alle relevanten Daten heranzukommen, Stichwort „fehlende Schnittstellen“. Wie löst Bleenco dieses Problem?
Irman Abdić: Wir bieten diese Schnittstellen zu bestehenden Sensoren an, so dass landwirtschaftliche Unternehmer mühelos eine Verbindung zu ihren Maschinen herstellen können. Die Herausforderung besteht darin, diese Daten zu nutzen, um wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und genau das ist unser Fokus. Wir ermöglichen die Entwicklung von Lösungen, die aus dieser riesigen Menge unstrukturierter und ungenutzter Daten einen Mehrwert schaffen. Dies bringt den Landwirten enorme Vorteile, da sie so bessere strategische Entscheidungen treffen können.
Und die Datensicherheit?
f3: Die meisten Landwirte haben Angst um ihre Daten. Wie verwendet Bleenco die Daten und warum sind sie dort gut aufgehoben?
Irman Abdić: Ja, und die Angst um ihre Daten ist völlig verständlich. Letztlich sind Daten ein wichtiges Asset. Unser Ansatz zum Datenschutz und zur Datensicherheit ist einfach: Wir gehen keine Kompromisse ein. Um unsere Herangehensweise an Daten zu verstehen, ist es wichtig, zwischen zwei Arten von Daten zu unterscheiden, mit denen wir normalerweise zu tun haben: gesammelte Daten und gestreamte Daten.
Gesammelte Daten sind die Daten, die wir in der Regel entweder selbst (intern) oder mit unseren Kunden (nach vorheriger Absprache) sammeln. Falls diese Daten sensible Informationen wie Nummernschilder, menschliche Arbeitskräfte oder andere persönliche Daten enthalten, anonymisieren und verschlüsseln wir sie automatisch. Diese Daten werden in der Regel für Verbesserungen und Tests unserer Technologie verwendet. Digitale Kopien dieser Daten werden nach der Verwendung vollständig gelöscht und die physischen Kopien werden an sicheren Orten aufbewahrt.
Die zweite Art von Daten sind gestreamte Daten. Bei diesen Daten handelt es sich um die Daten, die wir von den verfügbaren Sensoren verarbeiten. Die Verarbeitung erfolgt in diesem Fall im Arbeitsspeicher des Geräts, das sich physisch auf dem Gelände des Landwirts befindet. Die Daten werden vernichtet, bevor sie den Speicher erreichen. Wir stellen den Kunden alle Werkzeuge zur Verfügung, um zu überprüfen, was mit ihren Daten innerhalb der einzelnen Bausteine geschieht. Es gibt keine Geheimnisse. Wir verkaufen keine Blackboxen.
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