Wie läuft die Geburt eines Kalbs ab und was macht die Maisernte so besonders? Seit über sechs Jahren teilt Bettina Hueske ein Stück ihres Alltags als Landwirtin auf Instagram und beantwortet viele solcher Fragen. Über 22.000 Menschen folgen ihr mittlerweile auf dem sozialen Netzwerk. „Ich wollte Menschen erreichen, die wahrscheinlich nie für einen Hofrundgang bei mir vorbeigekommen wären“, erzählt die 30-Jährige.
So begann sie Fotos samt erklärender Texte ins Netz zu stellen. Und tatsächlich: Es erreichten sie auch fachfremde Rückfragen und Kommentare. Nach einer Umfrage unter ihren Followern stammen rund 20 % ihrer Gefolgschaft nicht aus der Landwirtschaft und verwandten Bereichen.
Der Tod eines Kalbs
Ihre Beiträge formuliert Bettina bewusst simpel. Die Themen allerdings haben es manchmal in sich. „Es gibt Momente, die sehr an einem zehren. Momente, in denen man sich machtlos fühlt und Zweifel hat“, schreibt sie in einem Post und beginnt dann von einer Erstkalbung zu berichten, bei der das Kalb nicht überlebt hat. „Es ist wichtig, den Menschen zu zeigen, was Landwirtschaft emotional mit einem macht und dass zum Beispiel auch Entscheidungen über Leben und Tod dazu gehören“, sagt Bettina. „Außerdem tut es mir gut, solch belastende Momente mit der Welt zu teilen.“ Viele ihrer Follower fühlen mit Bettina mit, schreiben Kommentare und Nachrichten.
Natürlich erreichen sie auch ab und zu Mitteilungen von Menschen, die Bettina oder ihre Arbeit als Landwirtin kritisieren. Unsachliche und beleidigende Kommentare treffen sie nicht. „Ich weiß, dass die Leute mich nicht kennen und sich kein umfassendes Urteil bilden können“, sagt sie. Solche Texte lässt Bettina auch mal unbeantwortet. „Wenn es allerdings um Dinge geht, an denen die Landwirtschaft noch arbeiten muss, dann ist es wichtig zu reagieren“, sagt die Milchviehhalterin. „Ich finde den Input aus anderen Gesellschaften und Gruppen oftmals sehr inspirierend.“
„Aufklärungs-Teppich“
Deshalb und weil ihr Öffentlichkeitsarbeit am Herzen liegt, wird Bettina weiter auf Instagram aktiv sein. Natürlich limitiert der Hofalltag ihr Tun. Da kann es auch vorkommen, dass die Landwirtin für ein paar Wochen nichts postet. Dennoch hat sie einen Wunsch an ihre Berufskollegen: einfach machen. „Es muss nicht das Ziel sein, Tausende Menschen in aller Welt zu erreichen.“ Bettina Hueske ist überzeugt: „Wenn jeder Landwirt und jede Landwirtin im eigenen Dorf 100 Leute erreicht, können wir eine Art Aufklärungs-Teppich schaffen, der sehr viele Menschen abdeckt.“
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