Kontrovers

Medienstimmen zum Waldschadensbericht: Blick in lichte Kronen

Der aktuelle Waldschadensbericht der Bundesregierung hat in den Medien rege Beachtung gefunden und für viele Kommentare gesorgt.

TAGESSCHAU.DE

Dem Wald geht es schlecht, er steht unter Dauerstress. Ein Dürre-Jahr nach dem anderen, lange Hitze-Perioden und Stürme - immer weitere Wetterextreme also. Dazu die zunehmende Luftverschmutzung und Schädlinge wie die Borkenkäfer, die sich durch Rinde und Holz der Bäume bohren. Nur noch jeder fünfte Baum steht gesund da mit voller Krone. Das darf niemanden kalt lassen. Denn so ein Wald ist mehr als eine schöne Kulisse für den Sonntagsspaziergang. Hier wird Holz produziert und Grundwasser gefiltert und gespeichert. Der Wald bindet klimaschädlichen Kohlenstoff, reguliert den Niederschlag, reinigt die Luft und ist Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Der Klimawandel bringt das alles in eine Schieflage.
Förderprogramme von Bund und Ländern helfen, etwa die Nachhaltigkeitsprämie des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Höhe von 500 Mio. € – gut investiertes Geld, um wieder aufzuforsten. So, dass die Wälder stressresistenter werden: mit Mischwald statt Monokultur und Baumarten, die besser zurechtkommen mit zunehmender Trockenheit.
Aber auch wenn 500 Mio. € nach sehr viel Geld klingen: Bei den kleinen Waldbesitzern kommen davon nur ein-, zweihundert Euro an. Es ist gerade einmal eine symbolische Anerkennung für das, was sie für die Gesellschaft leisten.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Wenn Förster heute in lichte Kronen blicken, dann gehören die zu 30, 40 oder 50 Jahre alten Bäumen. Gepflanzt in Zeiten, in denen „Klimaschutz“ noch nicht im Duden stand. Gehegt oft zu dem Zweck, dereinst Geld zu bringen. Konnte ja keiner ahnen, dass Fichten und andere Gehölze mal reihenweise Hitze und Trockenheit zum Opfer fallen würden.
Der Zustandsbericht ist nur das jüngste Dokument einer Entwicklung, die jeder sehen kann, der mit offenen Augen deutsche Wälder durchstreift. Vier von fünf Fichten, Kiefern, Eichen sind angegriffen, neun von zehn Buchen. Bäume sterben.
Das ist noch kein Waldsterben, und es steckt auch eine Chance darin. Der Wald ist auch deshalb so anfällig, weil er vielerorts so wenig gemischt ist. Wenn Bäume nun absterben, dann machen sie auch Platz für den Umbau: Für Baumarten, die mit dem Klima besser zurechtkommen. Vielleicht sogar solche, die bisher eher in Südeuropa vorkamen. Aber Vorsicht: Auch diese Bäume wachsen in ihre Probleme hinein. Wer weiß schon, welche Extreme sie in den nächsten 30, 40, oder 50 Jahre überstehen müssen? Mehr Mischung, angepasste Sorten, weniger Monokulturen – alles richtig. Aber die beste Antwort heißt gute, entschiedene Klimapolitik.

FRANKFURTER RUNDSCHAU

Trockenheit und Stürme als Folgen des Klimawandels läuten seit Jahren ein zweites Waldsterben ein. Als in den 1980er-Jahren großflächige Waldschäden sichtbar wurden, war der saure Regen schnell als Hauptschuldiger identifiziert. Rauchgasentschwefelung und andere gesetzliche und technische Maßnahmen zur Reduktion von Schadstoffen in der Luft brachten vorläufige Entspannung.
Doch jetzt rollt die nächste Welle. Und die hat viel weitreichendere Folgen als das erste Waldsterben.Denn dem Klimawandel ist nicht so leicht beizukommen, und die deutsche Forstwirtschaft wird sich grundlegend umstellen müssen, um den geänderten Gegebenheiten gerecht zu werden. Strittig und noch lange nicht entschieden sind die Diskussionen, inwieweit dazu künftig statt heimischer Arten vermehrt nichtheimische Baumarten zum Einsatz kommen sollen, die mit Trockenheit und Hitze besser zurechtkommen.

SAARBRÜCKER ZEITUNG

Mit Waldeigentümern möchte man in diesen Zeiten nicht tauschen. Drei aufeinanderfolgende Dürrejahre, anhaltender Schädlingsbefall und zahlreiche Krankheiten bei allen Baumarten – der deutsche Wald ist so kaputt wie nie, schlimmer noch als in den 1980er Jahren, Stichwort „saurer Regen“.
Die Bundesregierung hat sich für den Weg des Geldes entschieden, um das Umdenken in der Branche und den Umbau zu klimagerechten Wäldern zu forcieren. Einen anderen hat sie nicht. Sie tut dies aber nicht mit der Gießkanne. Das Geld gibt es nur verbunden mit klaren Bedingungen. Richtig so. Zur Wiederaufforstung braucht es freilich viel Zeit und Personal, an dem es besonders mangelt. Erfolge werden also nicht gleich erkennbar sein, das muss man wissen. Der Wald benötigt Jahrzehnte, mitunter Generationen, um sich neu zu entwickeln oder zu regenerieren. Aber ein Anfang ist zumindest gemacht.


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