Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen sind Marken, bei denen sich die Frage stellt, ob Aufwand und Ertrag in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.
Finanzen und Organisation auf einen Blick
Unseren Themenschwerpunkt zu "Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen: Finanzierung und Organisation" finden Sie hier.
Greenpeace: Globaler Player
Einnahmen: 2019 sammelte Greenpeace 63,8 Mio. € Spenden, kassierte 6,9 Mio. € Erbschaften, 300 000 € Bußgelder aus Strafverfahren sowie Sachspenden und 104 000 € Zinserträge – in der Summe rund 72 Mio. €. Greenpeace setzt zur Neuspenden-Akquise auf sogenannte „Dialoger“, die direkt bei Greenpeace oder bei kleineren Agenturen angestellt sind.
Ausgaben: Greenpeace agiert weltweit. Der deutsche Ableger ist dabei finanziell eng mit der internationalen Organisation verwoben: 2019 flossen rund 23 Mio. € der deutschen Spendengelder an Greenpeace international zur Finanzierung „internationaler Kampagnen und Expeditionen“. Den Großteil der Einnahmen, nämlich 46,5 Mio. €, verwendet Greenpeace für Kampagnen, Aktionen und Projekte. Für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation wendet Greenpeace 11 Mio. € auf. Im Gegensatz zum DZI-Spendensiegel zählt Greenpeace sie jedoch nicht zu Verwaltungs- und Werbekosten, da es sich laut ihrer Ansicht um eine wesentliche Aufgabe des Vereins handelt. Gemäß unserer Recherchen nutzt die Nichtregierungsorganisation (NGO) rund 28 % der Sammeleinnahmen für diesen Posten. Das bedeutet: Von jedem gespendetem Euro werden 28 Cent abgezwackt – die Doppelstruktur der internationalen Abgabe wird dabei nicht erfasst.
Themen: Thematisch beackert Greenpeace den globalen Natur- und Umweltschutz. Dabei setzen sie laut Satzung das Kampagnenbudget für „gewaltfreie Aktionen“ sowie „Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit“ ein. Hierzu zählen vor allem professionell geplante medienwirksame Inszenierungen. Videos von Stalleinbrüchen gehörten in den letzten Jahren nicht dazu.
Wie läuft’s: Regional und/oder projektspezifische Gruppen aus Aktivisten engagieren sich im Rahmen einzelner Aktionen. Sie fühlen sich der Idee verpflichtet, müssen aber nicht förderndes oder mitbestimmendes Mitglied sein. Sie bekommen kein Geld für ihr Engagement. Greenpeace selbst unterstützt durch Infrastruktur, Materialien oder informiert über juristische Hintergründe. Durchführung und damit auch das Haftungsrisiko liegen bei den Aktivisten selbst.
Wer entscheidet: 40 stimmberechtigte Mitglieder, darunter auch internationale Vertreter, entscheiden über den Budgeteinsatz. Greenpeace musste sich in der Vergangenheit Kritik wegen wenig demokratisch ausgerichteter Struktur gefallen lassen. Ein Teamleiter verdient im Monat rund 7000 €. Die Geschäftsführerin erhielt 2014 rund 124 000 €. Die Stiftung Warentest urteilte 2013 über Greenpeace: „transparent und gut organisiert“.
Peta: Sieben auf einen Streich
Einnahmen: Peta Deutschland hat 2018/19 rund 11 Mio. € eingenommen. Diese setzen sich zu 70 % aus Spenden und zu 30 % aus Erbschaften sowie Vermächtnissen zusammen. Obwohl internationale Schwesterorganisationen existieren, bestehen keine finanziellen Verflechtungen zu ihnen.
Ausgaben: Rund 20 % der Ausgaben entfallen auf Verwaltung und Werbeaufwand. Eine häufige Kritik an Peta lautet, dass wenig Geld dem eigentlichen Tierschutz zugutekomme. Denn im Finanzbericht sind die Ausgaben für satzungsgemäße Aufgaben („Information“) und Eigenwerbung („Öffentlichkeitsarbeit, Spendergewinnung“) zusammengefasst und belaufen sich auf etwa 3,9 Mio. € und entsprechen mehr als 50 % der Ausgaben. Insgesamt 875 778 € gehen an die Posten „karitative Tierschutzarbeit“ und „juristische Tierrechtsarbeit und Beratungskosten“. Das sind rund 8 % der gesamten Einnahmen. Das Urteil der Stiftung Warentest lautete 2013: „unwirtschaftlich arbeitend“.
Themen: Die Tierrechtler sehen die effektivste Lösung für mehr Tierschutz in einer veganen Lebensweise. Dazu nutzen sie Kampagnen sowie Aktionen und legen Bildungs- und Unterrichtsmaterialien auf.
Wie läuft’s: Dem Verein gelingt es, durch das Einreichen von Klagen sowie Aufnahmen aus Ställen und Schlachtbetrieben medial Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das jeweilige Material stammt von unabhängigen Aktivisten.
Wer entscheidet: Offiziell gibt es sieben ordentliche Mitglieder. Der Organisation wurde im März 2020 das Verbandsklagerecht in Baden-Württemberg verwehrt. Die Begründung: Nur sieben ordentliche Mitglieder könnten „keine dauerhaft gesicherte, sachgerechte Aufgabenerfüllung“ gewährleisten. Auf Wochenblatt-Nachfrage wollte der Verein keine Angaben zur aktuellen Mitgliederentwicklung machen. Gleiches gilt für etwaige Lobbyisten sowie Bußgeldmarketing. Auskunftsbereit zeigte sich der Verein bei der Frage nach der Vergütung des Vorstands, der nach Vereinsangaben unentgeltlich arbeitet.
Ariwa: Finanzielles Leichtgewicht
Einnahmen: Mit knapp 300.000 € im Jahr 2019 ist Ariwa die kleinste NGO in unserer Übersicht. Die Finanzmittel stammen zum Großteil aus Beiträgen der Fördermitglieder (92.000 €) und Spendengelder (86.000 €). Im Finanzbericht fällt im Gegensatz zu den anderen Organisationen ein Posten besonders auf: Der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb. Dieser macht mit rund 75 500 € etwa 25 % der Gesamteinnahmen aus. Der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb geht über den Zweckbetrieb hinaus, wenngleich das Geld im Regelfall für satzungsgemäße Aufgaben verwendet wird. Diese Einnahmen stammen quasi vollständig von den veganen Straßenfesten und Brunchs, die der Verein bundesweit organisiert. Diese Auskünfte sind nicht öffentlich einsehbar, wurden aber auf Wochenblatt-Nachfrage zur Verfügung gestellt.
Ausgaben: Die Verwaltungs- und Werbekosten betragen bei Ariwa 7,7 % (21.707 €) der Gesamtausgaben. Es fällt auf, dass die darin enthaltenen Kosten für Werbung mit 25,79 € weit unter denen der anderen NGOs liegen.
Themen: Ariwa versteht sich als Tierrechtsorganisation, tritt ein für die gesellschaftliche Anerkennung von Tierrechten und lehnt die Nutzung und Tötung von Tieren grundsätzlich ab.
Wie läuft’s: Die Organisation veröffentlicht zum einen „Recherche“-Aufnahmen aus Ställen und stellt in den meisten Fällen auch Strafanzeigen gegen die Betriebsleiter. Zum anderen versucht die NGO durch Kampagnen, Demonstrationen und lokale Aktionen auf den Tierrechtsgedanken aufmerksam zu machen, sowie über die vegane Lebensweise zu informieren.
Wer entscheidet: Ariwa hat 80 ordentliche Mitglieder und damit doppelt so viele wie Greenpeace. Diese sind – und auch dies unterscheidet Ariwa insbesondere von Greenpeace und Peta – laut Satzung zur „praktischen Tätigkeit zur Verwirklichung der Vereinsziele“ verpflichtet. Die Organisation ist in Ortsgruppen strukturiert. Laut eigener Satzung dürfen die vier Vorstandsmitglieder von Ariwa für ihre Arbeit eine „angemessene Vergütung“ erhalten. Davon macht die NGO allerdings keinen Gebrauch – der Vorstand ist ehrenamtlich tätig.
Deutscher Tierschutzbund: Der Lobbyist
Der Deutsche Tierschutzbund wurde im Jahr 1881 gegründet und ist mit Abstand die älteste der betrachteten Organisationen.
Einnahmen: Von den 14,8 Mio. € Gesamteinnahmen stammt ein Drittel (4,8 Mio. €) aus Erbschaften und Nachlässen. Spenden und Förderbeiträge machen rund 5,9 Mio. € aus, 2,5 Mio. € fließen aus der Vermögensverwaltung in den Einnahmentopf, 1,2 Mio. € aus dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb.
Ausgaben: Ein Großteil der Ausgaben (9,7 Mio. €) geht in die Projektförderung und Begleitung. 2,5 Mio. € werden für Werbung, 1,3 Mio. € für Kampagnen, Bildungs- und Aufklärungsarbeit genutzt. Die drei höchsten Jahresgehälter im Kalenderjahr 2019 betrugen in der Summe rund 294 779 €.
Themen: Laut Satzung ist nicht nur die Interessenvertretung eine Hauptaufgabe des Tierschutzbundes, auch die Beratung der Mitgliedsvereine sowie die Verbreitung des Tier- und Naturschutzgedankens zählt dazu.
Wie läuft’s: Als Dachverband auf Bundesebene ist der Deutsche Tierschutzbund politisches Sprachrohr seiner Mitgliedsvereine. Dennoch betreibt es selbst auch einige Tierschutzeinrichtungen. Vornehmlich betreiben sie jedoch Interessenvertretung für den Tier- und Naturschutz. Inhaltlich fordert der Deutsche Tierschutzbund Alternativen zur „industrialisierten Massentierhaltung“, wirbt mit seinem zweistufigen Tierwohllabel „Für mehr Tierschutz“ für eine artgerechte Tierhaltung. In Berlin sitzen drei Lobbyisten, einer von ihnen ist explizit für EU-Belange zuständig.
Wer entscheidet: Die örtlichen Tierschutzvereine sind neben dem Landesverband auch immer Mitglied im Deutschen Tierschutzbund. Einzelpersonen können nur fördernde, aber nicht ordentliche Mitglieder sein.Die Stiftung Warentest beurteilt den Deutschen Tierschutzbund als transparent.
Deutsches Tierschutzbüro: Der Selbermacher
Einnahmen: Das Deutsche Tierschutzbüro nahm 2019 rund 1,2 Mio. € ein. Diese setzen sich fast vollständig (1,1 Mio. €) aus Spenden und Förderbeiträgen zusammen. Hinzu kommen 140.000 € Einnahmen aus Erbschaften sowie knapp 45.000 € aus dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb.
Ausgaben: Auf Ausgabenseite führt das Tierschutzbüro kleinstrukturiert Posten auf: Die größten Beträge entfallen mit 261.000 € auf Personalkosten sowie 124.000 € für Projekte und Kampagnen.
Themen: Propagieren und Durchsetzen der für den Tierschutz erlassenen Rechtsvorschriften. Laut Selbstdarstellung des Vereins liegt der Schwerpunkt ihrer „Arbeit [...] auf der industriellen Massentierhaltung und Pelztierzucht“.
Wer macht’s: Die Initiatoren des Deutschen Tierschutzbüros – allen voran Gründer Jan Peifer – dringen in Ställe ein. Als Privatperson findet sich Jan Peifer auch als Verantwortlicher einer Internetseite, die „Auftragsrecherche für Tierschutzbilder“ anbietet. Sollte, so heißt es dort, „das gewünschte Material“ nicht vorhanden sein oder Interesse an „exklusiver Bildbeschaffung“ bestehen, könne Kontakt aufgenommen werden.
Wie läuft’s: Die Tierhaltung, so eine Forderung des Vereins, soll „durch personell und fachlich befähigte Ehrenamtliche des Vereins“ kontrolliert werden. Eine Besonderheit des Deutschen Tierschutzbüros ist, dass Mitglieder des Vorstandes selbst aktiv in Ställe eindringen und an Demonstrationen teilnehmen. Im Gegensatz zu anderen NGOs verbreiten sie nicht nur das sogenannte Recherchematerial von anderen Aktivisten, sondern beschaffen selbst die entsprechenden Bilder.
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