In der Nacht von Sonntag auf Montag dieser Woche haben Landwirte bundesweit vor mehreren Zentrallagern des Lebensmitteleinzelhandels protestiert, in NRW beispielsweise in Greven. Anlass war wieder einmal die Preispolitik des Handels: Der Discounter Aldi will offenbar bei den laufenden Verhandlungen mit den Molkereien Einkaufspreise für Trinkmilch spürbar senken. Die Preise gelten ab dem 1. November 2020 für sechs Monate bis Ende April 2021.
Aldi will "politischen Milchpreis" kassieren
Nach Wochenblatt-Informationen laufen die turnusmäßigen Preisverhandlungen über die sogenannte Weiße Linie (Trinkmilch, Kondensmilch, Quark usw.) aktuell noch. Es zeichnet sich aber bereits ab, dass Aldi deutliche Preissenkungen gegenüber den Molkereien durchsetzt. Das dürfte noch eine Folge der Frühjahrsverhandlungen sein: Damals hatte der Discounter nach Protesten der Landwirte und einem Gespräch mit dem Bauernverband einen Aufschlag von 5 Cent pro Liter zugesagt. Und mindestens genau diesen Aufschlag will Aldi nun wieder einkassieren, weil der Discounter ein halbes Jahr lang mehr bezahlt habe als die Konkurrenz und sogar die Verbraucherpreise im Regal unterschiedlich waren. „Der Aldi-Preis war ein politischer Preis, kein Marktpreis. Und dieser lässt sich eben nicht ewig halten“, sagt ein Insider gegenüber dem Wochenblatt.
Offen ist derzeit noch, ob abgesehen vom Aldi-Preis das Preisniveau der Weißen Linie zumindest stabil bleibt. Mehrere Molkereien berichten von massivem Druck des Handels auf günstigere Einkaufspreise – trotz höherer Anforderungen durch Corona.
Höhere Butterpreise in Sicht
Besser laufen nach Wochenblatt-Informationen die Preisverhandlungen über Butter. Hier zeichnen sich ab November höhere Abgabepreise der Molkereien an den Handel ab. Die Kontrakte sollen zwei Monate laufen.