Bauernverbände und Netzbetreiber Amprion einigen sich

Rahmenregelung zu A-Nord steht

Leitungsbauvorhaben A-Nord von niedersächsischen Emden übers Münsterland bis ins Rheinland: Bauernverbände und Netzbetreiber Amprion einigten sich gestern auf eine Regelung zum Leitungsbau.​

Das Stromleitungsprojekt A-Nord sieht eine knapp 300 km lange Trasse von Emden durchs Emsland und Münsterland bis nach Meerbusch-Osterath bei Düsseldorf vor. Die Erdkabel-Planung befindet sich aktuell im Genehmigungsprozess. Bei der Umsetzung soll eine Rahmenregelung den noch abzuschließenden individuellen Gestattungsverträgen mit Eigentümern und Bewirtschaftern auf der Trasse zugrunde gelegt werden. Sie gilt darüber hinaus auch für die parallel geplanten und beantragten Offshore-Stromnetzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4. Diese verlaufen zwischen Emden und Wietmarschen auf zirca 100 km parallel zu A-Nord.

Einigung mit Amprion

Nach rund zweieinhalb Jahren und vielen Verhandlungsrunden war es gestern, 11. August 2022, soweit: Vertreter der betroffenen Landesbauernverbände und des Leitungsbauunternehmens Amprion gaben in Rhede im Kreis Borken ihre Einigung auf die umfassende Rahmenregelung zum Leitungsbauvorhaben A-Nord bekannt. Das teilt der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband e.V., WLV, mit.

Details zu den Rahmenbedingungen veröffentlichen wir in Folge 34/2022 des Wochenblattes für Landwirtschaft und Landleben. Die Ausgabe erscheint am 25. August 2022.

Landwirte sind Teil der Lösung

Die betroffenen Bauernverbände aus Westfalen, dem Rheinland sowie aus Nieersachsen und Amprion einigen sich auf Regelung zum Leitungsbau. (Bildquelle: Stephan Wolfert, WLV)

Es sei das erste Mal, dass es gelungen ist, eine gemeinsame Rahmenregelung für eine länderübergreifende Trasse auszuhandeln. „Landwirtschaft und Energiewirtschaft bekennen sich zu ihrer gemeinsamen Verantwortung für das Gelingen der Energiewende. Wir ebnen hiermit entscheidend den Weg für mehr Klimaschutz und zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung", betonte Henner Braach als WLV-Vizepräsident bei der abschließenden Zusammenkunft nochmals den Grundgedanken, den die Verhandler auf beiden Seiten von Anfang an verfolgt haben, "als Landwirtschaft verstehen wir uns da als Teil der Lösung.“

"Als Landwirtschaft verstehen wir uns da als Teil der Lösung.“ Henner Braach, WLV

Klaus Wewering, Leiter Netzprojekte und Prokurist der Amprion GmbH, teilt diesen partnerschaftlichen Ansatz: „Schon früh haben wir erkannt, dass es wichtig ist, mit dem am Ende von dieser Leitung betroffenen Menschen in einem guten Austausch zu stehen. Das seien in erster Linie Menschen aus der Landwirtschaft – der Netzausbau erfolgt schließlich zu einem sehr großen Anteil unter Einbeziehung ihrer Nutzflächen. Umso wertvoller ist es, dass wir mit den vier von A-Nord betroffenen Landwirtschaftsverbänden nach harten, aber immer sachlichen Verhandlungen eine vernünftige Regelung gefunden haben, die einen Rahmen für diesen Austausch bildet.“

"Der Netzausbau erfolgt schließlich zu einem sehr großen Anteil unter Einbeziehung landwirtschaftlicher Nutzflächen." Klaus Wewering, Amprion

Das sagen die Beteiligten

"Ein Leitungsbau bedeutet immer auch einen immensen Eingriff in den Boden und damit in die Grundlage bäuerlichen Wirtschaftens", unterstrich Georg Meiners, Präsident der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes e. V. aus Niedersachsen, " natürlich stehen wir als Bauernverbände Leitungsbauten wie A-Nord erst einmal skeptisch-prüfend gegenüber. Wo sie dennoch zwingend notwendig sind, muss das Ziel unserer Verhandlungen immer sein, deren nachteilige Wirkungen auf unsere Mitglieder so weit wie möglich zu minimieren.“

"Ein Leitungsbau bedeutet immer auch einen immensen Eingriff in den Boden und damit in die Grundlage bäuerlichen Wirtschaftens." Georg Meiners, Vereinigung des Emsländischen Landvolkes, Niedersachsen

Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes e.V. (RLV) nannte wesentliche Punkte: „Konkret erwarten unsere Mitglieder bezogen auf den Netzausbau, dass sowohl Fragen zu bodenschonender Bauweise als auch Fragen der angemessenen Entschädigung für Grundeigentümer undFlächenbewirtschafter umfassend berücksichtigt werden. Dies ist mit der Rahmenregelung nun gelungen.“

„Sowohl Fragen zu bodenschonender Bauweise als auch der angemessenen Entschädigung müssen berücksichtigt werden." Bernhard Conzen, Rheinischer Landwirtschafts-Verbandes e.V.

Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH, Peter Barth, hofft, dass die Einigung langwierige und teure juristische Zwangsverfahren vermeidet und der Netzausbau möglichst einvernehmlich und schnell umgesetzt werden kann: „Wir haben in den kommenden Jahren noch tausende Kilometer Netzausbau vor der Brust, gerade auch in Form von erdverlegten Offshore-Leitungen. Damit wir diese Herausforderung bewältigen, brauchen wir die Akzeptanz der Menschen vor Ort, die ihre Flächen für diese wichtigen Infrastrukturen bereitstellen. Wir sind zuversichtlich, dass diese landwirtschaftliche Rahmenregelung genau darauf abzielt und eine gute Vorlage für kommende Erdkabelprojekte sein kann.“

"Wir bracuhen die Akzeptanz der Menschen vor Ort, die ihre Flächen für diese wichtigen Infrastrukturen bereitstellen." Peter Barth, Amprion

Blick auf das Große und Ganze

Vertreter von Amprion und der Bauernverbände stellten in Rhede nochmals den beiderseitigen Nutzen heraus. Es gehe um den Blick auf das Große und Ganze. Die Amprion GmbH rechnet aktuell damit, dass die Bauarbeiten für A-Nord in 2024 starten und etwa drei Jahren dauern.

Was ist A-Nord?
A-Nord verbindet die Netzverknüpfungspunkte Emden und Meerbusch-Osterath und bildet damit den nördlichen Teil des sogenannten Korridors A, einer neuen Nord-Süd-Verbindung zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) – hauptsächlich von Windenergie. Der Verlauf der Trasse wird von der Bundesnetzagentur festgelegt. Aktuell liegt dort der Antrag auf Erteilung eines Planfeststellungsbeschlusses zur Entscheidung vor. Mit diesem wird dann die 300 km lange Trasse final festgeschrieben werden. Nach Schätzungen der Bauernverbände wird es entlang der Trasse mehrere tausend betroffene Eigentümer und Bewirtschafter geben. Vorhabenträger ist die Amprion GmbH, die aktuell damit rechnet, dass die Bauarbeiten für A-Nord in 2024 starten und nach etwa drei Jahren abgeschlossen sein können.

Zum Hintergrund: DolWin4 und BorWin4:
Im selben Genehmigungsverfahren für A-Nord hat die Amprion Offshore GmbH als Vorhabenträger Genehmigungen für den Bau der Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 beantragt. Die beiden Gleichstromverbindungen, durch die dann ab 2028 und 2029 Offshore-Windstrom fließen soll, sollen zwischen Emden und Wietmarschen auf knapp 100 Kilometern parallel zu A-Nord gebaut werden. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 60 (DolWin4), beziehungsweise 125 km (BorWin4) auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Von dort aus verlaufen sie noch rund 155 km als Erdkabel in Richtung der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen (Ems), wo Amprion sie an das Übertragungsnetz anschließen wird. Die Bündelung der Projekte hat neben der Beschleunigung des Planungsverfahrens vor allem auch die Verringerung der notwendigen Bodeneingriffe und Baukosten zum Ziel.

Lesen Sie mehr:

Die Bundesnetzagentur gab jetzt den Verlauf des Trassenkorridors für die Stromleitung „A-Nord“ durch den Kreis Borken bekannt.

Entschädigung wie versteuern?

von Arno Ruffer (29.12.2016 - Folge 52)

Auf meinem Acker wird ein Hochspannungsmast errichtet, zudem überqueren die Leitungen meine Fläche. Hierfür zahlt der Versorger einmalig eine Entschädigung. Ich kann das Geld auf 25 Jahre...