Den Familienbetrieb im Vollerwerb weiterzuführen – das wäre Ende der 1980er-Jahre noch der Traum von Franz-Josef Grothues aus Coesfeld gewesen. Die Ställe waren damals jedoch veraltet. „Der Betrieb hätte mir keine Lebensgrundlage geboten. Das haben meine Eltern von Anfang an betont“, erinnert sich der 57-Jährige. Er entschied sich für eine Ausbildung zum Vermessungstechniker und besuchte einen Abendkurs für Nebenerwerbslandwirte. Den Betrieb strukturierte er um. Er setzte auf Schweinemast im Nebenerwerb, da sich die Arbeitszeit auf dem Hof so mit seiner Anstellung vereinbaren ließ. Derzeit hält der Landwirt 480 Tiere und bewirtschaftet 27 ha.
Anstellung gibt Sicherheit
„Rückblickend war das die richtige Entscheidung“, sagt Franz-Josef Grothues heute. „Die Stelle im öffentlichen Dienst hat mir zusätzliche Sicherheit gegeben, auch mit Blick auf die Rente“, nennt er einen Vorteil. Außerdem möchte er den Austausch mit seinen Kollegen nicht missen. Mittlerweile ist Franz-Josef Grothues als Projektleiter im Bereich Flurbereinigung tätig. Das Verständnis für die Situation der Landwirte hat ihm dabei immer geholfen, ist er überzeugt. Gemeinsam mit einem Kollegen – ebenfalls Nebenerwerbslandwirt – steht er immer gern für Fachfragen parat. „Wir sind die landwirtschaftliche Zentrale der Behörde“, sagt er schmunzelnd.
Von Haupterwerbern akzeptiert?
Ob er sich als Landwirt zweiter Klasse fühlt? „Natürlich kenne ich die Diskussionen, dass Nebenerwerbslandwirte den Haupterwerbern die Flächen wegnehmen“, sagt Franz-Josef Grothues offen. „In meinem Freundeskreis war das aber nie ein Thema. Wir haben immer auf Augenhöhe miteinander gesprochen. Und ich glaube, dass die Akzeptanz in den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen ist.“
Wenn er von seinem Spagat zwischen Amt und Hof spricht, ist Franz-Josef Grothues eine Sache wichtig: Das alles ist eine Teamleistung der ganzen Familie. Seine Frau hält ihm den Rücken frei. Und während ihn früher seine beiden Brüder tatkräftig bei der Stallarbeit unterstützt haben, ist es heute sein Sohn Jonas, der mit ins Rad greift. Der 28-jährige Maschinenbau-Ingenieur wird den Hof übernehmen und im Nebenerwerb weiterführen.
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