Vor Weihnachten wurde die erste SMS der Welt aus dem Jahr 1992 als digitaler Code versteigert. 107 000 € soll der neue Eigentümer bezahlt haben. Als digitalen Eigentumsnachweis erhält der neue Besitzer ein NFT. Es handelt sich um eine junge, exotische Anlageklasse, die aktuell Furore in der Kryptowelt macht.
Was ist ein NFT?
NFT ist die Abkürzung für „non-fungible token“. Das bedeutet „nicht austauschbare Wertmarken“. Einfach gesagt: NFT ist ein Code bzw. eine Datei, die einzigartig ist. Die Datei lässt sich wie eine Kette kontinuierlich mit Datensätzen erweitern (Blockchain). Auf dieser Datenliste steht, um welches digitale Objekt es sich handelt und wem es gehört. Auch die Käufe und Verkäufe sind registriert. So werden NFT handelbar.
Anders als Bitcoin oder Aktien
„Die Einzigartigkeit bzw. Individualität von NFT lässt sich gut durch den Gegensatz mit Bitcoins oder Aktien aufzeigen“, erklärt Dr. Hartmut Walz, Professor für Bankbetriebslehre und Finanzierung an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, „jeder Bitcoin entspricht in allen Eigenschaften und somit auch dem Wert dem nächsten. Und jede Aktie von VW oder der BASF ist gegenüber allen anderen Aktien von VW oder der BASF vergleichbar – also fungibel.“ Bei NFT ist das nicht so. NFT sind non (nicht) fungibel. Sie sind nicht austauschbar, sondern völlig individuell.
Virtuelle Sammelobjekte
Beispiele für NFT sind Musik, Bilder, Memes, Animationen, Tweets. Nichts davon ist zum Anfassen. Es sind alles virtuelle, individuelle Sammelobjekte, die sowohl auf speziellen Plattformen, als auch durchaus traditionell im Auktionshaus versteigert bzw. gehandelt werden können.
Bezahlt wird meist in Bitcoin oder Ethereum. Jedoch ermöglichen die Plattformen oder Dienstleister auch die Umrechnung in US-Dollar oder Euro. Hat der Erwerber sein NFT, z.B. ein digitales Bild, eine Videosequenz oder eine digitale Spielfigur, bezahlt, ist er der offizielle Eigentümer und kann das NFT auch wieder verkaufen. Das digitale Objekt bleibt weiter im Internet verfügbar.
Sammler zahlen Millionen für NFT
Das klingt alles sehr abgehoben und futuristisch, aber NFT boomen. Sammler zahlen teils Millionen für digitale Kunstwerke oder Musikstücke. „Die Besonderheit von NFT liegt darin, dass sie rein digital – also virtuell sind – mit der Folge, dass der Erwerber keinen physischen Gegenstand besitzt“, erläutert Walz. Dies kann man nach Ansicht des Finanzexperten sowohl als Nachteil als auch als Vorteil sehen. Auf der einen Seite hat der Eigentümer nichts, was er in die Hand nehmen kann, oder was er wie ein Gemälde dekorativ aufhängen kann. Auf der anderen Seite entstehen auch keine Lagerkosten und kein Platzbedarf. Man kann NFT bei jedem Umzug einfach mitnehmen.
Eine exotische Anlageklasse mit Risiko
Doch das Geschäft mit NFT hat seine Tücken. Es basiert auf Hoffnungen, Spekulationen und Zockerei. Grundsätzliche Risiken sieht Walz im technischen Bereich. Zum Beispiel: Datenverlust, virtueller Diebstahl durch Hacking oder sonstigen Datenraub. Die größeren Risiken dürften aber vom Anleger und der Anlage selbst ausgehen. „NFT ist eine noch sehr junge, exotische Anlageklasse“, so der Wissenschaftler, „Anleger, die sich durch die aktuelle Euphorie für die Geldanlage antreiben lassen, entscheiden mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Sie erwerben NTF möglicherweise viel zu teuer, zumal es keine Erfahrungswerte für die Bewertung gibt.“ Aber war bzw. ist das nicht bei anderen exotischen Modeanlagen wie Telefonkarten, Parfumflacons oder Porzellanfiguren nicht auch so?
Und was sollten Anleger tun?
Gerade weil der Hype um NFT hoch ist, sind die Wertsteigerungen nicht garantiert. Verpufft der Hype, verblasst der neue Stern am Himmel der Kryptowährungen schneller als das Geld für die Gebühren für die Verschlüsselung des Codes und Abwicklung einer Transaktion verschwindet. Und der Anleger hat nicht einmal mehr etwas in der Hand, was er festhalten könnte.
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